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Elja (David Ali Rashed) hat einen blau leuchtenden Würfel vor sich in den Händen

Erster Eindruck zu Tribes of Europa

Nachdem es mit der letzten Netflix-Serie aus Deutschland weit in die Vergangenheit ging, wagt man sich nun mit Tribes of Europa in Richtung Zukunftswelt vor. Erfahrt in diesem ersten Eindruck zur Science-Fiction-Serie, ob man einen Blick wagen sollte.

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TitelTribes of Europa
Jahr2021
LandDeutschland
RegiePhilip Koch, Florian Baxmeyer
DrehbuchPhilip Koch, Jana Burbach, Benjamin Seiler
GenreSerien
DarstellerHenriette Confurius, Oliver Masucci, David Ali Rashed, Emilio Sakraya, Melike Foroutan, Alain Blazevic, Richard Zeman, James Faulkner
Länge6 Folgen jeweils ca. 40 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Das Poster zu Tribes of Europa zeigt das Startdatum und einen großen leuchtenden Würfel im Zentrum. Unten im Bild sieht man im Kleinformat drei Menschen, zwei Zelte und ein Fahrzeug
Das Poster zu Tribes of Europa © Netflix

Tribes of Europa – die Handlung

Man schreibt das Jahr 2074. Nach einer mysteriösen globalen Katastrophe herrscht Krieg unter den Tribes, die aus den Trümmern Europas hervorgegangen sind. Drei Geschwister vom friedfertigen Stamm der Origines – Kiano (Emilio Sakraya), Liv (Henriette Confurius) und Elja (David Ali Rashed) – werden von den anderen getrennt und sind fortan auf sich allein gestellt. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich in einem actiongeladenen Kampf um die Zukunft dieses neuen Europas ihren eigenen Weg zu bahnen.

Man sieht fünf Personen in brauner Kleidung in einem Wald, die ein abgestürztes Flugobjekt in Augenschein nehmen.
Das abgestürzte Objekt sorgt für Aufmerksamkeit © Netflix

Unsere Kritik zu Tribes of Europa:

Unser Autor Jan Werner hat die Serie schon vorab von Netflix bereitgestellt bekommen. Dieser Ersteindruck basiert auf den ersten 3 Episoden.

Im vergangenen Herbst hat Netflix mit Barbaren eine actionreiche Umsetzung der Varusschlacht abgeliefert. Die deutsche Exklusivproduktion konnte mit durchaus ordentlichen Schauwerten punkten, doch die hohen Erwartungen, die durch Dark auf jedem neuen deutschen Projekt derzeit lasten, konnten nicht erfüllt werden. Mit Tribes of Europa soll nun eine Serie im Science-Fiction-Genre für Aufsehen erregen. Dazu hat man auf allen Ebenen große Geschütze aufgefahren, um den Vergleich mit internationalen Formaten nicht scheuen zu müssen.

Kiano (Emilio Sakraya) steht in einer Arena mit nacktem, aber bemalten Oberkörper. Im Hintergrund stehen auf den Emporen zahlreiche Zuschauer in Tribes of Europa.
Kiano (Emilio Sakraya) © Netflix

Der Einstieg in die dystopische Welt, die uns die Serie als warnendes Zukunftsszenario präsentiert, geschieht ohne große Einführung. Als Zuschauer wird man etwas überrumpelt und bekommt mehr Fragen als Antworten serviert. Das birgt schon ein gewisses Risiko, Teile des Publikums schon wieder zu verlieren, bevor es überhaupt richtig losgeht. Bei denjenigen aber, bei denen die Neugier jedoch geweckt wird, wird das Interesse groß sein, mehr zu erfahren: Was ist mit der Welt passiert, dass das künftige Europa so zerstört aussieht? Welche Katastrophe hat hierhin geführt und wer ist dafür verantwortlich? Wer sind die verschiedenen Tribes und welche Ziele verfolgen sie? Warum ist diese futuristische Welt so stark reduziert auf archaische Konflikte? Und warum bekriegen sich die verschiedenen Fraktionen und arbeiten nicht zusammen an einem Wiederaufbau?

Hoher Aufwand, den man sieht

Schon bei der Historienserie rund um Arminius und Varus hat man tolle Bilder sehen dürfen, die unterstreichen, dass Netflix für seine Prestigeproduktionen auch in Deutschland weder Kosten noch Mühen scheut. Im Bezug auf die Wertigkeit steht Tribes of Europa dem in nichts nach. Die Kostüme sind vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack, aber ihre Hochwertigkeit kann man definitiv nicht absprechen. Genauso wenig darf sich das Publikum über Mängel in der Ausstattung oder die Sets beschweren. Man spürt in allen Bildern viel Liebe zum Detail und den Anspruch, nach Hollywoodmaßstab anzumuten.

Da man merkt, wie viel Herzblut in dieses Projekt geflossen ist, kann man auch ein Auge zudrücken bezüglich der doch nicht ganz astreinen Computereffekte. Außerdem lassen die tollen Landschaftsaufnahmen, vor allem in endlos anmutenden Wäldern, auch darüber hinwegsehen, dass bei dem ein oder anderen Outfit in diesem Fall weniger doch mehr gewesen wäre. Abgerundet wird der hohe Produktionswert von einem treibenden und doch nicht übertrieben eingesetzten Soundtrack, der durchaus Ohrwurmpotenzial besitzt.

Drei Personen um einen Tisch herum: auf dem Tisch liegen zahlreiche Apparate, Bauteile und Drähte. Die Frau in der Mitte hat eine Art Brille auf und untersucht einen leuchtenden Gegenstand. Die beiden Männer, rechts und links im Bild, stützen sich auf den Tisch und blicken auch auf das leuchtende Objekt in Tribes of Europa.
Der magische „Cube“ muss untersucht werden © Netflix

Viele Schauplätze, etliche Fraktionen und unzählige Anglizismen

Wie angesprochen, kann einen die Flut an Informationen, die zumindest anfangs unkommentiert auf einen einprasseln, leicht erdrücken. Es gibt in der Welt von 2074 offensichtlich keine Nationen mehr sondern eben die titelgebenden Tribes, die sich am einfachsten optisch voneinander unterscheiden lassen. Welche Ziele die Parteien verfolgen und welche Eigenarten sie jeweils auszeichnen, wird peu à peu enthüllt. Damit der Zuschauer nicht vollends in der Masse an Figuren verloren geht, wird im großen Ganzen eine klassische Familiengeschichte eingebettet, die etwas an Game of Thrones erinnert. Drei Geschwister werden durch ein einschneidendes Ereignis auf getrennte Abenteuer geschickt. An ihrer Seite lernt man schrittweise die unterschiedlichen Verbände kennen, erfährt auch etwas über die Umstände des zivilisatorischen Untergangs und darf miträtseln, was es mit einem mysteriösen Gegenstand auf sich hat, hinter dem offenbar alle Tribes her sind.

Ein Aspekt, an dem sich vermutlich die Geister scheiden werden, ist die gewöhnungsbedürftige Sprache, mit der in Tribes of Europa kommuniziert wird. Die Dialoge sind gefüllt mit einem Mischmasch aus deutschen und englischen Begriffen, was mitunter zu gewollt cool anmutet. Leider sind es ja immer wieder die lebensfernen Gespräche, die man deutschen Filmen und Serien vorwirft. In diesem Fall schlägt dieses Klischee voll durch und lässt die Kritiker sich wieder köstlich amüsieren über den hohen Kauderwelsch-Faktor. Womöglich ist man sich dieses Umstands jedoch ganz bewusst und hat sich für dieses Stilmittel gezielt entschieden, um der Serie noch ein Alleinstellungsmerkmal zu verleihen. Ob die Kernzielgruppe, die insgesamt doch das jüngere Publikum im Teenageralter ist, dies nun attraktiv oder peinlich findet, wird sich noch zeigen müssen.

Kleine kritische Seitenhiebe

Ein Aspekt, der in Tribes of Europa recht offensichtlich eingearbeitet werden musste, ist eine nicht ganz subtile Kritik an der modernen Lebensweise in der westlichen Welt. In den wenigen Momenten, in denen auf die Gründe für den Zerfall der Zivilisation eingegangen wird, fallen immer wieder Sätze, die vorsichtig formuliert eine Warnung sind. Hart formuliert könnte man dies aber auch als Sozialkritik mit der Holzhammermethode bezeichnen. Wohin diese Facette des Gesamtkonstrukts führt, ist einer der entscheidenden Punkte, der über Erfolg und Misserfolg entscheiden wird.

Moses (Oliver Masucci) läuft in komplett schwarzer Kleidung unter einem beleuchteten Gang. Links sieht man vier Männer in Uniformen, rechts eine Frau mit pinken Haaren in Tribes of Europa.
Moses (Oliver Masucci) ist der spannendste Charakter der Serie bislang © Netflix

Oliver Masucci zeigt uns in Tribes of Europa neue Seiten

Der hochkarätige Besetzungsstab vor der Kamera von Tribes of Europa wird von einigen der derzeit gefragtesten deutschen Darsteller veredelt. Allen voran steht hier Oliver Masucci, der nicht nur bereits bei Netflix mit Dark punkten konnte, sondern kürzlich erst sein Mitwirken am nächsten Teil der Phantastische Tierwesen –Reihe bestätigen durfte. Er spielt einen mysteriösen Schrottsammler namens Moses, der auf Elja stößt, der ebenjenen magischen Gegenstand mit sich führt, den alle Fraktionen haben wollen. Man sieht Masucci wahnsinnig gern, wenn er frei drehen darf. In dieser Rolle hat er sich sämtliche Narrenfreiheit bekommen und macht Moses zum verrücktesten und gleichzeitig rätselhaftesten Charakter der noch jungen Serie. Auch wenn hier ebenfalls wieder ein Fallstrick droht, da die Schwelle hin zum Overacting hier mehrfach überschritten wird, kann man einem Schauspieler dies nicht wirklich für Über nehmen, wenn man sieht, wie sehr er jede Minute vor der Kamera genießt.

Der Cast kann sein Potenzial noch nicht ausschöpfen

Wahrscheinlich liegt es an der großen Zahl der Handlungsträger, aber nach den ersten Folgen ist es noch schwer vollends mit einzelnen Figuren mit zu gehen. Nachdem man in den ersten Szenen die drei Geschwister, gespielt von Henriette Confurius (Narziss und Goldmund), Emilio Sakraya (Kalte Füße) und David Ali Rashed, miteinander in Interaktion sehen konnte, büßt die Geschichte doch erstmal einiges an Dynamik ein, wenn das Trio in alle Winde verstreut auf neue Charaktere trifft. Zugunsten der einen oder anderen Actionsequenz, die sich durchaus sehen lassen kann, entwickeln sich die Figuren (noch) recht zaghaft. An dieser Stelle fällt es leider dann doch deutlich auf, dass man etwas überambitioniert für die nur sechs Folgen lange erste Staffel war. Bei all der Hast fehlen noch die sympathiebildenden Charaktermomente.

Potenzial haben aber alle drei der separaten Geschwister-Abenteuer. Auch an dieser Stelle dominieren für mich noch die Fragen: Was kann der Würfel, den Elja mit sich führt? Wer sind die geheimnisvollen Hintermänner der Tribes, die bislang nur erwähnt und nicht gezeigt worden sind? Wer sind tatsächlich die „Bösen“ oder wer die „Guten“?

Unser vorläufiges Fazit zu Tribes of Europa

Tribes of Europa ist eine aufwändig produzierte, stark besetzte Science-Fiction-Serie made in Germany. Dass es sich um eine deutsche Produktion handelt, ist Fluch und Segen zugleich. Das „Erbe“ von Dark antreten zu müssen, erweist sich weiterhin als Bürde. Nach den ersten Folgen ist man eher leicht überfordert von der Vielzahl an (gewöhnungsbedürftigen) Begrifflichkeiten, aber gleichsam auch interessiert daran, mehr über die Tribes und ihre individuellen Geschichten zu erfahren. Die Gefahr, dass in den nur sechs Episoden à 40 Minuten zu viele Fässer aufgemacht werden, schwingt in vielen Momenten mit.

Wenn es jedoch gelingt, mit der ersten Staffel eine Erfolgsgeschichte zu schreiben, dann bietet das Zukunftsszenario schier endlose Möglichkeiten für weitere Staffeln. An dieser Stelle heißt es nun also Daumendrücken, dass die Mehrzahl der Zuschauer mindestens das gleiche Interesse an der Geschichte entwickelt wie der Autor dieses Artikels, denn dann kann aus der Dystopie tatsächlich eine Serie werden, die über Jahre hinweg Zuschauer zum Miträtseln und Mitfiebern mit spannenden Figuren animiert.

Tribes of Europa ist ab dem 19. Februar komplett bei Netflix abrufbar.

Unsere Wertung:

 

 

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