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Jung_E: Gedächtnis des Krieges

Mit Train to Busan hat der Regisseur schon internationale Aufmerksamkeit bekommen. Nun kommt unter dem Netflix-Dach das neue Werk von Yeon Sang-ho heraus: Das Sci-Fi-Projekt Jung_E. Kann er auch Science Fiction?

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TitelJung_E: Gedächtnis des Krieges
Jahr2023
LandSüdkorea
RegieYeon Sang-ho
DrehbuchYeon Sang-ho
GenreScience Fiction
DarstellerKim Hyun-joo, Kang Soo-youn, Ryu Kyung-soo
Länge100 Minuten
Altersempfehlungab 12 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Soldatin Yun Jung-yi (Kim Hyun-joo) in Kampfmontur.
Soldatin Yun Jung-yi (Kim Hyun-joo) © Netflix

Jung_E – Die offizielle Handlungsangabe

Die Erde wurde durch drastischen Klimawandel zerstört und die Menschheit siedelt in neue Unterkünfte im Weltall um. Dort bricht ein Bürgerkrieg aus, der Jahrzehnte anhält. Die Soldatin Yun Jung-yi (Kim Hyun-joo) wird zu einer legendären Söldnerin und militärischen Strategin und kann unzählige Siege verzeichnen. Doch dann geht eine Mission schief und sie fällt ins Koma. Die KI-Entwicklungsfirma Kronoid versucht, mithilfe ihres geklonten Gehirns den ultimativen Kampfroboter zu schaffen. 35 Jahre später nimmt Jung-yis Tochter Yun Seo-hyun (Kang Soo-youn) als leitende Forscherin an diesem Projekt mit dem Namen „JUNG_E“ teil. Als trotz unzähliger Klon- und Simulationsversuche kaum Fortschritte verzeichnet werden können, gibt Kronoid die Forschungsarbeiten auf und widmet sich einem anderen Projekt. Seo-hyun erfährt von den Plänen des Unternehmens und will JUNG_E retten.

„Und so beginnt der Fluchtversuch des KI-Kampfroboters JUNG_E aus dem Forschungslabor …“

Computerspiel-Story in Computerspiel-Optik

Supersoldaten auf einer extraterrestrischen Mission zur Rettung der Menschheit. Das klingt nach einer 08/15-Videospiel-Synopsis – und genau das ist Jung_E im Kern auch. Der Film beginnt zudem mit einer ganzen Reihe von Expositions-Szenen, mal mit Texttafeln, mal mit Erklärdialogen arbeitend. Von Beginn an macht man sich gar keine große Mühe intellektuell tiefgängiger oder irgendwie innovativer sein zu wollen, als es schon die Inhaltsangabe andeutet. Selbst dem aktuellen Themenbezug zu künstlicher Intelligenz wird nichts Neues hinzugefügt, auch dieser Aspekt ist nur eine Standart-Trope, die man in der formelhaften Handlung abhakt.

„Wir werden mithilfe der Hirndaten ein Produkt erschaffen, das diesen ewigen Krieg beendet.“

Der Look der koreanischen Produktion ist ebenso recht künstlich und speziell in den Außen- und Weltraumaufnahmen wähnt man sich in einem recht aktuellen Computerspiel, nicht in einer lebendigen Zukunftswelt. Klar, auch The Expanse beispielsweise war jetzt kein Meilenstein in Sachen Optik, aber dort hat die Komplexität der politisch geprägten Handlungsstränge alle audiovisuellen Nachteile aufwiegen können. Die Welt, die Gerätschaften, die Waffen- und Rüstungsdesigns, alles in diesem Film weckt nur Erinnerungen an bereits Dagewesenes. Dem World Building fehlt es an Eigenständigkeit genau wie der Geschichte.

