Eine weitere Videospiel-Reihe bekommt nach jahrelanger Vorbereitung ihre von Fans sehnlichst erwartete Serienadaption. Hat sich für Splinter Cell: Deathwatch das Warten gelohnt?
Davon handelt die Videospiel-Verfilmung
Im Mittelpunkt steht der frühere Eliteagent Sam Fisher, der aus dem Ruhestand zurückkehrt, um eine junge Rekrutin auszubilden und eine globale Verschwörung aufzudecken. Die Handlung spielt in einer Welt moderner Geheimoperationen und Cyberkriege, in der Loyalität und Moral ständig auf die Probe gestellt werden. Mit düsterer Atmosphäre, taktischer Action und politischer Spannung verbindet die Serie klassische Splinter Cell-Elemente mit neuen erzählerischen Akzenten.

Schön bebilderte Spionage-Geschichte
Tom Clancy’s Spionage- und Militärthriller waren nicht nur schon Vorlage für einige Filme und Serien, sondern eben fast noch vordringlicher für ein paar der mitunter erfolgreichsten und langlebigsten Videospiel-Reihen. Der mitunter auch nicht unumstrittene Autor hat so beispielsweise die Figur Jack Ryan erdacht, die Dreh- und Angelpunkt eines ganzen Film- und Serienuniversums wurde und dann aber auch die Ghost Recon– und Rainbow Six-Games beeinflusst. Einen besonderen Status nehmen jedoch die Splinter Cell-Spiele ein, die zwar auf seine Stilistik zurückzuführen sind, aber maßgeblich doch von anderen Autoren weitergedacht wurden.
Die Politthriller-Handschrift des 2013 verstorbenen Clancy kann man entsprechend nun in Spurenelemente auch in der neuen Netflix-Adaption zu Splinter Cell mit dem Beititel Deathwatch erkennen. Denn irgendwie fühlt sich das Ganze von Beginn an so an, als stamme es aus einer vergangenen Zeit. Das soll jetzt nicht automatisch heißen, der Neustart sei veraltet, denn dafür ist die Art und Weise, wie man hier audiovisuell inszeniert hat, doch merklich dem heutigen Geschmack und Style angepasst. Doch inhaltlich ist die Serie erstmal ein Standard-Spionage-/Verschwörungsthriller, der gut und gerne aus den Neunzigern stammen könnte.
Im Geiste der Vorlage, aber ohne gewisses Etwas
Für diese Umsetzung hat man mit dem Macher des John Wick-Franchise, Derek Kolstad, ziemlich große Geschütze aufgefahren und auch die Sprecherrollen sind mit Liev Schreiber in der Hauptrolle und Kirby Howell-Baptist beispielsweise namhaft besetzt. Doch was nützen all die Namen, wenn die Faszination des Spiels zu einem nicht zu unterschätzenden Anteil eben nicht die reine Story, sondern eben die Immersion, selbst diese Stealth-Missionen durchzuführen, ausgemacht hatte. Ergo ist es mal wieder ein mittelschweres Himmelfahrtskommando, sich an der IP für ein reines Erzählformat zu versuchen. Da können die Schauwerte noch so überzeugend sein: Wenn man das interaktive Element eines Games subtrahiert, dann muss eine umso bahnbrechendere Geschichte übrig bleiben, damit die Marke auch in diesem passiven Medium funktioniert.

Prinzipiell ist die Ausgangslage nun in Splinter Cell: Deathwatch ja auch gar nicht uninteressant, aber eben leider heutzutage über weite Strecken ein alter Hut. Vieles wirkt redundant auf inhaltlicher Ebene und dann auch auf der visuellen nicht besonders genug, um darüber das Interesse zu halten. Das hat beispielsweise Cyberpunk: Edgerunners wesentlich besser gelöst – während mit einem ähnlichen Adaptionsansatz, nur eben in Live-Action, Halo kolossal baden gegangen ist. Zwischen diesen beiden Polen sortiert sich nun auch dieses Format ein: Auf der einen Seite ist die Stealth-Atmosphäre in den kompakten 20-minütigen Episoden schon immer wieder zu spüren, die Härte stimmt und vor allem der Voice-Cast verleiht den Charakteren, die ansonsten komplett unnahbar bleiben, zumindest ein bisschen Aura.
Auf der anderen Seite aber ist der Thriller dann eben zu vorhersehbar und unmutig dargeboten, um als Animationsserie in Zeiten von Blue Eye Samurai und Co. auch nur ansatzweise für Begeisterung sorgen zu können. Entsprechend können sich die Fans der Spiele diese kompakten acht Folgen auf jeden Fall anschauen, ohne das Gefühl zu bekommen, hier einem Verrat der Marke beizuwohnen oder gar Zeit zu verschwenden. Aber ein großer Wurf ist die Verfilmung auf keinen Fall.
© Netflix
Unser Fazit zu Splinter Cell: Deathwatch
Splinter Cell: Deathwatch ist eine akzeptable, aber dann doch aufgrund der hohen Erwartungen enttäuschende Adaption einer Reihe, die irgendwie aus der Zeit gefallen wirkt. Keine Katastrophe, aber auch keine Serie, über die man in einigen Wochen noch diskutieren wird.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

