The Danish Girl ist ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Transgender-Drama, das in den 1920er Jahren spielt und von der Academy für seinen Mut und die darstellerischen Leistungen enorm gelobt wurde. Erfahrt in dieser Review, ob der Streifen seine Lorbeeren auch verdient.
No data available.Die Geschichte von The Danish Girl
Gerda (Alicia Vikander) und ihr Ehemann Einar Wegener (Eddie Redmayne) sind beide talentierte Maler. Spezialisiert hat sich Gerda auf Porträts. Für ihr neuestes Werk steht normalerweise ihre gute Freundin Ulla (Amber Heard) Modell. Doch als diese eines Tages nicht erscheinen kann, Gerda aber im Verzug mit ihrer Arbeit ist, bittet sie ihren Mann Einar, für das Porträt Modell zu stehen. Währenddessen muss er in Ullas Kleid posieren, ihre Schuhe tragen und ihre Strumpfhose überziehen.
Anfangs noch etwas beschämt über dieses neue Outfit, beginnt Einar allmählich Gefallen daran zu finden. Zunehmend fühlt er sich in seiner neuen Rolle als Lili wohler und tritt auch als sie verkleidet in die Öffentlichkeit. Sein Wunsch, Einar hinter sich zu lassen und von nun an nur noch als Lili zu leben, wächst. Er fühlt sich von Tag zu Tag unwohler in seinem eigenen Körper und schämt sich für diesen. Lediglich eine Geschlechtsumwandlung scheint ihm nun noch helfen zu können. Diese birgt jedoch große Risiken und wurde zu dem Zeitpunkt noch nie durchgeführt. Wie viel ist Einar bereit zu opfern, um ein Leben als Lili führen zu können?
Eine einfühlsam erzählte Liebesgeschichte
“Du liebst Einar… und ich muss ihn gehen lassen.”
The Danish Girl erzählt eine berührende und inspirierende Geschichte von Akzeptanz und dem ungebrochenen Willen zur Selbstfindung. Besonders einfühlsam wird hierbei die Liebesbeziehung zwischen Einar und seiner liebenden Frau Gerda erzählt. Selbst, als ihr geliebter Ehemann Stück für Stück verschwindet, hält sie immer noch vehement zu ihm. Bis zu seinem letzten Atemzug. Sie hört ihn, als Niemand sonst ihn hören will. Sie ist für ihn da und begleitet ihn während seines schweren Weges. The Danish Girl erzählt dieses Verhältnis unglaublich sanft und mitreißend. Es fällt schwer zu sagen, mit welcher der beiden man denn nun am meisten leidet.
Schauspiel, das einem unter die Haut geht
Alicia Vikander (Ex Machina, Tomb Raider) und Eddie Redmayne (Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen) spielen sich einem in The Danish Girl unter die Haut. Gerade Eddie Redmayne wurde hier einiges an Mut und Schauspiel Kunst für seine Verwandlung zur Frau abverlangt. Beides meistert er bravurös. Für seine Courage und sein authentisches Schauspiel innerer Zerrissenheit kann man ihn eigentlich gar nicht hoch genug loben. Seine Mimik und Gestik ist überragend, beeindruckend und zu jeder Zeit glaubhaft und nahbar. Des Weiteren habe ich selten ein so wundervoll harmonierendes und aufeinander abgestimmtes Schauspieler-Paar gesehen, wie hier. Dabei ist auch Alicia Vikanders schauspielerische Leistung mindestens ebenso bemerkenswert und mehr als rührend. Ihre Oscar-Auszeichnung als beste Nebendarstellerin 2016 ist diesbezüglich also absolut verdient. Ebenso ist auch Eddie Redmaynes Nominierung als bester Hauptdarsteller vollauf gebührend.
Jede Szene ein Gemälde
The Danish Girl ist in jeder Szene schlichtweg malerisch inszeniert. Als Zuschauer darf man nicht nur viele Kunstwerke unserer Kunst-affinen Protagonisten bestaunen, auch viele der Szenen wirken selbst wie ein pittoreskes Gemälde. Dabei gibt es viele wundervolle Momentaufnahmen, in denen man zu versinken scheint, obwohl es durch die einhergehende Sterilität mitunter beinahe etwas unnahbar wirkt. Der Score von Alexandre Desplat (Shape of Water – Das Flüstern des Wassers) ist sehr zurückhaltend und in seinem Einsatz eher sparsam, entfaltet aber zusammen mit den gefühlsbetonten Bildern eine mitreißende und zu jeder Zeit rührende Wirkung.
Neben seinem offensichtlichen Händchen für das Visuelle, untermauert Regisseur Tom Hopper (Les Misérables) seine Geschichte auch auf symbolischer Ebene. Selbstredend geschieht dies zu einem nicht unerheblichen Teil auch wieder über die Werke der Künstler. So haben wir unter anderem Einar, der immer und immer wieder dasselbe Motiv malt. Als er darauf angesprochen wird, sagt er, er wäre vielleicht einfach noch nicht fertig damit. Dieses wiederkehrende Motiv ist hierbei als Metapher für seine Selbstfindung zu sehen. Und es ist nicht die einzige Allegorie, die sich auf eine erfreulich wenig plakative Weise in dieses berührende Werk geschlichen hat.
Mein Fazit zu The Danish Girl
Vielleicht ist The Danish Girl in einigen Szenen etwas zu glatt, bei Weitem zu romantisiert und zu kitschig. Aber, mein Gott, diesem so unglaublich gefühlvoll, sanft, mitreißend und inspirierend inszenierten Film kann ich ansonsten nichts Schlechtes nachsagen. Über den obligatorischen Hollywood-Kitsch-Charakter bin ich an dieser Stelle also sehr gewillt hinwegzusehen. Die schauspielerischen Leistungen sind indes überragend. Eddie Redmayne kann man gar nicht hoch genug anrechnen, mit wie viel Herzblut er sich für die zerrissene Rolle von Einar/Lili ins Zeug gelegt hat. Auch Alicia Vikander räumte hierfür absolut zurecht den Oscar als beste Nebendarstellerin ab.
The Danish Girl ist ein mutiges Biopic, ein berührendes Liebesdrama und ein inspirierender Streifen über Hingabe und Selbstfindung.
Unsere Wertung: