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    Startseite » Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel
    Drama Fantasy Filme Komödie

    Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel

    Stefan Brüningvon Stefan Brüning17. Oktober 2025Keine Kommentare6 min Lesezeit
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    Keanu Reeves ist in Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel. Entpuppt sich die erste Spielfilmregie des Stand-Up-Comedian Aziz Ansari als himmlisches Vergnügen oder müssen die Zuschauer:innen bei der Sichtung Höllenqualen erleiden?

    Das erzählt uns Good Fortune

    Macht Geld glücklich? Der gutmütige, aber ungeschickte Schutzengel Gabriel bezweifelt das. Eigentlich besteht sein Job darin, Menschen zu retten, die beim Autofahren aufs Handy gucken. Doch er fühlt sich zu Höherem berufen. Als er den verzweifelten Gelegenheitsarbeiter Arj trifft, der im Auto schläft und sich trotz zahlreicher Jobs kaum über Wasser halten kann, beschließt er zu helfen. Wenn er ihm die Gelegenheit böte, für ein paar Tage in das Leben des Selfmade-Millionärs Jeff (Seth Rogen) zu schlüpfen, der in einer Villa mit Pool lebt, würde Arj schon merken, dass Reichtum allein nicht glücklich macht! Doch Gabriel irrt sich. Denn Arj genießt es in vollen Zügen, plötzlich auf der Gewinnerseite des Lebens zu stehen. Beim Versuch, das Geschehene wieder rückgängig zu machen, stellt der Schutzengel das Leben der beiden Männer vollends auf den Kopf. Das göttliche Chaos, das er stiftet, hat plötzlich auch für ihn selbst ungeahnte Konsequenzen…

    Keanu Reeves stiehlt auch auf dem Plakat allen die Show. © Leonine Studios

    Der Meister des Nichts

    Aziz Ansari erlangte durch seine Rolle in Parks and Recreation weltweite Bekanntheit, doch erst in seiner Serie Master of None zeigte er, was wirklich in ihm steckt. Wenn man die Inhaltsangabe liest, mag die Serie zunächst wie eine typische Comedy wirken, entpuppt sich jedoch schnell als Kleinod im Streaming-Dschungel. Sie begleitet den erfolglosen Schauspieler Dev und behandelt Themen wie Identität, Tod, Religion und zwischenmenschliche Beziehungen. Mit Tiefgang und viel Feingefühl nähert sich Ansari bzw. seine liebenswerten Figuren den existenziellen Fragen des Lebens. Neben den sympathischen Charakteren fällt vor allem die unkonventionelle Inszenierung ins Auge. Das Tempo ist gemächlich und auf schnelle Lacher wird verzichtet. Stattdessen gibt es Liebeserklärungen an das europäische Kino, Episoden, die sich auf Nebencharaktere konzentrieren und eine dritte Staffel, die den Fokus und die Tonalität der Serie vollständig verändert. Ansari genoss offenbar uneingeschränkte kreative Freiheit und schuf damit eine der außergewöhnlichsten – und besten – Serien der letzten zehn Jahre. Diesem Erfolgsrezept bleibt er auch bei seinem Spielfilmdebüt treu.

    Zur Hölle mit dem Mainstream

    Ansari kümmert sich nicht um die Sehgewohnheiten eines Mainstreampublikums und behält seine entschleunigte Erzählweise bei – ein finanzielles Wagnis angesichts des beachtlichen Budgets von 30 Millionen Dollar und ohne die Sicherheit eines großen Streamingdienstes im Rücken. Es gibt nur wenige Kamerafahrten, keine hektischen Schnitte und auch der Musikeinsatz bleibt sparsam. Nichts soll von der Geschichte und ihren Figuren ablenken. Dementsprechend werden optische Spielereien wie Parallelmontagen oder kreative Ortswechsel nur eingesetzt, wenn sie der Erzählung dienen – etwa bei Arjis Zukunftsvisionen oder der Gegenüberstellung zweier grundverschiedener Lebensrealitäten.
    Diese Entscheidung kommt auch der Figurenzeichnung zugute, denn nur wenn die Kamera lange auf ihnen verharrt, wird jene Bürde in ihren Gesichtern sichtbar, die das Schicksal ihnen auferlegt hat.

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    Göttliche Komödie

    Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel greift die Grundidee des Weihnachtsklassikers Ist das Leben nicht schön? auf und verbindet sie mit der Moral von Trading Places aus dem Jahr 1983. Um ihm eine Lektion zu erteilen, ermöglichte der Engel Gabriel (Keanu Reeves) dem Gelegenheitsarbeiter Arj (Aziz Ansari), sein Leben mit dem eines reichen Finanzmoguls Jeff (Seth Rogen) zu tauschen. Der sehr naive Gedanke, dass Geld nicht glücklich macht, wird im Folgenden gnadenlos entlarvt. Gabriel ist ratlos, als er erfährt, dass Arj durch den Tausch auf einen Schlag alle seine Probleme losgeworden ist. Diese Erkenntnis ist nicht neu, – Studien haben längst bewiesen, dass Zufriedenheit bis zu einem gewissen Punkt vom Wohlstand abhängig ist – doch sie aus der Kitschfabrik Hollywood zu hören, ist überraschend erfrischend. Die übernatürlichen Elemente dienen allerdings nur als Mittel zum Zweck, um eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit aufzuzeigen und allzu idealistische Ideen buchstäblich zu Erden. Religiöse Überzeugungen bleiben weitestgehend unangefochten. Kritisiert werden lediglich säkulare Wirtschaftssysteme.

    Ohne zu sehr mit der Moralkeule zu schwingen oder eine „Eat-the-Rich“-Attitüde an den Tag zu legen, fordert Ansari Veränderungen, die beiden Seiten zugutekommen. Ein so deprimierendes Thema wie die aktuelle Finanzkrise der USA unterhaltsam zu verpacken, ist eine Kunst für sich, die dem „Meister des Nichts“ vorzüglich gelingt. Sein Humor ist zu jeder Zeit in Einklang mit der Handlung. Die Pointen sind subtil, feinsinnig und niemals respektlos gegenüber den Figuren. Hier zahlt sich die ruhige Inszenierung aus, denn einige Gags brauchen Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

    Herzliche Menschen…

    Eine entschleunigte Erzählweise bedeutet jedoch nicht, dass die Handlung vor sich hinplätschert oder Langeweile aufkommt. Einen großen Anteil daran haben die sympathischen Figuren, die passend besetzt sind. Trotz ihrer prekären Lage strahlen sie eine solche Herzlichkeit und Wärme aus, dass man jede Sekunde mit ihnen genießt.

    Ansari spielt einmal mehr ein Opfer des kapitalistischen Systems. Durch seine großzügige Art, seine unbeschwerte Attitüde und seine nachvollziehbare Motivation wünscht man ihm selbst bei fragwürdigen Handlungen nur das Beste. Wie schon in Master of None nimmt Regisseur und Autor Ansari seine Figur in den richtigen Momenten aus der Handlung, um den Nebenfiguren den nötigen Raum zu geben.

    Ihm zur Seite steht Kiki Palmer (Nope) als Elena, die in jedem anderen Film wohl nur als Love-Interest und Motivatorin für den Protagonisten dienen würde. Sie erhält hier einen eigenen Charakterbogen und selbst Arj muss sich ihren Zielen unterordnen.

    Jeff (Seth Rogen) hat eine göttliche Eingebung © Leonine Studios

    …treffen auf himmlische Kreaturen

    Keanu Reeves stiehlt als Engel allen die Show. Er ist vielleicht kein Shakespeare-Darsteller – davon kann man sich in einer Verfilmung von Viel Lärm um Nichts überzeugen –, doch wenn sein Talent richtig eingesetzt wird, entstehen ikonische Figuren wie Neo aus Matrix oder Theodore „Ted“ Logan aus der Bill & Ted-Trilogie. An Letzterem orientiert er sich in seinem Spiel und erzeugt durch seine naive Darstellung eines Engels echtes Comedy-Gold ohne dabei zur Witzfigur zu werden. Statt wie gewohnt über den Dingen zu stehen, muss er sich plötzlich mit irdischen Problemen herumschlagen und wirkt dabei genauso überfordert wie wir.

    Seine besten Momente hat er im Zusammenspiel mit Seth Rogen (The Studio), der durch seine unprätentiöse Art selbst einen selbstsüchtigen Millionär charmant wirken lässt. Wenn Gabriel sein Leben durcheinanderbringt, fühlen wir mit ihm und empfinden keine Schadenfreude.

    Am Ende ordnet sich Good Fortune doch noch den Hollywoodkonventionen unter. Die Figurenentwicklungen sind etwas zu versöhnlich und halten einem Realitätstest nicht stand, aber eine märchenhafte Erzählung über himmlische Mächte muss doch wenigstens ein bisschen Hoffnung auf Besserung wecken – oder?

    © Leonine Studios

    Unser Fazit zu Good Fortunes – Ein ganz spezieller Schutzengel

    4.0 Stark

    Man kann nur hoffen, dass Aziz Ansari das Glück an der Kinokasse hold bleibt, denn Good Fortune – Ein ganz besonderer Schutzengel liefert genau das, was dem Kino aktuell fehlt: eine originelle Komödie mit sympathischen Darstellern und der richtigen Prise Sozialkritik.

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    Stefan Brüning

    Stefan ist in der Nähe von Wolfenbüttel beheimatet, von Beruf Lehrer und arbeitet seit Mai 2024 bei Filmtoast mit. Seit seiner Kindheit ist er in Filme vernarrt. Seine Eltern haben ihn dankenswerterweise an Comics und Disneyfilme herangeführt. Bis zu seinem 8. Lebensjahr war es für ihn nicht nachvollziehbar, wie man Realfilme schauen kann. Aber nach der Sichtung des Films Police Academy und natürlich der Star Wars- Filme hat sich das geändert. Natürlich waren in seiner Kindheit auch die Supernasen, die Otto- und Didifilme Pflichtprogramm, denn worüber sollte man sonst mit den Anderen reden? Deswegen mag er einige dieser Filme bis heute und schämt sich nicht dafür.

    Stefan setzt sich für die Erhaltung der Filmwirtschaft ein. Sei es durch Kinobesuche, DVD/ Blu- Ray/ UHD oder Streaming, je nach dem welches Medium ihm geeignet erscheint. Sein filmisches Spektrum und seine Filmsammlung hat sich dadurch in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert, weswegen er sich nicht auf ein Lieblingsgenre festlegen kann.

    • Stefan Brüning
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