Predator: Upgrade war für Fans der Tiefpunkt der Reihe, Prey dann ein Lichtblick. Nun kommen in kurzer Zeit zwei neue Einträge zum Franchise hinzu. Den Auftakt macht die Disney+-Produktion Predator: Killer of Killers – ein Animationsfilm als Lebenszeichen einer strauchelnden Serie?
Die Handlung von Predator: Killer of Killers
Die Anthologie folgt drei der gefährlichsten Krieger der Menschheitsgeschichte: einer Wikingerin, die ihren jungen Sohn auf einen blutigen Rachefeldzug führt, einem Ninja im feudalen Japan, der sich in einem brutalen Kampf um die Nachfolge gegen seinen Samurai-Bruder wendet und einem Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg, der sich in die Lüfte erhebt, um eine außerirdische Bedrohung für die Alliierten zu untersuchen. Doch obwohl diese Krieger selbst Killer sind, sind sie doch nur Beute ihres neuen Gegners – des ultimativen Jägers.
Wie die Animationsform zur Reihe passt
Fangen wir doch mal mit der offensichtlichen Frage an, wenn eine Filmreihe, die bisher ausschließlich Live-Action-Einträge vorzuweisen hat, durch einen animierten Teil den Spagat hinlegen will, ein neues Publikum an die Reihe heranzuführen und alteingesessene Fans trotzdem mitzunehmen. Neu ist dies ja nicht. Insbesondere zuletzt hatte man den Eindruck, dass dieser Step nahezu obligatorisch geworden ist: The Boys: Diabolical, The Witcher: Sirens of the Deep oder sogar in Kino-Fassung mit Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim sind einige Marken animationstechnisch verbreitert worden, nachdem schon Marvel mit What if? und Star Wars mit Visions diesen Weg beschritten hat. Der Anklang beim Publikum ist dabei so schwankend wie die einzelnen Formate in ihrer Qualität.
Predator: Killer of Killers fühlt sich nun irgendwie doch so an, als wollte man eine Art Pflichtaufgabe abhaken. Denn stilistisch müsste man den Hulu-Film nun eindeutig im Schlussdrittel aller „Konkurrenz“-Projekte verorten, bezieht man die in den vergangenen Jahren insgesamt auf Streamingplattformen Animationsformate mit ein, fiele das Urteil noch härter aus: Die Animation sieht nicht wirklich gut aus, vor allem eben wenn man aufgrund einer doch an erfolgreiche Titel angelehnte Optik sieht, die aber sowohl im Statischen als auch im Dynamischen derart abstinkt gegenüber den Vorbildern, dass es schon fast kläglich wirkt.
Die Wikingerwelt im ersten Part ist verglichen mit der in einigen Teilen ähnlichen Herr der Ringe-Welt in Schlacht der Rohirrim blass, die Samuraiwelt mindestens drei Klassen uninspirierter als Blue Eye Samurai, erst der finale Akt, wenn die verschiedenen Protagonisten zusammengeführt werden, schafft es vereinzelt erinnerungswürdige Bilder zu kreieren und ein bisschen Eigenständigkeit zu implementieren, da erst dann wirklich die titelgebenden Räuber voll und ganz zur Geltung kommen.
Brutal, kurzweilig und mit Augenzwinkern
Allein aufgrund dieser ernüchternden Optik fiel mir der Einstieg richtig schwer, das erste Kapitel „Shield“ fühlt sich auch wie ein müder Aufguss von bekannten nordischen Geschichten an und der Schwung den der Predator-Auftritt hier reinbringt, hält sich in Grenzen. Im zweiten Part „Sword“ ist dann schon mehr Drive drin, insbesondere der Kampf der Samurai mit dem Außerirdischen ist durchaus packend in Szene gesetzt und im dritten Kapitel „Bullet“ überzeugt dann die Backstory des da eingeführten Piloten emotional vermutlich am meisten, während der Luftkampf eher wieder unterwältigend daherkommt. Alle drei Geschichten der unterschiedlichen Hauptcharaktere im Einzelnen eint, dass es richtig zur Sache geht, die Krieger ihre Stellung als würdige Gegner für die Predatoren auf saftig-blutige Weise unter Beweis stellen und dass sie jeweils wirklich flott durchflutschen mit je knappen 20 Minuten.
Der Payoff im finalen Akt kommt deswegen recht schnell und für meine Begriffe auch lohnend daher. Wenn ein Samurai, eine Wikinger-Rächerin und ein Weltkriegssoldat zusammen in einer Arena auf die kultigen Predatoren treffen, dann macht das wirklich Laune. Die ganze Kämpferei ist dabei mit einige guten Momenten gespickt und weiß im gesamten Film auch am ehesten audiovisuell Akzente zu setzen. Und dabei kommt auch der leicht schwarzhumorigen Anstrich der Reihe nicht zu kurz, sodass man sogar ein paar Mal zum Grinsen verleitet wird, sei es durch die Kommunikationsschwierigkeiten der Figuren – oder wegen der ein oder anderen alles andere als plumpen Anspielung auf bekannte Elemente der Reihe.

So vergehen am Ende die etwas über 80 Minuten Netto-Laufzeit wie im Flug. Predator: Killer of Killers ist gefühlt quasi die Predator-Version von Star Wars: Visions oder eine extralange Franchise-Episode von Love, Death + Robots. Eine nette Ergänzung, die nichts kaputtmacht, aber eben auch gefühlt eine vergebene Chance, denn mit mehr Mut in Sachen eigener Animation wäre deutlich mehr drin gewesen. Ein kleiner Wink in Richtung des vorherigen Franchise-Eintrags Prey findet sich in der Mid-Credit-Scene, ob aber der kommende Kinofilm, den Regisseur Trachtenberg ebenfalls verantwortet, in irgendeiner Form hierauf aufbauen wird, ist eher unwahrscheinlich.
© Walt Disney und seine verbundenen Unternehmen
Unser Fazit zu Predator: Killer of Killers
Predator: Killer of Killers ist rasant und kurzweilig, aber stottert stilistisch ziemlich und fühlt sich am Ende mehr wie ein Wartezeitfüller als wie ein ernstzunehmender Franchise-Beitrag an. Kann man als Abonnent von Disney+ auf jeden Fall mal gucken, aber bitte nicht mit der Erwartung, dass hier allzu viel hängen bleibt.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.
Ein Kommentar
Den Stil finde ich har nicht so schlecht, aber die abgehakten Bewegungsabläufe und Animationen passen für mich nicht zusammen. Dass der Film aber komplett in Unreal Engine entstand, ist aber schon interessant, auch wenn man da natürlich vergleichsweise deutlich bombastischeres und realistischeres kennt.