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Action in Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Midway – Für die Freiheit

Der deutsche Regisseur Roland Emmerich widmet sich in Midway – Für die Freiheit den Geschehnissen des Pazifikkrieges direkt im Anschluss an Pearl Harbor. Was darf man also erwarten? Eine Menge Action, viel amerikanischen Patriotismus und eine Paradeschau für das Militär. Was wir davon halten, erfahrt ihr im Folgenden.

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TitelMidway – Für die Freiheit
Jahr2019
LandUSA, China
RegieRoland Emmerich
DrehbuchWes Tooke
GenreKriegsfilm, Historienfilm, Action, Biografie
DarstellerEd Skrein, Patrick Wilson, Dennis Quaid, Luke Evans, Mandy Moore, Alexander Ludwig, Aaron Eckhart, Woody Harrelson, Darren Criss, Nick Jonas, Jake Weber, Luke Kleintank, Keean Johnson, David Hewlett, Tadanobu Asano, Mark Rolston, Brennan Brown, James Carpinello, Greg Hovanessian, Jake Manley, Geoffrey Blake, Ellen Dubin
Länge139 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihUniversum Film
Das Originalkinoplakat zu Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film
Das Originalkinoplakat zu Midway – Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Worum geht es in Midway – Für die Freiheit?

Lieutenant Richard `Dick´ Best (Ed Skrein) ist ein echter Draufgänger. Im Jahre 1941 zählt er zu den besten, aber auch hitzköpfigsten Piloten der amerikanischen Marine. Als Pearl Harbor am 7. Dezember von den Japanern angegriffen und ein Großteil der amerikanischen Flotte versenkt wird, sterben auch viele seiner Kameraden. Daraufhin schwört Dick Rache und kann es kaum erwarten, zum Gegenschlag auszuholen. Währenddessen arbeitet Edwin Layton (Patrick Wilson) in der Regierung daran, japanische Nachrichten abzufangen und zu dechiffrieren, um das nächste Ziel des Kriegsgegners in Erfahrung bringen zu können. Zum Glück vertraut Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) auf sein Urteil. Die Midway-Inseln im Pazifik werden als möglicher Ort für ein Aufeinandertreffen ausgemacht. Die Piloten rund um Dick, darunter auch Lt. Cmd. McClusky (Luke Evans), werfen all ihren Mut und ihr Können in die Waagschale, um unversehrt in die Heimat zurückkehren zu können …

Luke Evans und Ed Skrein als Piloten in Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film
Luke Evans und Ed Skrein als Piloten in Midway – Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Erneut fantastisch bombastisch – aber diesmal mit realem Hintergrund

Roland Emmerich war noch nie ein Mann der sanften Töne. Seine Filme erzählten bisher eher vom Bombastischen, von den großen, existenziellen Geschichten der Menschheit und im Grunde stets von einem nahezu ausweglosen Kampf. So wurde die Welt in seinem filmischen Kosmos bereits von außerirdischem Leben angegriffen (Independence Day), durch eine Bestie tyrannisiert (Godzilla) und gleich zweimal durch Naturkatastrophen zerstört (The Day After Tomorrow und 2012). Das Militär oder die Wissenschaftler erweisen in seinen Geschichten ihrem Patriotismus alle Ehre (Der Patriot, White House Down) und werden dadurch schließlich zu den Helden der Erzählung. Es steht also völlig außer Frage, dass Emmerich einen Faible für Handlungsmuster mit mutigen, kompromisslosen und überwiegend maskulinen Hauptfiguren besitzt, die man normalerweise vermutlich eher in die amerikanische Blockbuster-Ära von vor 30 Jahren einordnen würde. Dennoch lässt sich feststellen, dass das moderne popkulturelle Kino diesem Geist noch immer exzessiv frönt.

