Apple TV+ glänzt zwar in vielen Fällen im Serienbereich, doch an der Film-Front gab es zuletzt auch einige Enttäuschungen. Ändert der Thriller Echo Valley daran nun etwas dank der Kombi aus Julianne Moore und Sydney Sweeney?
Darum geht’s in Echo Valley
In Echo Valley kämpft Kate (Julianne Moore) darum, mit ihrer eigensinnigen Tochter Claire (Sydney Sweeney) wieder ins Reine zu kommen. Die Situation droht allerdings noch weiter aus dem Ruder zu laufen, als Claire unerwartet bei Kate auftaucht – hysterisch und verschmiert mit dem Blut einer anderen Person…

Eine herausstechende Julianne Moore…
Ja, zuletzt waren die Projekte mit Julianne Moore ein wahre qualitative Achterbahnfahrt. Auf die ebenfalls bei Apple TV+ erschienene Gurke Sharper folgten mit May December und Mary and George zwei echte Leckerbissen – ehe es mit dem Almodovar Film The Room Next Door und Sirens bei Netflix wieder etwas unrhythmischer wurde. Freilich kann man zur Verteidigung der vielspielenden Schauspielgröße sagen, dass einerseits bei solche einem Pensum Schwankungen dazugehören und andererseits es meist nicht an der darstellerischen Güteklasse der Oscar-Preisträgerin lag, dass entsprechende Projekte enttäuschten.
Trotzdem finden sich nun mal dann die positiven Ausrufezeichen in der Filmografie neben den Tiefschlägen und so sind die Erwartungen entsprechend bei Echo Valley beträchtlich, da der Cast mit Moore an der Spitze quasi in der Bringschuld ist, um die letzten kleineren Makel direkt zu kaschieren und auch die Apple-TV+-Trefferquote im Filmbereich nach oben zu korrigieren. Und um nun direkt die Katze aus dem Sack zu lassen: Dieser kleine, aber feine Psychodrama-Thriller weiß durchaus zu überzeugen und sein Personal – allen voran eben Julianne Moore – vor der Kamera richtig in Szene zu setzen.
Dabei führt uns das Marketing aber schon etwas an der Nase herum. Denn während dort suggeriert wird, dass Moore und Sydney Sweeney (Madame Web) gleichwertige Hauptrollen einnehmen könnten, ist es de facto so, dass Echo Valley mehr eine One-Woman-Show der Still-Alice-Darstellerin ist; Sweeney, Domhnall Gleeson (Ex Machina) und Fiona Shaw (Andor) sind zwar allesamt stark in ihren Rollen – und insbesondere Gleeson ist als beängstigender Antagonist auch eine enorme Bereicherung und Präsenz -, doch ein Gros der Aufmerksamkeit kann Julianne Moore mit einer absolut herausragenden Performance auf sich ziehen. Die Grand Dame trägt diesen kleinangelegten Streamingfilm auf ihren Schultern.
… in einem grundsoliden Thriller
Aus nichts kann, wie sich eben in den vergangenen Jahren mehrfach gezeigt hat, auch eine Julianne Moore nichts machen, aber aus einem eher durchschnittlichen Skript, wie nun hier bei Echo Valley kann sie eine Menge herausholen. Aus einem grundsoliden Thriller-Konstrukt wird so eine packende, kompakte Seherfahrung, die einen in unter anderthalb Stunden einige menschliche Abgründe offenbart und uns an der Seite der dramatisierten und desillusionierten Moore-Figur mehrmals den Boden unter den Füßen wegreißt. Dabei ist die Dynamik zwischen ihr und ihrer Filmtochter, gespielt von Sweeney, in wenigen Momenten greifbar, glaubhaft und emotional fühlbar. Und das Psychoduell mit Domhnall Gleeson als Dreh- und Angelpunkt des Plots entfaltet dank seiner geradlinigen Inszenierung auch die gewünschte Intensität.
Es geht hier um einen Kampf gegen innere Dämonen, der durch atmosphärische Bilder stark untermalt wird. Wirkliche Überraschungen gibt es nicht, aber diese Bodenständigkeit verleiht dem Thriller eher sogar noch mehr Nahbarkeit. So ist dieses kleine Projekt etwas für alle, die sich beispielsweise auf eher düstere und mit Ausweglosigkeit spielende Geschichte à la The Place Beyond the Pines oder Out of the Furnace einlassen können und mit einer latenten Boshaftigkeit und einem omnipräsenten Zynismus wie in Vollblütler oderThe Wasp sogar ihre Freude haben.
© Apple TV+
Unser Fazit zu Echo Valley
Apple TV+ hat mit Echo Valley einen kompakten Thriller abgeliefert, der von der Dynamik zwischen Julianne Moore und Domhnall Gleeson auf der einen Seite und von seiner leicht niederschmetternden, aber dadurch authentisch-packenden Aneinanderreihung von fatalen Entscheidungen auf der anderen Seite profitiert. Kein Meisterwerk, aber ein Psychodrama, das schon eine gewisse Zeit nachhallt.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.