Am 10. Juli 2025 bringt James Gunn Superman zurück auf die große Leinwand. Bevor wir einen Blick auf seine Interpretation werfen, lohnt sich ein Rückblick auf den Urvater der modernen Superheldenwelle und seinen prägenden Einfluss auf das heute so dominante Genre. Eine Rückschau.
Superman Begins
Was ist das da oben am Himmel? Ist es ein Flugzeug? Ist es ein Vogel? Nein, es ist Superman! Die 1938 von Jerry Siegel und Joe Shuster erfundene Figur ist nicht nur der ikonischste und bekannteste Superheld, sondern gilt auch allgemein als der erste mit besonderen Kräften. Dementsprechend ist es nur konsequent, dass der Mann mit dem roten Cape 1978 mit Superman – Der Film nicht nur das moderne Superheldenkino begründete, sondern bis heute weitreichenden Einfluss auf das Genre hat.

Superheldenverfilmungen und Leinwand-Inkarnationen des „Blue Boy Scout“ gab es allerdings schon früher. Bereits Ende der 1940er-Jahre wurde Supermans Ursprungsgeschichte in 15 kurzen Kinoepisoden – den sogenannten Serials – erzählt, die später mit Atom Man vs. Superman fortgesetzt wurden. Verkörpert wurde der Held von Kirk Alyn, der in der 78er-Verfilmung einen kurzen Cameo-Auftritt als Vater von Lois Lane erhielt. 1951 folgte mit Superman and the Mole Men – diesmal mit George Reeves in der Hauptrolle – eine weitere Verfilmung des Mannes aus Stahl. Diese diente vor allem als Promotion für eine Fernsehserie, die es in der Folge auf fast 100 Episoden brachte. Wie viele frühe Superheldenadaptionen waren auch diese Versionen von niedrigen Produktionsbudgets geprägt und richteten sich primär an ein junges Publikum. Das sollte sich erst mit dem Superman von 1978 grundlegend ändern.
Das S steht für Hoffnung
1974 erwarben Produzent Alexander Salkind und sein Partner Pierre Spengler die Rechte an der Figur Superman und brachten vier Jahre später unter der Regie von Richard Donner (Lethal Weapon) ein filmisches Epos in die Kinos – eines, das ebenso wenig wie sein Protagonist in die damalige Zeit zu passen schien. Die 1970er-Jahre waren geprägt von der New-Hollywood-Bewegung: Das alte Studiosystem und seine klassischen Helden galten als überholt. Das Land befand sich im Umbruch – ausgelöst durch den Vietnamkrieg, die Watergate-Affäre, die Flower-Power-Bewegung und den anhaltenden Kampf gegen die Diskriminierung der Schwarzen Bevölkerung. Diese gesellschaftlichen Spannungen spiegelten sich auch im Kino wider: Die Themen wurden sozialkritischer, der Ton rauer, die Settings düsterer und die Figuren zunehmend ambivalenter. Superman verkörperte das genaue Gegenteil: Idealismus, unverrückbare Prinzipien und einen ungebrochenen Glauben an das Gute im Menschen – all das wirkte in einer von Misstrauen und Desillusion geprägten Gesellschaft anachronistisch. Andererseits hatte der Erfolg von Star Wars und Unheimliche Begegnung der dritten Art ein Jahr zuvor bereits gezeigt, dass das Publikum Ende der 1970er Jahre einen großen Hunger nach eskapistischem Kino verspürte und die gesellschaftliche Stimmung sich langsam wieder aufhellte.
Der Gott des Donners

Ursprünglich als Parodie auf den American Way of Life geplant, nahm die Produktion mit der Verpflichtung von Richard Donner als Regisseur eine völlig neue Wendung: Statt auf Ironie setzte man nun auf eine werkgetreue, episch angelegte Inszenierung mit deutlichen Anklängen an das klassische Hollywoodkino. Donner wollte, dass sich der erste Akt wie eine Bibelverfilmung anfühlt und arbeitete die in der Vorlage bereits angelegte religiöse Symbolik noch stärker heraus. Den zweiten Akt inszenierte er als eine Hommage an das einfache Landleben und orientierte sich dabei sowohl an Filmen der 1930er- und 40er-Jahre als auch an den Gemälden von Andrew Wyeth. Erst im dritten Akt verlässt der Film diese zeitlose Welt und wechselt vom Land in die große Stadt. Der Ton wird nun deutlich leichter und orientiert sich bewusst am Stil eines Comics. Hier nutzte Donner humorvoll den Kontrast zwischen Supermans altmodischen Werten und einer modernen Welt, der es spürbar an Moral mangelt. Man mag diese konservative Erzählweise kritisieren, doch gerade sie verleiht dem Stoff bis heute eine märchenhafte Zeitlosigkeit. In unruhigen Zeiten braucht es ein Symbol der Hoffnung, welches uns an unsere Menschlichkeit appelliert.
