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Georges (Jean Dujardin) und Denise (Adèle Haenel) sitzen in Monsieur Killerstyle auf eine Cola im Restaurant. Denise wirkt bestimmt und überzeugt von ihrer Idee, Georges wirkt wie gefesselt.

Monsieur Killerstyle

In Monsieur Killerstyle von Quentin Dupieux verfällt Jean Dujardin einer mörderischen Obsession zu einer Wildlederjacke. Klingt komisch? Ist es auch! Aber auch gut?

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TitelMonsieur Killerstyle (OT: Le daim)
Jahr2019
LandFrankreich
RegieQuentin Dupieux
DrehbuchQuentin Dupieux
GenreKomödie, Horror
DarstellerJean Dujardin, Adèle Haenel, Albert Delpy, Pierre Gommé, Laurent Nicolas, Coralie Russier, Marie Bunel
Länge77 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihKoch Films
Das DVD-Cover von Monsieur Killerstyle zeigt Hauptcharakter Georges (Jean Dujardin) im Profil. Er trägt seine Wildlederjacke und einen geklauten Wildlederhut.
Das DVD-Cover zu Monsieur Killerstyle © Koch Films

Kleider machen Leute – die Handlung von Monsieur Killerstyle

Ein stinknormales Cordsakko. Dunkelgrün. Seine bisherige Jacke widert Georges (Jean Dujardin) schlagartig an. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes scheiße, so landet sie passenderweise im Klo an der Tankstelle. Die neue Jacke hat er in einer Zeitungsanzeige gesehen, ganze 7.500 Euro blättert er dafür hin. Echtes Wildleder. Ein Killerlook! So killer, dass sie augenscheinlich anfängt, mit ihm zu reden: Sie möchte die einzige Jacke auf der Welt sein. In einer Bar irgendwo in Frankreichs einsamer Berglandschaft lernt er bald darauf Denise (Adèle Haenel) kennen, die in ihrer Freizeit gerne Filme umschneidet. Da er vom Verkäufer der Jacke eine Digitalkamera geschenkt bekommen hat, gibt er sich spontan als Filmemacher aus. Inhalt des Films: Die neue Wildlederjacke. Seine Obsession zum Objekt seiner Begierde nimmt stetig zu, weswegen er schon bald beginnt, „Killerstyle“ zu wörtlich zu nehmen.

Eine dupieuxsche Groteske

Monsieur Killerstyle fügt sich wunderbar ins skurrile Œuvre des Quentin Dupieux ein. Da tötet in Rubber ein vorbeifahrender Autoreifen per Telekinese Tiere und Menschen, in Wrong verwandeln sich Tannenbäume in Palmen, während es im (!) Büro des Protagonisten, der telepathisch mit seinem Hund Kontakt aufnimmt, ständig regnet. Da wirkt eine „sprechende“ Wildlederjacke, die die einzige auf der Welt sein möchte, fast noch am normalsten. Schon in seiner nächsten, zuletzt auf den Filmfestspielen von Venedig Premiere feiernden und im Fantasy Filmfest laufenden, Komödie Mandibules geht es wieder fantasievoller zu: Zwei Dumpfbacken trainieren eine gigantische Fliege für Banküberfälle. Der einzigartige französische Regisseur hat dabei die gesamte kreative Kontrolle über sein Schaffen. Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt – alles in der Hand von Dupieux. Auch die Musik übernimmt er, der Fans elektronischer Musik auch unter dem Pseudonym Mr. Oizo bekannt sein dürfte, häufig selbst.

Georges (Jean Dujardin) filmt sich in Monsieur Killerstyle selbst, die Wildlederjacke und der passende Hut müssen dabei immer im Bild sein. Im Hintergrund rollt ein Bagger heran, mit dessen Hilfe er alle Jacken des Dorfes verbuddelt.
Mit seiner neuen Wildlederjacke würde sich Georges (Jean Dujardin) am liebsten selbst anbaggern © Koch Films

Und auch wenn, im Gegensatz zu seinen anderen schwarzen Komödien, in Monsieur Killerstyle nicht der Film per se komplett verrückt ist, sondern tatsächlich in einem einigermaßen realistischen Setting mit verhältnismäßig realistischen Figuren spielt, ist Dupieux‘ Handschrift deutlich zu erkennen. Sein Hang zu absurdem Humor, splatterigen Gewaltspitzen und schrulligen Charakteren schillert auch durch diesen Film, auch wenn man sich diesmal tatsächlich grundsätzlich vorstellen kann, dass es eine Person wie Georges auch im echten Leben gibt. Dieser verfällt dem Wahnsinn, ist komplett besessen von der Jacke und ist damit auch eine Verkörperung eines Kommentars auf unsere Konsumgesellschaft. Wie verhalten sich Objekt und Subjekt zueinander? Wie ist deren gegensätzliche Anziehungskraft? Besitzen wir unsere Objekte oder besitzen die Objekte einen Teil von uns? Das oberflächlich betrachtet wunderbar kindliche Vergnügen eines Dupieux am Nonsens hat eben auch immer einen sozialkritischen Unterbau.

