Die Dinos sind zurück! Nach dem Abschluss der Trilogie mit Chris Pratt und Bryce Dallas Howard wird die einst von Steven Spielberg initiierte Abenteuerfilmreihe mit passendem Titel revitalisiert. Doch wird Jurassic World: Die Wiedergeburt dem Namen gerecht?
Darum geht’s in Jurassic World: Die Wiedergeburt
Eine neue Ära bricht an: Seit den Ereignissen auf Isla Nublar teilen sich Dinosaurier die Welt mit den Menschen. Fünf Jahre später hat sich die Ökologie des Planeten allerdings stark verändert und die Dinosaurier sind gezwungen, sich in isolierte äquatoriale Umgebungen zurückzuziehen. Angeführt von Zora Bennett (Scarlett Johansson, Black Widow), Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey, Wicked, Bridgerton) und Duncan Kincaid( Mahershala Ali, Green Book – Eine besondere Freundschaft) begibt sich ein unerschrockenes Expertenteam in streng geheimer Mission zu einer entlegenen Insel.
Ziel ist es, für ein bahnbrechendes Heilmittel genetisches Material aus den größten Kolossen zu Land, zu Wasser und in der Luft zu extrahieren. Doch überschneidet sich die Operation mit dem Schicksal einer Familie, deren Boot von angreifenden Wassersauriern zum Kentern gebracht wurde. Gemeinsam stranden sie auf einer verbotenen Insel, die einst eine geheime Jurassic-Park-Forschungseinrichtung beherbergte und damit auch die gefährlichsten der gefährlichen Dinosaurier. In diesem Gebiet werden sie mit einem düsteren, schockierenden Geheimnis konfrontiert, das seit Jahrzehnten vor der Welt verborgen blieb…

Gelingt Gareth Edwards die Revitalisierung?
Gareth Edwards war nicht die erste Wahl für den Regieposten, um nach Jurassic World 3 der Marke frisches Blut einzuflößen, aber wenn man sich anschaut, was er mit dem 2014er Godzilla geschafft hat und dann innerhalb des Sci-Fi-Genres mit verhältnismäßig wenig Budget in The Creator umzusetzen schaffte, dann mag die Besetzung hier doch mehr als nur einleuchtend sein – und mit einer gewissen Erwartungshaltung einhergehen. Denn, wie gesagt, hat Edwards sowohl Independent-Erfahrung (Monsters) vorzuweisen, aber auch schon mehrfach Franchise-Ballast auf seine Schultern geladen und dabei bislang keinen Schiffbruch erlitten, gilt doch auch sein Rogue One gemeinhin als einer der besten Einträge der Star Wars-Reihe.
Nun aber standen die Zeichen bei dieser Reihe doch sehr auf „von Anfang an zum Scheitern verurteilt“, wenn man sich die Resonanz auf die letzten beiden Filme und damit den allgemeinen Abwärtstrend der einst von Spielberg als Meilenstein des Blockbusterkinos etablierten Marke ansieht. Längst das „Mehr-mehr-mehr“, das leider fast alle globalen Franchises irgendwann infiziert, die Dino-Inseln erreicht, was in ziemlich überladenen, wissenschaftlich komplett hirnrissigen und vor allem in Sachen Logik nicht mehr ernstzunehmenden Projekten ausuferte. Stand zudem Jurassic Park einst für die perfekte Kombination verschiedener Technologien bei der Produktion, mutierten analog zum Inhalt die Kreaturen und Effekte in den neuen Teilen zu einem CGI-Bombast – ohne Seele, Scale und den Horroraspekt, den die Animatronics von einst noch immer ausstrahlen.
Große Aufgabe also für Edwards, dem man nun einige Topstars vorsetzt, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Kommen wir also nun zum neuen Kinofilm Jurassic World: Die Wiedergeburt – und fragen wir uns: hatte das Himmelfahrtskommando Erfolg oder ist das insgesamt „verflixte siebte“ Leinwandabenteuer der endgültige Sargnagel auf das Vermächtnis von Spielberg?