Karriere Kryptonit wird zur goldenen Zukunft
Obwohl sich in der Erzählweise viele Parallelen zu heutigen Superheldenverfilmungen ziehen lassen, war es vor allem die Produktion selbst, die den Blick der Filmwelt auf Comicverfilmungen grundlegend veränderte. Zum ersten Mal richtete man sich nicht primär an ein jüngeres Publikum, sondern wollte die breite Masse für das Medium Comic begeistern. In der aktuellen Kinolandschaft sind hohe Budgets bei Superheldenverfilmungen die Norm, doch damals war es eine Premiere, als man die Rekordsumme von 55 Millionen US-Dollar investierte, um Superman vom Comic auf die große Leinwand zu bringen.
Wie es sich für einen Film der alten Schule gehört, brauchte es Stars, die das Publikum ins Kino locken. Mit Marlon Brando – der dringend Geld benötigte – und Gene Hackman – von dem man befürchtete, er könnte sich mit dieser Rolle seine Karriere ruinieren – standen gleich zwei namhafte Schauspieler auf dem Plakat. Auch in Nebenrollen setzte man auf bekannte Gesichter wie Glenn Ford, Maria Schell oder den ehemaligen Kinderstar Jackie Cooper. Heutzutage kommt keine Comicverfilmung mehr ohne große Namen aus, denn statt Karrieren zu gefährden, verspricht das Genre mittlerweile Ruhm und ein volles Bankkonto.
Auch hinter den Kulissen setzte man auf prominente Namen: Für das Drehbuch engagierte man keinen Geringeren als Der Pate-Autor Mario Puzo und die Musik komponierte der legendäre John Williams. Sein monumentales Superman-Theme gehört zu den ikonischsten der Filmgeschichte und soll auch in der kommenden Neuinterpretation von James Gunn zu hören sein. Eine kluge Entscheidung, denn wenn DC Marvel eines voraus hat, dann sind es die epischen Hymnen für ihre Helden.
Der Mann von Morgen
Mit der Besetzung der Hauptrolle ging man – glücklicherweise – ein Wagnis ein: Christopher Reeve war ein unbekannter Newcomer, entpuppte sich jedoch als Idealbesetzung. Er sah nicht nur aus wie der Mann aus Stahl, sondern verkörperte ihn mit einer solchen Überzeugung und Natürlichkeit, dass er regelrecht mit der Figur verschmolz. Bis in die Gegenwart muss sich nicht nur jeder neue Superman-Darsteller an ihm messen, sondern auch jede Schauspielerin und jeder Schauspieler, der eine Comicfigur zum Leben erwecken will. Christopher Reeve war auch der erste, der durch die Darstellung eines Superhelden zum Superstar wurde. Dank dieses Erfolges lehnt kein:e Schauspieler:in mit Karriereambitionen die Rolle eines Superhelden oder einer Heldin ab, da sie nach wie vor großen Erfolg verspricht. Die Karrieren von Michael Keaton, Chris Evans oder Hugh Jackman wären zweifellos anders verlaufen, hätten sie nicht die Chance bekommen, eine dieser heroischen Figuren zu verkörpern. Dieser Ruhm hat allerdings seinen Preis: Außerhalb ihrer ikonischen Rollen bleibt vielen Schauspieler:innen oft wenig Erfolg vergönnt – doch dank hoher Gagen ist das für sie meist wohl kein großes Problem.
You’ll believe a man can fly
Dass wir Comicbuch-Verfilmungen heute mit großem Spektakel verbinden, verdanken wir auch Superman – Der Film. Richard Donner legte großen Wert darauf, den Charakter ernsthaft und glaubwürdig zu inszenieren. Das Publikum sollte nicht einfach einen verkleideten Schauspieler sehen, sondern wirklich daran glauben, dass ein Mensch fliegen kann – ganz im Sinne der berühmten Tagline. Für damalige Verhältnisse bot der Film zudem spektakuläre Action, aufwendige Sets und beeindruckende Effekte – alles Elemente, die sich auch in aktuellen Verfilmungen wiederfinden.