Man muss nur einen beliebigen Film mit Dwayne Johnson erwähnen, um diese These zu untermauern. Daher ist es wohl kaum überraschend, dass sich auch der Krawall-Regisseur Roland Emmerich eben diesem Erzählungsstil mit vollem Eifer hingibt. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Diesmal handelt es sich nicht um reine Fiktion. Stattdessen basiert die Handlung auf den realen Ereignissen der Midway-Inseln im Jahre 1942. Dabei ist es dem Film hoch anzurechnen, dass er sich um eine relativ neutrale Position bemüht, soweit dies bei der künstlerischen Verwertung einer historischen Schlacht möglich ist. Zum Glück geht er dem naheliegenden nationalistischen Gehabe vergleichbarer Hollywood-Streifen größtenteils aus dem Weg. Die beiden gegenüberstehenden Mächte werden zwar nicht gleichberechtigt behandelt, wendet dennoch unerwartet eine gut halbe Stunde der gesamten Laufzeit für die Darstellung der japanischen Seite auf – erfreulicherweise sogar originalsprachig mit Untertiteln.

Vice Admiral William 'Bull' Halsey (Dennis Quaid) in Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film
Der vormalige Marineattaché Edwin Layton (Patrick Wilson) wird Chef des Nachrichtendienstes in Midway – Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Historische Aufarbeitung vs. Blockbuster-Action

Sehr detailliert werden die einzelnen Überlegungen des bevorstehenden Aufeinandertreffens dokumentiert, was zumindest den Eindruck erweckt, man hätte es hier mit einer detailgetreuen Nachstellung der realen Ereignisse zu tun. Tora! Tora! Tora! stellt hinsichtlich dieser akkuraten Aufarbeitung des Konfliktes, auch in Anbetracht des historischen Kontextes, sicher eine Inspirationsquelle dar. Jedoch erreicht Midway – Für die Freiheit zu keinem Zeitpunkt dessen Niveau. War der Klassiker von 1970 noch ein Relikt der Aufarbeitung des Vergangenen und interessiert an einer Analyse des Zustandekommens dieser kriegerischen Auseinandersetzungen, so nutzt Emmerichs Film die Dialogszenen eher, um simple Spannung und Vorfreude auf die nächste Action-Sequenz zu generieren. Mit pathetischen Formulierungen und in feinster Macho-Manier planen die Amerikaner ihren Vergeltungsschlag, während die folgsamen und über die Maßen disziplinierten Japaner ihre taktischen Besprechungen abhalten. Insofern kommt es leider vermehrt zu einem Ausspielen von Klischees, statt einer faszinierenden Kriegsanalyse. 

Dick (Ed Skrein) muss sich von seiner Frau verabschieden in Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film
Dick (Ed Skrein) muss sich von seiner Frau verabschieden in Midway – Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Eiserne Männer führen den Krieg

Besonders in seiner Fokussierung auf die nächste Kampfsequenz erinnert der Streifen dann ärgerlicherweise mehr an Filme von Michael Bay – Pearl Harbor lässt grüßen. Ähnlich wie dort begnügt man sich mit oberflächlichen Charakterzeichnungen. So viel Mühe man sich auch bei der Reproduktion und Nachstellung der Schlachten gegeben hat, so simpel gestrickt wirken die stilisierten Figuren. Auf japanischer Seite muss man von plakativen Schablonen sprechen, während die Hauptcharaktere der Amerikaner ausschließlich protzige, harte Krieger darstellen. Emmerich zelebriert ein Männlichkeitsideal, das über die Maßen veraltet ist und nur die wenigsten noch hinter dem Ofen hervorlocken dürfte. Diese eisernen Kämpfer geben auch in den schwierigsten Situationen nicht auf, sind körperlich so gestählt, dass auch die Naturgesetze ihnen nichts anhaben können. Wortkarg entkommen sie den unmöglichsten Situationen, sprechen mit ihren tiefen rauen Stimmen von Pflicht und Ehrgefühl und agieren nur im Kontext der eigenen Selbstdarstellung. 

Die wenigen Filmminuten, in denen Frauen eine Rolle spielen, haben lediglich eine Funktion: den Zuschauerinnen und Zuschauern den weichen Kern der sonst so unnahbaren Heldengestalten zu präsentieren. Alles in allem ist das zwar nicht direkt frauenfeindlich, genderneutral geht aber auch anders – selbst in einem solchen historischen Kontext. 

Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) hat viel zu planen in Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film
Admiral Chester W. Nimitz (Woody Harrelson) hat viel zu planen in Midway – Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Seichte Unterhaltung und unreflektierte Heldenverehrung

Leider können selbst die Action-Szenen nur in geringem Maße überzeugen. Die Situationen und auch die Art der Inszenierung gestalten sich als überaus uninspiriert. Vergleichbare Fliegerkämpfe hat man in anderen Filmen auch schon eindrucksvoller gesehen, was besonders durch die teilweise deutlich sichtbaren Computer-Effekten auffällt. Vermutlich stand dem Streifen nicht das größte Budget zu Verfügung, weshalb die Effekte deutlich hinter dem gängigen technischen Stand aktueller Blockbuster hinterherhinken. Dennoch darf man ein paar durchaus sehenswerte Flugszenen genießen, und eine gewisse Spannung an dem finalen Aufeinandertreffen der beiden Parteien lässt sich nicht leugnen. Dem Umstand geschuldet, dass die Hintergründe dieser Schlacht im Pazifik nicht allgemein bekannt sind, weiß das Geschehen durchaus Interesse zu wecken, indem zumindest die taktischen Hintergründe akribisch genau nachgestellt worden sind. Von der inszenatorischen Raffinesse eines Dunkirk ist Midway – Für die Freiheit allerdings weit entfernt.

Der Film kommt nämlich für einen Kriegsfilm erstaunlich seicht daher. Wer also einen bedrohlichen und harten Kriegsfilm sehen möchte, dürfte enttäuscht werden. Midway – Für die Freiheit bläht seine Handlung eher zu einer Glorifizierung der Heldentaten jener Männer auf, die damals ihrem Vaterland den Dienst erwiesen haben. Kritischen Bemerkungen über den Krieg entzieht er sich durch das geringe Maß an abschreckenden Szenen vollkommen und erschafft stattdessen einen Legendenstatus der Schlacht, vergleichbar mit dem trojanischen Krieg. Auf beiden Seiten kämpften Krieger, die es wert seien, erinnert zu werden. In diesem Fall dürfen sich, begleitet durch pathetische Klänge aus der Feder von Harald Kloser und Thomas Wanker, unter anderem Ed Skrein, Luke Evans, Patrick Wilson, Dennis Quaid, Aaron Eckhart und Woody Harrelson von ihrer harten Seite zeigen. Daran haben sie sichtlich Spaß und erfüllen ihre Aufgabe überzeugend, auch wenn alle Beteiligten auf Grund der schwachen Rollen bei weitem unter ihren Möglichkeiten agieren.

Regisseur Roland Emmerich bei den Dreharbieten zu Midway - Für die Freiheit © 2019 Universum Film
Regisseur Roland Emmerich bei den Dreharbieten zu Midway – Für die Freiheit © 2019 Universum Film

Unser Fazit zu Midway- Für die Freiheit

Letztendlich bleibt alles beim Alten. Roland Emmerich zelebriert das, was er am liebsten macht: Er lässt es im Kinosaal richtig krachen und nutzt den historischen Hintergrund eher als Anlass, die Taten vergangener Kriegshelden zu rühmen, anstatt vielschichtige Charaktere oder gar einen echten Antikriegsfilm zu präsentieren. Eine interessante Handlung ergibt sich somit nicht, und leider geben auch die durchwachsenen Effekte wenig her, sodass auch die Action, außer in manchen tollen Flugaufnahmen, nichts Neues mehr zu bieten hat. Wer sich also gerne einem pathetischen und seichten Kriegsfilm hingeben möchte, kann möglicherweise eine unterhaltsame Zeit im Kino verbringen. Schließlich haben alle Darsteller sichtlich Freude an ihren Macho-Rollen und erfreulicherweise bleibt der Streifen nicht vollkommen einseitig. Alles in Allem fühlt sich der Film damit wie eine merkwürdige Mischung aus Tora! Tora! Tora! und Pearl Harbor an. Damit ist er zwar solide, wenn auch unreflektierte, Blockbuster-Kost, der große Wurf bleibt allerdings aus.

Der Film läuft ab dem 07. November in den deutschen Kinos.

Unsere Wertung:

 

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