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Hijack

Flugzeugentführungen sind ein sehr beliebtes Sujet für Actionthriller. Filme gibt es dazu schon so viele, dass man kaum noch etwas Neues erzählen könnte. Doch in der Serienform sieht es – so zumindest in den Gedanken von Apple – anders aus. Und so soll die Serie Hijack dank Echtzeit-Erzähl-Konzept und Starpower ab sofort durchstarten. Begeben wir uns an Bord und schauen wohin die Reise führt…

Hijack — Official Trailer | Apple TV+

TitelHijack
Jahr2023
LandUSA
RegieJim Field Smith
DrehbuchGeorge Kay
GenreSerien (Thriller)
DarstellerIdris Elba, Archie Panjabi, Christine Adams, Max Beesley, Eve Myles, Neil Maskell, Jasper Britton, Harry Michell, Aimee Kelly, Mohamed Elsandel, Ben Miles
Länge7 Folgen mit je ca. 60 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren freigegeben
StreamingdienstApple TV+
Idris Elba in Hijack © Apple TV+

Hijack – Die Handlungsangabe

Hijack erzählt von einem Flug nach London, der kurz nach dem Start entführt wird. An Bord ist unter anderem ein Wirtschaftsexperte (Idris Elba) der sich als Verhandler mit den Entführern einbringt, damit aber auch riskiert die Situation eskalieren zu lassen. Die Miniserie deckt nahezu in Echtzeit die sieben Stunden des Langstreckenflugs ab – und macht so die sieben Folgen zur nervlichen Zerreißprobe.

Spoilerfreie Kritik

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit allen Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik darauf bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis des Gesamteindrucks ein Blick rentiert. Spoiler werden selbstredend vermieden.

24 im Linienflugzeug

Allein in den letzten Jahren gab es eine Unmenge an Thriller im Flugzeug-Kabinen-Setting. Um hier nicht über die Startbahn hinaus zu schießen oder eine Bruchlandung hinzulegen, muss man sich schon etwas spezielles überlegen, um nicht nur die Standard-Etappen dieses begrenzten Subgenres abzuhaken. Ob nun der deutsche Actionkracher Blood Red Sky oder der koreanische Pandemie-Thriller Emergency Declaration, viele Filme, die in den letzten Jahren an Bord von Passagiermaschinen spielten, haben es ziemlich gut verstanden, einerseits die räumlichen Dimensionen zu nutzen und andererseits die eigentlich vom Setting unabhängige Stories auszuspielen. Bei Serien ist da höchstens noch die belgische Dystopie Into the Night zu erwähnen, die sich jedoch in der zweiten Staffel dann inhaltlich ziemlich verflogen hat und auch immer weniger im Flugzeug spielte. Serien wie Yellowjackets und Manifest nahmen zwar ihren Anfang an Bord von Flugzeugen, doch im Anschluss spielten die Geschichte jeweils komplett am Boden.
Hier geht Hijack definitiv einen anderen Weg, denn in der Apple-TV-Serie spielt fast einhundert Prozent der Handlung im Innenraum des Jets. Das ist jedoch nicht das einzige Merkmal, mit dem sich das Format „abheben“ soll. Zum punkten versucht man mit dem Schlagwort „Echtzeit“. Das bedeutet, dass die sieben Folgen tatsächlich die Dauer des Fluges abdecken. Ja, ähnliche Konzepte gab es schon. Vorreiter war sicherlich die Kiefer Sutherland Serie 24 Anfang der 2000er, die  zum Serienboom ihren Teil beisteuerte und ein besonderes TV-Event war. Doch wie sieht es etwa 20 Jahre später aus? Reißt einen da diese Erzählform überhaupt noch vom Hocker? Oder viel wichtiger: Was holen die Macher der neuen Miniserie aus der Kombination dieser beiden recht ausgenudelten Komponenten heraus?