Unnötig umständlich
Es ist wirklich schwer Jurassic World: Die Wiedergeburt fair und möglichst objektiv zu beurteilen. Es hängt schlicht mit der individuellen Anspruchshaltung zusammen, die man an diese Reihe anno 2025 – oder sogar das aktuelle Blockbuster-Kino hat. Erwartet man sich von einem siebten Teil einer Reihe, die eigentlich – in den Augen vieler, wahrscheinlich auch meiner – nie hätte zur Reihe werden sollen, bahnbrechend Neues, nachdem nahezu jedes erzähltechnische Experiment der letzten Teile (zurecht) mit einem Kritikhagel abgestraft wurde, ja dann wird hier eher in den Abgesang einstimmen, der sich kurz nach den ersten Vorführungen schon zum Lauffeuer im Netz entwickelt hat.
Denn Regisseur Edwards macht es sich alles andere als leicht, bei den kritischen Stimmen da draußen irgendwie noch Ehrentreffer zu landen, wiederholt er doch in Teilen Fehler seiner Vorgänger vom dem Sessel und schafft es auf der anderen Seite auch nicht wirklich die eigentlich gar nicht schlecht konstruierte – und angenehm kleingehaltene – Story hier in einem für die Allgemeinheit akzeptablen Pacing vorzutragen: Der Auftaktszene ist unlogischer Unfug (Stichwort: Snickers-Papier) und dann nimmt sich der Film schlicht viel zu viel Zeit für überbordendes Expositions-Gewäsch und die Einführung der Teammitglieder. Allgemein ist der Abenteuer-Streifen viel zu erklärlastig, sodass sich insbesondere alle Zuschauer:innen jenseits der 15 für nicht ganz voll genommen fühlen werden.
Für was steht eigentlich diese Reihe?
Allerdings sollte, wer hier jetzt allzu genüßlich mit dem Finger in der Wunde bohrt, schon mal hinterfragen, ob es bei diesem Franchise wirklich geboten ist, allzu große Ansprüche an wissenschaftliche Akkuratesse, Logikfehler-Freiheit und nicht von Beginn an absehbare Figuren-Switches legen sollte. Denn ich für meinen Teil zumindest hab das Jurassic-Franchise nie als Wissenschafts-Thriller oder ähnliches verstanden, sondern eben als filmgewordene Kindheitsfantasien von der Koexistenz mit den Urzeitriesen. Und hier hat sich die Reihe dann glücklicherweise doch weiterentwickelt und Michael Crichtons Gedankenexperiment bis in unsere komplett durchkommerzialisierte Jetztzeit weitergesponnen.
Hier setzt nun eben auch der neueste Part wieder an und macht in Sachen moralischer Fragestellungen einiges wesentlich besser als der sechste Teil der Reihe, Dominion, der mit seiner Steve Jobs-Karikatur als Antagonist komplett in die Binsen ging. Die Wiedergeburt schickt nun also die neu zusammengestellte Crew auf eine eigentlich simple Mission, drei Proben aus einem überdimensionalen Textlabor, einer weiteren Insel natürlich, zu organisieren, von drei riesigen Dino-Vertretern, um daraus ein Herz-Medikament entwickeln zu können. Die Herleitung ist natürlich vollkommen hanebüchen, aber der kleine Moralkonflikt, der sich im Verlauf entwickelt, ist durchaus ein solider Plotpunkt.
Keine Überraschung, keine Über-Perfomance
Und positiv ist auch, dass sehr schnell klar ist, dass der Philanthrop eben gar kein Philanthrop ist, er aber nicht zu einem Abziehbild-Schurken verkommt, sondern durchaus noch ein zwar simpel gestrickter aber glaubhafter Antagonist bleibt. Überhaupt muss man zwar schon sagen, dass die beteiligten Darstellerinnen und Darsteller zu weiten Teilen schon wesentlich besser zu sehen waren – teils sogar etwas verschenkt werden -, aber lustlos (oder so abschreckend fehlbesetzt wie Chris Pratt ab einem gewissen Punkt in dessen ureignen Trilogie) tritt keine und keiner auf. Am lobenswertesten ist wahrscheinlich hier einerseits die Leistung von Jonathan Bailey, der die Liebe zu den Dinos wirklich stark vermitteln kann und Mahershala Ali, der es schafft auch in dieser recht absehbaren Figurenentwicklung mit Nuancen in seinem Spiel das Interesse hochzuhalten. Scarlett Johansson hingegen schafft es nicht wirklich ihr Stardom in eine leinwandeinnehmende Darbietung zu kanalisieren und wirkt am ehesten sogar austauschbar.
