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Die beiden Hauptfiguren Vladimir und Gedewan stehen am linken Bildrand in einer kargen Wüstenlandschaft. Um sie herum ist nur Sand zu sehen, direkt vor Ihnen auf dem Boden liegt ihr Handgepäck. Im Hintergrund ist ein glockenförmiges Raumschiff gelandet, aus dem ein menschenähnliches Wesen ausgestiegen ist, in die Hocke geht und eine merkwürdige Verbeugung durchführt. Er trägt dreckige sandfarbene Kleidung. Im Raumschiff steht auf einer ausfahrbaren Rampe ein Käfig mit einem weiteren Außerirdischen darin, der ebenfalls in die Hocke geht und diesen merkwürdigen Gruß ausführt. © 1986 Mosfilm

Kin-Dza-Dza!

Nach 34 Jahren schafft es DER Kultfilm aus Russland endlich nach Deutschland. Der Sci-Fi-Komödie Kin-Dza-Dza! um zwei gestrandete Sowjets auf einem fernen Wüstenplaneten eilt der schmeichelhafte Ruf voraus, eine der prägendsten sowjetischen Filmproduktionen aller Zeiten zu sein. Ob der Film diese Vorschusslorbeeren wirklich verdient, erfahrt Ihr in unserer Rezension.

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TitelKIN-DZA-DZA!
Jahr1986
LandSowjetunion
RegieGeorgi Danelija
DrehbuchGeorgi Danelija, Rewas Gabriadse
GenreScience-Fiction, Komödie
DarstellerStanislaw Ljubschin, Lewan Gabriadse, Jewgeni Leonow, Juri Jakowlew
Länge133 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihBildstörung
Das deutsche Filmplakat zu Kin-Dza-Dza! zeigt einen sandfarbenen Planeten, auf dessen Oberfläche zwei Gesichter zu erkennen sind. Der Planet steckt in einer blauen langen Hose und schwebt im Weltall, im Hintergrund sind viele Sterne zu sehen. Auf dem Planeten sind die beiden Hauptdarsteller Stanislav Lyubshin und Levan Gabriadze zu sehen, die in weißen Hemden und blauen Jeans auf der Oberseite des Planeten stehen, in die Hocke gehen und Arme zu beiden Seiten wie zwei Flügel von sich strecken.
Das deutsche Filmplakat zu Kin-Dza-Dza! © 1986 Mosfilm

Worum geht es in Kin-Dza-Dza?

Der sowjetische Vorarbeiter Vladimir Nikolaevich (Stanislaw Ljubschin) steckt in einer monotonen Alltagsroutine zwischen Arbeiten und Familie fest. Als er eines Tages noch Brot einkaufen soll, trifft er am Moskauer Bahnhof den georgischen Studenten Gedewan (Lewan Gabriadse) im Gespräch mit einem Obdachlosen. Dieser faselt etwas von Planetennummern und fernen Galaxien, während er mit einer merkwürdigen Fernbedienung herumfuchtelt. Amüsiert steigt Vladimir in das Gespräch ein und betätigt spaßeshalber einen Knopf des Geräts. Einen Moment später finden sich Vladimir und Gedewan in einer schier endlosen Wüste wieder mit nichts als ihrem Handgepäck. Als dann auch noch ein merkwürdiges Flugobjekt landet und zwei sonderbare Gestalten (Jewgeni Leonow und Juri Jakowlew) die Gestrandeten mit einem knappen „Ku!“ begrüßen, merken die beiden Sowjets schnell: Sie sind definitiv nicht mehr auf der Erde…

Ku? Ku!

Regisseur Georgi Danelija hat mit Kin-Dza-Dza! etwas geschaffen, was man wohl nicht von einem sowjetischen Filmemacher erwarten würde. Trotz der Laufzeit von über zwei Stunden (das Projekt wurde als Zweiteiler konzipiert) verzichtet Danelija auf langes Vorgeplänkel und schickt seine beiden Protagonisten nach bereits zehn Minuten in die Wüste. Mit Vladimir und Gedewan treffen zwei grundverschiedene Charaktere aufeinander: Der eine ist gestandener Vorarbeiter eines Moskauer Bauunternehmens mit Frau und Kind, der andere ein junger georgischer Student mit Reiselust. Doch auf dem tristen Wüstenplaneten Plük in der fernen Kin-dza-dza-Galaxis müssen sie zusammenarbeiten, um zu überleben. Sie treffen bald auf ein glockenförmiges Flugobjekt, dem die beiden Gestalten Uef und Bi entsteigen und sich direkt neugierig über das Gepäck der Gestrandeten hermachen. Uef und Bi sind wandernde Musiker und immer auf der Suche nach schnell verdienten Tschatl. Während die beiden Genossen um die Hilfe der Einheimischen bitten, bekommen sie nur eine Antwort: Ku!