Hijack ist ein spannungstechnischer Parabelflug

Hinter der Produktion steckt mit George Kay eigentlich einer, der schon gezeigt hat, wie man ein Massenpublikum an den Bildschirm fesselt. Doch der Lupin-Macher holt hier wirklich nicht mehr raus, als die Zutaten auf dem Papier versprechen. Hijack ist ein Entführungsthriller, wie man es – leider auch in wesentlich besser – schon dutzende Male serviert bekommen hat. Darüber hinaus versagt man auch auf der essentiellen Ebene, um überhaupt eine Chance zu haben, das Publikum imaginär an Bord zu holen, denn über weite Strecken fühlt sich das Geschehen überhaupt nicht an, als befände sich hier gerade eine Maschine tausende Meter über dem Meeresspiegel.

Die Kommunikation mit den Bodenstationen ist auch erwartbar ohne Überraschungsmomente. Die Figuren sind nur Varianten der typischen Subgenre-Abziehbilder, die jeder, der auch nur einen Film ähnlicher Prämisse gesehen hat, direkt wiedererkannt. Und dadurch, dass man auch immer wieder aus dem Flugzeug heraus zu den Orten blendet, die mit der entführten Maschine in Kontakt sind, spielt sich auch die Echtzeit-Mechanik nicht wirklich aus.

Charakterdramen in der Businessclass

Die Crux, mit der steht und fällt, ob man mit der Miniserie dennoch eine spannende Reise mitmacht, ist, ob man sich in die individuellen Schicksale der Menschen im Jet oder am Boden einfühlen kann. Die persönlichen Dramen stehen nämlich ziemlich stark im Fokus und auch die Ambivalenz der Motivation hinter der Entführung könnte den ein oder anderen doch fesseln. Man darf eben einmal mehr sich aufgrund des Marketings keine falschen Vorstellungen machen, was die Produktion zu liefern gedenkt. Da passt es dann auch, dass man hier auch vom großen Star des Cast, Idris Elba, nicht die Kaltschnäuzigkeit eines DCI Luther zu sehen bekommt, sondern eher die charmante, gar verletzliche Seite. Klar ist er der Publikumsmagnet in der Produktion, aber die unbekannten Gesichter bekommen viel Zeit, um sich aus seinem Schatten zu spielen – einige nutzen dies auch gut aus!

Hijack © Apple TV+

Wer sollte sich Hijack nicht entgehen lassen?

Da die Serie irgendwie nicht wirklich hält was sie verspricht und als Flugzeug-Thriller nicht wirklich funktioniert, variieren wir in diesem Fall diese Rubrik unserer Serienkritiken und beantworten stattdessen die Frage: Was sollte man statt Hijack schauen, wenn man Flugzeugentführungen immer noch nicht satt hat? Wer als die Genre-prägenden Klassiker wie Air Force One oder Con Air kennt und vielleicht sogar Flightplan mit Jodie Foster schon gesehen hat, der kann mit 7500 noch authentischer einsteigen. In gut anderthalb Stunden wird dort die Entführung aus der Cockpit-Perspektive heraus erzählt und dabei zeigt Joseph Gordon Levitt auf engstem Raum, dass er einen erstaunlich glaubhaften Piloten spielen kann. Ein zweiter Geheimtipp mit Flugzeug-Kontext ist die französische Produktion Black Box. Dort spielt Pierre Niney einen Sicherheitsexperten mit extrem sensiblem Gehör, der nach einem vermeintlichen Unglück beim Auswerten der Black Box auf Unstimmigkeiten stößt.

Unser Fazit zu Hijack

Hijack funktioniert – trotz der 24-Gedächtnis-Formel – nicht als Action-Thriller mit Hochspannung im Flugzeug. Doch die Echtzeit schafft es erstaunlicherweise genau durch den gegenteiligen Effekt, nämlich indem man die Flugdauer zur Geduldsprobe macht und die Atmosphäre schön langsam anschwellen lässt, doch Spannung aufzubauen. Man muss sich eben nur auf diese langsame Entfaltung und die zahlreichen interessanten Figuren einstellen, dann lohnt es sich die Rückenlehne senkrecht zu stellen und angeschnallt bis zum Erlöschen der Anschnallzeichen dran zu bleiben.

Hijack startet am 28. Juni bei Apple TV+ mit drei Folgen und geht danach im Wochenrhythmus weiter!

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 9. Mai 2023 um 16:59 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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