Will man Jurassic World ein großes Manko ankreiden, dann ist es seine Vorhersehbarkeit. Von Anfang an, kann sich der affine Kinogänger genau ausmalen, wer hier aus der Sache lebend rauskommt und wer Dinofutter wird. Die Prämisse, der der Film folgt, ist zu formelhaft, zu mutlos wahrscheinlich seitens des Studios. Bei alledem gibt es aber auch einige Punkte, die den Kinobesuch lohnenswert machen.

Tolle Setpieces, fantastische Einstellungen, anständige Härte
Tatsächlich gelingt es nämlich in gleich mehreren konfrontierenden Setpieces einen wirklich fantastischen Eindruck der Dimension der Urzeittiere zu kreieren und damit ziemlich nah an das Wow des Erstlings ranzukommen. Kritisch wiederum werden einige die Designentscheidungen bei den mutierten Kreaturen beurteilen, denn die schauen tatsächlich weniger noch wie Jurassic Park als vielmehr nach Kaijus à la Godzilla oder in einem Fall fast wie ein Geschöpf aus der Alien-Reihe aus. Doch da es ja in der Story darum ging, dass auf dieser Insel quasi die kompletten Fehlschläge der genetischen Experimente wie in einem Dino-Ghetto isoliert wurden, finde ich diese kreativen Entscheidungen sogar konsequent und stimmig innerhalb dieser Logik.
Mit The Creator hatte Edwards ja erst vor wenigen Jahren sein Gespür für richtig starke Bilder, die sich für Postermotive aufdrängen und auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben, beweisen dürfen – und das gelingt ihm auch in Jurassic World: Die Wiedergeburt mit einigen Einstellungen. Vor allem wenn sein Kameramann mit Perspektiven spielen darf oder sich die Action unter Wasser abspielt, sieht das schon richtig gut aus. Nur in wenigen Szenen sticht hier noch die CGI negativ ins Auge: ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Vorgänger bei gleichzeitig günstigeren Produktionskosten.
Und auch wenn die Altersbegrenzung FSK-12 hier nie ausgelotet wird, gibt es doch auch einige Momente, die wirklich wieder leichte Horror-Akzente setzen dürfen und auch blutig darf es an ein paar Stellen werden – mit leichtem Slapstick-Duktus, um die Teenager nicht zu sehr zu schocken, versteht sich. In Bezug auf den Nervenkitzel kann natürlich auch nur jede und jeder für sich sprechen, doch Edwards schafft es auch an dieser Front zu punkten, denn einige Kapitel sind wirklich nervenzerreißend gelungen. Wenn es hier woran hakt, dann sind es die etwas holprigen Übergänge und nicht immer gut durchdachte Tempoverschleppungen.
Ein kleiner bis mittelgroßer Schritt in die richtige Richtung, aber reicht das?
Verglichen mit Domion ist Jurassic World: Die Wiedergeburt – ohne, dass das eine große Challenge gewesen wäre – in allen Belangen überlegen. Aber im Gesamtwerk ordnet sich der neueste Part doch weiterhin sehr tief unter dem Meilenstein von Steven Spielberg ein. Durchsteht man die missglückte Auftaktsequenz und schaut man über das erzwungene Bonding im ersten Drittel hinweg, dann hat diese Reihe lange nicht mehr so gut ausgesehen, so viel Spaß gemacht und gleichzeitig doch noch so viel zu erzählen gehabt, dass man zumindest ein Fünkchen Neugier am Ende im Wasser schimmern sieht, was mit dem Status quo zwischen Dinosauriern und Menschen noch erzählt werden könnte. Ob das dann allerdings nochmal diese Crew sein muss und ob man nochmal Edwards in Verantwortung ran lassen sollte, das steht auf einem anderen Blatt – und entscheidet sich erst an den Kinokassen.
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Unser Fazit zu Jurassic World: Die Wiedergeburt
Ausgestorben? Nicht ganz. Es fließt noch Blut durch die Adern des Jurassic-Franchise, wenn auch mit gemächlichem Tempo und immer wieder leichten Aussetzern des Herzschlags. Nichtsdestotrotz ist der inzwischen siebte Eintrage in der Reihe in Phasen ziemlich nah an der Magie des Steven Spielberg-Initial-Films dran. Jetzt muss nur noch an der Logik-Front, beim Pacing und in Sachen Charakterarbeit Feinschliff betrieben werden, dann ist beim nächsten Versuch - insofern denn einer kommen sollte - tatsächlich mal wieder ein guter Film in diesem Kanon drin, der bis heute noch immer so viele Herzen weltweit zu erwärmen vermag.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.