In dieser Szene von Kin-Dza-Dza stehen die beiden menschenähnlichen Außerirdischen Uef und Bi im Vordergrund einer kargen Wüstenlandschaft. Sie tragen beide sandfarbene, dreckige und einfache Kleidung. Beide gehen leicht in die Hocke und strecken die Arme wie Flügel von sich.
Uef und Bi bei der typisch plükanischen Begrüßung © 1986 Mosfilm

Monty Python trifft Dune

Die Fantasiesprache auf Plük bildet den komödiantischen Kern von Kin-Dza-Dza! und funktioniert so simpel wie genial: es gibt eine Handvoll Spezialbegriffe wie „Gravizappa“ (ein Raumschiffteil für intergalaktische Reisen), „Tschatl“ (Plükanische Währung) oder „Ketse“ (handelsübliche Streichhölzer, die auf Plük jedoch ein Vermögen wert sind) und wenn etwas keinen eigenen Begriff hat, ist es einfach „Ku“. All das gepaart mit ulkigen Begrüßungsritualen zwischen den verschiedenen Gesellschaftsklassen erinnert sehr stark an den verrückten Humor der britischen Kulttruppe Monty Python. Als krasser Kontrast zum Humor fungiert die Kulisse: karge Wüstenlandschaften mit unterirdischen Bunkerstädten, verrosteten Blechhütten sowie retro-futuristischen Geräten und Waffen schaffen eine dystopische Atmosphäre im Stil von Dune oder Mad Max. Da die Genossen schnellstmöglich wieder nach Hause wollen und hierfür einen Gravizappa auftreiben müssen, lassen sie sich widerwillig auf die kompromisslosen plükanischen Gepflogenheiten ein. Die Rahmengeschichte verläuft nach dem bekannten „von A nach B nach C“-Muster, wodurch Kin-Dza-Dza! dann doch recht langatmig wirkt.

Antiwestlich oder antisowjetisch?

Kin-Dza-Dza! entstand 1986, also in den späten Jahren der Sowjetunion und wurde auch nur dort uraufgeführt. Wirtschaftlich erfolgreich war er jedoch nie. Erst in den 90er-Jahren nach dem Ende der Sowjetunion fand die schrullige Sci-Fi-Komödie Einzug in die Popkultur des modernen Russlands, insbesondere die Fantasiesprache „Ku!“. Aber auch in westlichen Ländern hat der Film inzwischen seine Anhänger gefunden. Ein interessanter und immer wieder heiß diskutierter Punkt ist die politische Ausrichtung des Kultfilms. Viele gesellschaftskritische Aspekte werden deutlich aufgezeigt oder angedeutet. So heißen beispielsweise die Ordnungsbeamten von Plük „Ecilop“, was „Police“ rückwärts geschrieben ist. Die Ecilopen werden korrupt, gewaltbereit und sadistisch dargestellt, was oft als Kritik am westlichen Wertesystem gesehen wird. Andererseits werden die unwirtschaftlichen Landschaften, heruntergekommenen Zivilisationsüberreste und der ruppige gesellschaftliche Umgangston als sowjetkritisch interpretiert. Aber welche Auslegung zutrifft, wird wohl für immer ungeklärt bleiben: Regisseur Georgi Danelija behielt seine Intentionen bis zu seinem Tod im April 2019 für sich.

In der Szene aus Kin-Dza-Dza stehen sehr viele Menschen in mehreren Reihen nebeneinander in einem großen Raum. Alle tragen verschiedenfarbige Arbeitskleidung. In der Mitte des Raumes ist ein schwarzer Laufsteg, auf dem mehrere Personen herumlaufen. Die Wände des Raumes sind teilweise mit abgerundeten roten Metallsäulen gestützt, an deren Seite kleine Podeste angebracht sind, auf denen auch Menschen in Arbeitskleidung stehen.
In unterirdischen Städten arbeiten Verbrecher ihre Strafen ab. © 1986 Mosfilm

Unser Fazit zu Kin-Dza-Dza!

Die dystopische Science-Fiction-Satire von Georgi Danelija gilt in Russland schon länger als Kultfilm, und das zu Recht. Der skurrile Humor und die politischen Untertöne bilden eine explosive Mischung, die zu unterhalten weiß. Man braucht jedoch einiges an Sitzfleisch bei einer Laufzeit von 133 Minuten, die gerade im Mittelteil ihre Längen hat. Die karge Wüstenlandschaft und die endzeitlichen Kulissen sind gut in Szene gesetzt, man sieht dem Film jedoch jederzeit sein geringes Budget und die schwierigen sowjetischen Drehbedingungen an. Ob Kin-Dza-Dza! auch in Deutschland Kultstatus erreichen wird? Wahrscheinlich nicht. Hierfür ist der Humor und die Machart definitiv zu speziell. Wer aber sein Film-Portfolio schon immer mal um eine sowjetische Sci-Fi-Komödie erweitern wollte, wird sich den Film definitiv im Kino oder auf DVD anschauen. Ku!

Der Film wird ab dem 10. September 2020 in ausgewählten Kinos gezeigt und erscheint anschließend auf DVD und Blu-ray.

Unsere Wertung:

 

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