Superman Returns
Heutzutage sind wir umzingelt von Franchise-Universen. Die inzwischen gängige Praxis wurde schon beim ersten Superman-Film mitgedacht. Die Produzenten waren so überzeugt vom Erfolg ihres Projekts, dass sie die Fortsetzung gleich parallel zum ersten Teil drehen ließen. Während der Produktionsphase von Teil zwei überwarf sich Donner allerdings mit den Salkinds, als diese Marlon Brando aus finanziellen Gründen aus der Fortsetzung streichen ließen. Sein Nachfolger, Beatles-Regisseur Richard Lester, entfernte nicht nur Brandos Szenen, sondern drehte auch über die Hälfte des bereits fertigen Materials neu. Zur Finanzierung setzte man erstmals auf die inzwischen etablierte Praxis der Schleichwerbung. Der Sponsor Marlboro wirkt für unser modernes Empfinden befremdlich, verdeutlicht jedoch, dass gezielt ein erwachsenes Publikum angesprochen werden sollte.
2006 durfte Donner aufgrund steigender Fan-Nachfrage seine Version fertigstellen und veröffentlichen. Damit wurde Donner zum Vorbild für Zack Snyder, der nach seinem Ausstieg aus Justice League ebenfalls Jahre später – auf öffentlichen Druck hin – seine eigene Version veröffentlichen durfte.
Der Tod von Superman
Aufgrund des großen Erfolgs von Superman II wurde Richard Lester auch mit der Regie von Superman III – Der stählerne Blitz betraut. Dabei wird erstmals deutlich, wie prägend Richard Donner für das Franchise war. Lester konnte mit der Figur Superman wenig anfangen – was sich bereits in den neu gedrehten Szenen des Vorgängers andeutete, entfaltet sich in Superman III vollends: Der ursprünglich als Satire auf das aufkommende Computerzeitalter gedachte Film verkommt zur müden Slapsticknummer. Kein Wunder, dass er nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen konnte.
Um dem Franchise neuen Schwung zu verleihen, produzierten die Salkinds einen Supergirl-Film, der jedoch sowohl bei Kritikern als auch an den Kinokassen scheiterte. Anschließend verkauften sie die Rechte an Cannon und mit deren katastrophalem Superman IV stand nicht nur die Welt am Abgrund, sondern auch das gesamte Franchise.
Superman lebt
Nachdem die Cannon-Studios pleitegegangen waren, fielen die Rechte wieder zurück an die Salkinds. Diese planten einen fünften Superman-Film mit Christopher Reeve, der jedoch nie realisiert wurde. Als die Rechte schließlich an Warner Bros. übergingen, scheiterten gleich zwei Reboot-Versuche. Das bekannteste dieser Projekte ist Superman Lives, in dem Nicolas Cage die Hauptrolle übernehmen sollte – mit einem Drehbuch von Kevin Smith und Tim Burton als Regisseur. Erst 2006 kehrte der Mann aus Stahl auf die große Leinwand zurück.
Superman Returns ist eines der ersten Legacy Sequels und knüpft direkt an die Ereignisse von Superman II an – Teil drei und vier wurden dabei bewusst ignoriert. Regisseur Bryan Singer, ein bekennender Fan der ersten beiden Filme, verstand seinen Beitrag als Hommage an das Original. Wie es sich für das Franchise gehört, wurde auch diesmal nicht am Budget gespart: Mit rund 260 Millionen Dollar Produktionskosten zählte Superman Returns mit Brandon Routh in der Titelrolle seinerzeit zu den teuersten Filmen überhaupt.
Trotz des enormen Aufwands und intensiver Werbekampagnen blieb der große Erfolg, gemessen am enormen Budget, aus. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Superheldenhype, wie wir ihn heute kennen, war noch nicht entfacht, die Sehnsucht nach Vergangenem war damals noch lange nicht so ausgeprägt und jüngere Zuschauer:innen hatten keinen Bezug zu den alten Filmen oder der Figur. Singer misslang zudem der Transfer in die Gegenwart: Die Story war ein müder Aufguss der Vorgänger und der Inszenierung fehlte es an Dynamik und Leichtigkeit – nicht zuletzt, weil Singers Respekt vor der Vorlage zu groß war. Ein geplantes Sequel kam nie zustande und das Franchise war damit vorerst (erneut) beendet.
Der Superman der Gegenwart
Ganz konnte sich Hollywood jedoch nicht von der Reihe trennen: Auch wenn Man of Steel (2013) offiziell ein Reboot darstellt, orientiert sich die Geschichte in weiten Teilen an den ersten beiden Filmen – ein weiteres Zeichen dafür, wie stark der Schatten von Superman – Der Film bis heute reicht.
