Vermarktet als Mischung aus Midnight Meat Train und Luc Bessons Subway fährt Last Stop: Rocafort St. hinab in den Untergrund-Horror der spanischen U-Bahn. Doch ist der Film auch schnell genug, um seinen eigenen Erwartungen gerecht zu werden?
Darum gehts in Last Stop: Rocafort St.
Laura hat vor Kurzem eine Stelle bei der U-Bahn von Barcelona angetreten und wird der alten Station Rocafort zugeteilt, um die eine unheimliche Legende rankt: Im Laufe der Jahre sind an diesem Ort viele Menschen unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, und niemand scheint an der Wahrheit interessiert zu sein. Nach und nach findet Laura mit Hilfe des Polizisten Romàn heraus, dass was auch immer dort unten sein Unwesen treibt, nicht aufzuhalten ist …

Routiniertes Genrekino
Der spanische Horrorfilm wirkt auf den ersten Blick äußerst präzise konstruiert. Wie schon in Luis Prietos früheren Filmen steht auch hier eine starke Ausgangslage im Mittelpunkt. In Kidnap musste Halle Berry ihren entführten Sohn retten, in Shattered drehte sich alles um einen erotisch angehauchten Thriller in einem Hightech-Haus im Nirgendwo – und in Last Stop: Rocafort St. richtet sich der Blick auf eine U-Bahnstation, die Angst und Schrecken verbreitet. Zwar waren Prietos Werke nie wirklich gut, aber stets handwerklich kompetent und dank Darstellern wie Berry, John Malkovich oder Frank Grillo zumindest erwähnenswert. Auf diesem Niveau macht er nun weiter – konsequent, solide und mit einigen kleinen Überraschungen.
U(r)Bahn Legend
Last Stop: Rocafort St. startet mit einer durchaus starken Prämisse: Die Station Rocafort ist verflucht – und die Menschen wissen davon. Morde geschehen am laufenden Band, die Atmosphäre ist spürbar anders, und jeder versucht, diesen Ort zu meiden. Die von Natalia Azahara gespielte Laura begegnet diesem Schauplatz regelrecht ahnungslos, tritt ihren neuen Job an und gerät dabei in eine Abwärtsspirale aus Mythen, Legenden und schaurigen Trugbildern. Bald findet sie sich zwischen Mysterien und Zeitebenen wieder, die sie sowohl in Träumen verfolgen als auch körperlich in der Realität beeinträchtigen.
Regisseur Luis Prieto trifft bei diesem Prozess nur selten eigene Entscheidungen und liefert Fließband-Horror – jedoch mit spürbarer Finesse. Die eigentliche Handlung entwickelt sich zwar kaum, wird aber solide auf die Leinwand projiziert und unterhält dank der kühlen, distanzierten Atmosphäre inmitten des warmen Barcelonas überraschend gut. Das Setting selbst hält bei Laune, wirkt frisch, spielfreudig und ist letztlich der überzeugendste Faktor. Zwar verlässt Prieto seine starke Ausgangsidee – die Station Rocafort – zu oft, doch alle Szenen an und um die Station transportieren die urbane Legende glaubwürdig.
Horror nach Fahrplan
Zudem versucht der Horrorfilm weitgehend, auf plumpe Jumpscares zu verzichten und füllt seine Laufzeit stattdessen mit langen Kamerafahrten, ruhigen Bewegungen und sich langsam aufbauendem Horror. Prieto gelingt es nie ganz, dem generischen Fastfood-Grusel zu entkommen. Immer wieder werden Szenen mit vorhersehbaren Scares aufgebrochen, die teils unfreiwillig komisch wirken. Handwerklich bleibt dies jedoch solide und kompetent inszeniert. Abgesehen von einer zähen und langweiligen Passage im Mittelteil zeigt sich der Last Stop: Rocafort St. souverän in Ton und Stimmung, wenn auch nicht besonders hart oder mitreißend.

Nur fehlt es spürbar an Budget – und an Mut, mehr aus der Idee zu machen, als gerade notwendig. So erfüllt Last Stop: Rocafort St. über weite Strecken nur das absolute Mindestmaß: passabel, getragen von Natalia Azahara, bestenfalls mittelmäßig von den Nebenfiguren unterstützt – und stark aufgewertet durch Javier Gutiérrez (Prison 77), der schauspielerisch herausragt: Seinen Ex-Cop zwischen Mythos und Realität spielt er glaubwürdig und präzise und wertet durch Mimik, Körperhaltung und Reaktionen den Horroraspekt spürbar auf.
Über das Ziel hinaus
Leider zerfasert das Drehbuch im Verlauf zusehends. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto hanebüchener. Zwar beherrscht Prieto sein Handwerk auch im finalen Akt und liefert visuell ordentlich ab, doch das Drehbuch hält nicht mit. Denn: der Film entfernt sich zunehmend von seiner Grundidee, springt konfus zwischen Vergangenheit und Gegenwart und versucht entgegen jeder Notwendigkeit, Figuren Motivationen und Eigenschaften zu geben. Hinzu kommt ein durchwachsener Twist, der zwar überrascht, die Glaubwürdigkeit jedoch stark untergräbt.
© Lighthouse Film
Unser Fazit zu Last Stop: Rocafort St.
Als Heimkino-Horror erfüllt der spanische Streifen seinen Zweck: solides Schauspiel, stimmige Sets und wertige Bilder unterhalten. Richtig abgeholt wird man jedoch nie. Zwar stecken viele gelungene Momente in der spannenden Ausgangslage, und die U-Bahn-Station Rocafort ist atmosphärisch überzeugend inszeniert, doch je weiter sich die Handlung von ihrer Idee und Stärke entfernt, desto mehr lösen sich die Qualitäten des Films auf. Das Finale verfehlt dabei nicht nur das Ziel, sondern überreizt die ohnehin schon überschaubare Handlung zunehmend.
Schon seit jungen Jahren filmverrückt: Viel zu früh Genrefilme aller Art konsumiert und mit 14 Jahren begonnen, regelmäßig Kino+ zu schauen – obwohl er zu diesem Zeitpunkt kaum einen der besprochenen Filme selbst gesehen hatte. Geprägt wurde seine Leidenschaft maßgeblich von seiner Oma bei Star Wars: The Clone Wars und dem Schauen „alter Schinken“ vor der Glotze, seinem Vater und seinem großen Bruder mit dem er alles teilte – außer eine gleiche Meinung. Film-Begeisterung wurde beim Schauen von E.T., Jurassic Park, Zurück in die Zukunft und Indiana Jones und der Tempel des Todes entfacht, die bis heute zu den Lieblingsfilmen gehören – ab diesem Moment war klar: Filme werden ihn ein Leben lang begleiten. Er versucht, wöchentlich ins Kino zu gehen, ist sich dabei aber nie zu schade, auch den trashigsten DTV-Untiefen von Action bis Horror eine Chance zu geben oder auch mal ins indische Kino abzudriften. Bekannt aber vor allem für eines: „Alle geben 4 oder 5/5 – und er gibt ’ne 1/5, du weißt genau, da is‘ er, der Louis.“