Dujardin und Haenel als „Bonnie and Kleid(ungsstück)“

Eine Wildlederjacke mit Fransen auf der Höhe der Brust und an den Ärmeln. Winnetou-Kumpel Old Shatterhand wäre stolz. Heute wirkt sie unzeitgemäß, gar lächerlich. Doch irgendwie – das spürt nicht nur unser Protagonist, sondern auch der Zuschauer – geht von dieser eine besondere Faszination aus. Die Darstellung von entstehendem Wahnsinn verlangt von Schauspielern zwingend eine nuancierte Performance. Und dafür wurde mit Jean Dujardin wohl einer der passendsten Charakterdarsteller unserer Zeit gecastet. Auch sein Hang zur gekonnt übertriebenen Darstellung wie in den OSS 117-Filmen kommt hin und wieder durch, im Grunde bleibt er in Monsieur Killerstyle aber sehr subtil. Fast alles lässt sich in den Augen des Oscar-Preisträgers (Bester Hauptdarsteller für The Artist) ablesen. Eine Fähigkeit, die er nicht zuletzt in seiner kleinen Nebenrolle in Martin Scorseses The Wolf of Wall Street, aber auch in seinem letzten Kinofilm, das von ihm auf seinen breiten Schultern getragene Polanski-Drama Intrige, unter Beweis stellte.

In Monsieur Killerstyle fordert Georges (Jean Dujardin) Denise (Adèle Haenel) auf, ihn zu filmen. Er ist inzwischen in voller Wildledermontur, bestehend aus Jacke, Hut, Handschuhen, Hose und Stiefeln. Denise sieht etwas verwirrt aus. Im Hintergrund ist eine vernebelte Hügellandschaft zu sehen.
Denise (Adèle Haenel) hilft Georges bei der Umsetzung seines (Fetisch-)Films © Koch Films

An dessen Seite stellt Quentin Dupieux eine der talentiertesten und vielversprechendsten jungen Schauspielerinnen: Adèle Haenel. Mit 31 Jahren ist sie bereits zweifache Preisträgerin des wichtigsten französischen Filmpreises, dem César (für Die unerschütterliche Liebe der Suzanne und Liebe auf den ersten Schlag), und wurde drei weitere Male nominiert. Zuletzt für Porträt einer jungen Frau in Flammen, einer der besten Filme der letzten Dekade, an dessen kritischen Erfolg sie mit ihrer kraft- und liebevollen Performance einen großen Anteil hat. Als Denise in Monsieur Killerstyle ist sie der perfekte Counterpart zu Georges. Anfänglich als Cutterin für dessen Film über die beste aller Hirschlederjacken angeheuert, übernimmt sie mehr und mehr die Kontrolle und letztlich auch die Produktion des Filmes. Sie ermutigt Georges, treibt ihn endgültig in den Wahnsinn und ist vor diesem selbst nicht ganz immun.

Ein abseitiger Spaß

Der Spaß, den die beiden Darsteller beim Dreh offensichtlich hatten, merkt man dem schrulligen Duo direkt an, die Dynamik zwischen den beiden trägt den Film über die knappen 77 Minuten Laufzeit. Der oft unterschwellige, pechschwarze Humor wird so wunderbar präsentiert. Nachdem Georges sich als Filmemacher ausgibt, sucht er nach Komparsen, die ihre Jacken mitbringen, sie in den Kofferraum stopfen und on cam schwören, dass sie nie wieder eine anziehen werden. Unwissend, dass Georges tatsächlich mit den gebrachten Mänteln und Anoraks abhaut. Doch so geht das Vorhaben seiner Killerjacke viel zu langsam voran, bald weiß er sich nur noch mit Gewalt zu helfen; und dann wird es erst richtig absurd – und unheimlich. Da zweckentfremdet er ein Rotorblatt des Hotel-Deckenventilators als Schwert, indem er ihn während einer nächtlichen Fahrt aus der Autotür am Asphalt des Straßenbodens schleift und somit schärft. Irre kreativ, wahnsinnig lustig und ob der folgenden Brutalität doch auch beklemmend.

Georges (Jean Dujardin) betrachtet sich und seine neue Jacke angetan im Spiegel des Hotelzimmers in Monsieur Killerstyle.
„Where are you from, you sexy thing?“ Georges ist begeistert von seiner neuen Jacke © Koch Films

Spätestens dann weiß der Zuschauer, worauf er sich mit diesem Film eingelassen hat. Und das wird nicht jedem gefallen. Definitiv. Dafür sind sowohl Story als auch Charaktere und Stilistik viel zu speziell. Die sehr ruhige Inszenierung führt uns nur gemächlich ins verrückter werdende Geschehen ein, die entsättigten und kühlen Bilder halten das Publikum auf Distanz. Auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit unserem Konsumverhalten ist schon durch die Prämisse erkennbar und dadurch sehr offensichtlich – das ist grundsätzlich kein Kritikpunkt, dürfte aber so manchen Fan ähnlich gelagerter Filme vor den Kopf stoßen. So werden einige Zuschauer bereits nach ein paar wenigen Minuten gewillt sein, abzubrechen. Und das ist auch vollkommen okay, der Film ist ganz klar nicht für jedermann konzipiert. Freunde des abseitigen Humors und ungewöhnlicher filmkünstlerischer Projekte, werden aber sicherlich ihren Spaß haben.

Unser Fazit zu Monsieur Killerstyle

Jean Dujardin wird mit seinem nuancierten Schauspiel zum manischen Wildjackenträger Georges, der es sich zur Aufgabe macht, alle Jacken dieser Welt zu vernichten. Monsieur Killerstyle ist eine kleine, schrullige und sympathische Groteske von Regie-Sonderling Quentin Dupieux. Der französische Filmemacher balanciert dabei mit kindlichem Nonsens und unterschwelligem Humor über einen düsteren Abgrund. Faszinierend, aber nicht für jedermann. Wer bei der Prämisse schon schmunzeln muss, der dürfte mit der schwarzen Komödie allerdings einen Mordsspaß haben. Killer!

Monsieur Killerstyle ist seit dem 10. September 2020 digital erhältlich und erscheint am 24. September auf Blu-ray und DVD.

Unsere Wertung:

 

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© Koch Films

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