Zack Snyders (Rebel Moon) Versuch, Superman in eine destruktivere Figur umzuwandeln, fand aber bei vielen Fans keinen Anklang. Seine düstere Sicht auf Superhelden passt hervorragend zu den Watchmen und ermöglichte ihm auch eine überzeugende Interpretation von Batman, wirkte jedoch fehl am Platz bei dem klassisch idealistischen DC-Helden. Charakterlich unterscheidet sich seine Interpretation der Figur dabei gar nicht so sehr von Donners ursprünglicher Idee: Auch der „alte“ Superman kämpft sich im zweiten Teil durch Häuser, revanchiert sich bei einem Trucker und tötet General Zod. Doch die optimistische, beinahe naive Erzählweise Donners bzw. Lesters milderte diese Momente deutlich ab.
Es brauchte zwei weitere Filme – Batman v. Superman und Justice League – , um Supermans Status quo als Symbol der Hoffnung zu etablieren. Zu sehr hatte sich das Bild der ursprünglichen Filme in den Köpfen der älteren Fans festgesetzt, als dass Superman als etwas ambivalentere Figur – wie sie in einigen Comic- und Videospieliterationen bereits dargestellt wurde – akzeptiert hätte werden können.
Ob James Gunn der Spagat zwischen Werktreue und zeitgemäßer Neuerzählung gelingt, bleibt abzuwarten, denn die bisherigen Trailer wecken sowohl Hoffnung als auch Skepsis in der Fan-Community. Eines ist jedoch sicher: Es wird erneut einige Anspielungen auf Superman – Der Film geben.

Wo man die Filme derzeit sehen kann
In Deutschland kannst du alle bisherigen Superman-Filme sowohl über Streaming-Dienste als auch auf physischen Medien genießen. Hier eine Übersicht:
🎬 Streaming-Angebote in Deutschland
Die folgenden Superman-Filme sind derzeit auf verschiedenen Streaming-Plattformen verfügbar:
1. Superman – Der Film (1978)
- Verfügbarkeit: Amazon Video, Apple TV, Sky Store, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Freenet meinVOD
- Leihen/Kaufen: Ja, in HD und 4K
2. Superman Returns (2006)
- Verfügbarkeit: WOW, Sky Go, Amazon Video, Apple TV, Google Play Movies, YouTube, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Videoload, Freenet meinVOD
- Leihen/Kaufen: Ja, in HD
3. Batman v Superman: Dawn of Justice (2016)
- Verfügbarkeit: Netflix Deutschland
- Leihen/Kaufen: Ja, in HD
4. Superman: Man of Tomorrow (2020)
- Verfügbarkeit: Apple TV, maxdome Store, MagentaTV, Microsoft Store, Freenet meinVOD, Amazon Video
- Leihen/Kaufen: Ja, in HD
📀 Superman 5-Film Collection
Die „Superman 5-Film Collection“ ist eine hochwertige Box, die die folgenden Filme enthält:
- Superman – Der Film (1978)
- Superman II – Allein gegen alle (1980)
- Superman III – Der stählerne Blitz (1983)
- Superman IV – Die Welt am Abgrund (1987)
- Superman Returns (2006)
- Format: 4K Ultra HD Blu-ray
- Verpackung: Limitierte Steelbook-Edition
Stefan ist in der Nähe von Wolfenbüttel beheimatet, von Beruf Lehrer und arbeitet seit Mai 2024 bei Filmtoast mit. Seit seiner Kindheit ist er in Filme vernarrt. Seine Eltern haben ihn dankenswerterweise an Comics und Disneyfilme herangeführt. Bis zu seinem 8. Lebensjahr war es für ihn nicht nachvollziehbar, wie man Realfilme schauen kann. Aber nach der Sichtung des Films Police Academy und natürlich der Star Wars- Filme hat sich das geändert. Natürlich waren in seiner Kindheit auch die Supernasen, die Otto- und Didifilme Pflichtprogramm, denn worüber sollte man sonst mit den Anderen reden? Deswegen mag er einige dieser Filme bis heute und schämt sich nicht dafür.
Stefan setzt sich für die Erhaltung der Filmwirtschaft ein. Sei es durch Kinobesuche, DVD/ Blu- Ray/ UHD oder Streaming, je nach dem welches Medium ihm geeignet erscheint. Sein filmisches Spektrum und seine Filmsammlung hat sich dadurch in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert, weswegen er sich nicht auf ein Lieblingsgenre festlegen kann.