Eine Filmreihe, die in den Achtzigern maßgeblich nicht nur ein Genre sondern auch die technischen Möglichkeiten des Films gesprengt hat, kehrt mit Tron: Ares ein zweites Mal zurück. Doch ist das Thema in Zeiten von KI in unser aller Alltag noch ein interessantes SciFi-Sujet?
Davon handelt Tron: Ares
Tron: Ares folgt einem hochentwickelten Programm namens Ares, das aus der digitalen in die reale Welt auf eine gefährliche Mission geschickt wird und die erste Begegnung der Menschheit mit KI-Wesen darstellt.

Wenn aus Filmen, die dafür nicht die Basis haben, Reihen werden müssen…
Wir schreiben das Kinozeitalter der (immer unnötigeren) Franchisisierung – und dafür ist tatsächlich Tron: Ares ein trauriges, weiteres Paradebeispiel. Ja, der Erstling war in den Achtzigern schon ein vor allem audiovisueller Meilenstein und hat daher einen gewissen Sci-Fi-Kultstatus. Doch eigentlich hat schon nach Tron: Legacy keiner wirklich gefragt – und nach einer weiteren Fortsetzung, die in der Zwischenzeit wegen etlicher ähnlich gelagerter Geschichten und noch mehr wegen der Weiterentwicklung der technischen Realität, fast jedweder Notwendigkeit entbehrt, noch weniger Leute. Nun ja, das resultiert dann bei solchen Projekten immer öfters in eine jahrelange Produktionshölle, die den wenigsten solcher Exemplare bislang gutgetan hat.
Es ist in Bezug auf diesen Film aber nun gleich umso ärgerlicher, wenn man von Beginn an schon durchschimmern lässt, dass hier eigentlich die zündende Idee fehlt und man dann einen Regisseur, der nur zweite oder dritte Wahl war, ins offene Messer eines indiskutablen Drehbuch-Ungetüms laufen lässt. Denn nichts anderes ist dieser dritte Teil nun: Ein erzwungenes Aufblasen einer in ihrer Strahlkraft überschätzten Marke, wobei man aus fehlender Innovation heraus einfach extrem viele dagewesene Versatzstücke zusammenstückelt und hofft, das Ganze in seinen audiovisuellen Qualitäten über die Inhaltsleere und Emotionslosigkeit hinwegtäuschen zu lassen. Doch leider ist selbst der technische Aspekt von Tron: Ares nur halb so überzeugend, wie es die Macher wohl selbst glauben.
Kalt, nicht greifbar und ideenlos
Die Geschichte ist in ihrer Ausgangssituation zwar nicht bahnbrechend originell, aber auch alles andere als unspannend: zwei konkurrierende Technologie-Konzerne stehen beide vor dem entscheidenden Durchbruch, um die Welt für immer zu verändern, einer davon würde jedoch in der Folge nur den eigenen Allmachtsfantasien frönen während der andere die hehren Absichten vertritt. Dann kommt eben Ares als Resultat dieses Wettstreits ins Spiel, der jedoch schnell gegen seinen Schöpfer rebelliert, dessen Motive infrage stellt und die Seiten wechselt. Das wird dann eingebettet in einen ziemlich vorhersehbaren Wettlauf-gegen-die-Zeit-Plot und mit einigen Hintergrundgeschichten, die sich auch aus der Geschichte der Reihe begründen, angereichert, um die emotionale Ebene in dieser so digital-kalten Filmwelt irgendwie noch einzuflechten.
Aus diesen Zutaten hätte man mitunter schon einen auch heute noch akzeptabel-spannenden Sci-Fi-Thriller machen können. Doch leider stellt sich Tron: Ares auf zahlreichen Ebenen so sehr selbst ein Bein, dass der Spaß ab einem gewissen Punkt fast komplett auf der Strecke bleibt und es sehr schwer ist, hier auch nur ansatzweise noch bis zum Ende mit den Hauptfiguren mitzufiebern.
Im Kern ist die Geschichte hier eine Digimon-Storyline – ohne die Monster – oder auch eine Art digitale Frankenstein-Interpretation und dabei gibt es in Ansätzen ein paar fast schon existenzphilosophische Fragen, die zwischen den Zeilen aufgeworfen werden – aber dann zugunsten von profanen, abgedroschenen Kalenderspruch-Philosophien nicht ausgefeilt werden. Ein Film der Dutzenden verpassten Chancen und verkannten Potenziale.
Nein Inch Nails
Hat in Tron: Legacy die Musik von Daft Punk einen unterdurchschnittlichen Sci-Fi-Blockbuster noch ins Mittelmaß gehievt, ist es in der Fortsetzung nun andersherum: Ganz groß hat man von Beginn an Tron: Ares über seine von Nine Inch Nails – also dem Oscar-Preisträger-Duo Trent Reznor und Atticus Ross (Social Network, Challengers,…) – komponierte Musik promotet, so will nun im finalen Film der Score nicht wirklich zu den Bildern und der Dramaturgie fitten. So verkommen etliche Szenen zu seltsamen Musikvideo-Sequenzen, bei denen die Musik mehr irritiert, als irgendetwas Inhaltliches zu akzentuieren.
Immerhin sind dafür die optischen Werte des 2025er Films – vor allem auf der Leinwand – doch im Geiste des Originals stilprägend modernisiert und ziehen gut in die digitale Welt hinein. Während alles, was in der neuen Parallelwelt passiert daher schon eine ordentliche Charakteristik hat, ist das, was in der realen Welt geschieht in Bezug auf die CGI-Qualität und den Einfallsreichtum eher outdated, denn der Showdown tappt in die Belanglosigkeitsfalle, in die fast jeder Superheldenfilm der letzten 10 Jahre getreten ist, wenn plötzlich ein Himmelsobjekt – hier ein Fluggerät – über eine Großstadt hineinbricht und für nicht greifbare Zerstörung sorgt.
In eine weitere Falle tappt der Streifen dann noch mit einem Nostalgie-Einschub, der uns Jeff Bridges zurückbringt, aber eher hohl und deplatziert wirkt, weil im Prinzip das, was passiert, schon vorher klar war.
Immerhin spielt Jared Leto passabel
Nach seiner Joker-Interpretation, seinem Morbius-Fail und seinen weiteren fragwürdigen Auftritten der letzten Jahre, waren die Befürchtungen, dass Jared Leto auch hier wieder im Alleingang das Augenrollen auslösen wird, nicht unerheblich. Doch tatsächlich kann man resümieren, dass – wahrscheinlich aufgrund der inhaltlich begründeten Künstlichkeit seiner Titelfigur – Leto hier doch ziemlich gut noch abliefert, wenngleich es schon wieder einige Momente gibt, die eher Meme-Potenzial haben, als dem House of Gucci–Darsteller in seinen Schauspielqualitäten in ein neues Licht zu rücken.
Leto ist keiner der negativen Aspekte, leider dafür schon eher die in The Morning Show so großartige Greta Lee, die hier vor allem in den Momenten, in denen sie in der Interaktion mit Leto Sympathie ausstrahlen oder gar für komödiantische Auflockerung sorgen soll, komplett verloren wirkt. Leider trägt sie hier die Hauptrolle nicht, hat aber zum Glück noch ein paar einigermaßen funktionierende Assistenten in Persona von Arturo Castro, Hasan Minhaj und Sarah Desjardins (Yellowjackets) an ihrer Seite, die Schadensbegrenzung betreiben.
Auf Seiten der Gegenspieler hingegen ist Tron: Ares nahezu ein Totalausfall: Evan Peters als machtgieriger Tech-Bro mit Minderwertigkeitskomplex ist eher eine Lachnummer, Gillian Anderson als dessen Mutter komplett verschenkt und Jodie Turner-Smith als T-1000-Ersatz in einer undankbar dumm geschriebenen Rolle auch kein Lichtblick.

Schnell vergessen – und dann für immer begraben
Im Verlauf verliert sich der Sci-Fi-Kracher in seiner Aussagelosigkeit und offenbart zu schnell und deutlich, dass man eigentlich gar nichts zu sagen hat, was jedoch fatal ist, wenn man auf der KI-Welle schwimmt, die eigentlich im Moment ein gefundenes Fressen für Sci-Fi-Autoren sein sollte. So wird von diesem dritten Teil nichts hängen bleiben, weder beim Publikum, dass tatsächlich die zu langen zwei Stunden im Kino dafür war, noch in der Popkultur, wo die beiden Vorgänger doch jeder für sich ein Stückweit ihre rotleuchtenden Spuren hinterlassen konnten.
Tron: Ares ist daher quasi der 2016er Ghostbusters in Relation zum ursprünglichen Zweiteiler und nicht die dann doch wieder bessere Fortsetzung mit Paul Rudd und Carrie Coon. Während die Geisterjagd jedoch als Marke genug hergegeben hat, um nach einem Fehlschuss noch einen Neustart zu wagen, ist nach diesem Film hier nun nicht davon auszugehen, dass die Tron-Reihe noch eine Zukunft hat – und das ist in Anbetracht dessen, was heute alles fortgesetzt, geremaked und rebootet wird, vielleicht gar kein schlechter Effekt.
© 2025 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.
Unser Fazit zu Tron: Ares
Tron: Ares schrammt nur knapp an der Vollkatastrophe vorbei, weil man immerhin die Peinlichkeiten so klein hält, dass man künftig nicht der Verunglimpfung preisgegeben wird. Doch im Gedächtnis bleiben wird hier nicht mal die Musik, da diese nicht halb so gut zu den Bildern passt, wie es die Macher intendieren. Auf der Inhaltsebene hat der Film rein gar nichts zu sagen und die Figuren sind so standardisiert angelegt, dass kein Star sich hier noch profilieren kann. Wer ohnehin skeptisch war, ob Tron als Marke heute noch funktionieren kann, wird sich bestätigt fühlen.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