Nichts neues in der dystopischen Zukunft

Ein bisschen Alita: Battle Angelein bisschen Ghost in the Shellein bisschen Altered Carbon und ganz viel Halo. Die Liste von Reminiszenzen ließe sich endlos fortschreiben. Streng genommen ist das hier jedoch schon so dreist abgekupfert, dass der Produktion eine gewisse Trash-Liebenswürdigkeit anhaftet, für die es doch genug potentielle Zuschauer gibt. Man kann sich fast ein Spiel daraus machen, die Anspielungen auf Science-Fiction-Vorbilder zu zählen: jedes Versatzstück, ein Schnaps. Selbst die emotionale Komponente, also die generationenüberspannende Verpflichtung der Tochter gegenüber der legendären, aber einst gescheiterten Kriegerin, wirkt recht lieblos erzählt. Alle Elemente, die irgendwie ans Herz gehen sollen, hat man so satt, dass es schon extrem guter Darstellender bedürfte, damit hier der Funke noch überspringt.

Ein Mann blickt auf eine seltsam angerichtete Speise, dabei beugt er sich nach vorne. Jung_E
Ein Wissenschaftler in Jung_E © Netflix

Klischee-Charaktere ohne Sympathien

Der Versuch einige Charaktere zu Sprücheklopfern aufzubauen, misslingt, da die Darsteller die Witze überhaupt nicht locker rüberbringen. Selbst hier wirkt es zu gewollt, als dass die Figuren irgendwie schaffen Profil zu entwickeln. Teilweise ist man von koreanischen Film- und Serienprojekten ja gewohnt, dass dort ein Stück weit mehr an der Grenze zum over acting gearbeitet wird, aber in Jung_E wird dies so unorganisch getan, dass viele Charaktere, vor allem die Wissenschaftler, zu unfreiwilligen Witzfiguren werden. Protagonistin Kang Soo-youn schafft es ebenfalls nicht, in irgendeiner Weise nahbar und interessant für das Publikum zu werden, damit man zumindest mit ihr mitfiebern könnte.

Dabei können südkoreanische Genre-Produktionen generell eigentlich schon auch auf der emotionalen Schien überzeugen. Einerseits kann man hierfür die Apple-TV-Serie Dr. Brain exemplarisch anführen, die ebenfalls immer wieder trashige Momente hat, aber im Kern mit der gefühlvollen Geschichte überzeugen kann. Andererseits kann man auch den ebenfalls bei Netflix streambaren Guardians-of-the-Galaxy-Rip-Off-Film Space Sweepers hier einmal mehr empfehlen, der zwar auch sehr auf bekannte Muster setzt, aber mit einer überzeugenden Teamdynamik dies mehr als aufwiegen kann.

Unser Fazit zu Jung_E

Nimmt man Jung_E als Science-Fiction-Rip-Off mit leichtem Trash-Faktor, kann man eventuell sogar gut anderthalb Stunden Spaß mit dieser uninspirierten Story haben. Insgesamt ist dieser Film jedoch aufgrund der Belanglosigkeit kaum der Rede wert und sehr schnell vergessen. Schade, dass der Regisseur im Gegensatz zu seinen bisherigen Arbeiten hier keinen Kniff gefunden hat, in einem Genre, in dem schon vieles da war, zumindest mit emotionaler Fallhöhe und interessanten Figurenschicksalen zu punkten.

Jung_E läuft ab dem 20. Januar 2022 bei Netflix!

Unsere Wertung:

 

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Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 22:40 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

© Netflix

1 Kommentar

  • Es ist geradezu ein Martyrium, sich in den ersten 30 Minuten das dauerhaft unerträgliche Gealber dieses Bürschchens Kim Sang-Hin anzutun, das sich da „Forschungsdirektor“ nennt. Ein derart plattes und schauspielerisch dillettantisches Gestammel und Gezappel hab ich selten erlebt. Das sprengt alle erträglichen Grenzen. koreanische Produktionen sind ja mitunter etwas bemüht albern, aber das ist schlicht lächerlich. Und der Grund, den Rest des Films sausen zu lassen. Zeitverschwendung.