Mit Die Werwölfe von Düsterwald bringt Netflix das beliebte Partyspiel auf die Fernsehschirme. Ob die Umsetzung des interaktiven Spiels in eine fesselnde Erzählung gelungen ist, erfahrt ihr hier.

Worum geht es in Die Werwölfe von Düsterwald?
Familie Vassier ist zu Besuch bei Großvater Gilbert (Jean Reno) als plötzlich das gerade von ihnen gespielte „Die Werwölfe von Düsterwald“ sie in das mittelalterliche und abgelegene Dorf Düsterwald versetzt. Und wie im Spiel treiben sich bei Nacht Werwölfe im Dorf herum, die den Bewohnern nach dem Leben trachten. Um in ihre eigene Zeit zurückzukehren, müssen die Vassiers in dem von Misstrauen durchzogenen Dorf herausfinden, wer die Werwölfe sind.
Ein Spiel wird zum Leben erweckt
Der Ursprung des Films liegt im beliebten Kartenspiel „Die Werwölfe von Düsterwald“, das stark auf Bluff und Menschenkenntnis setzt. Wie zuletzt Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben wird ein interaktives Spiel in eine lineare Handlung transportiert. Dennoch liegen noch mehr die Parallelen zu den Jumanji-Filmen auf der Hand, insbesondere in der Art, wie die Regeln des jeweiligen Spiels die Handlung vorantreiben. In beiden Filmen wird das Spiel zur Realität und die Charaktere sind gezwungen, sich mit den tödlichen Konsequenzen ihrer Entscheidungen auseinanderzusetzen. Wo Dungeons & Dragons und Jumanji jedoch mehr auf spektakuläre Action und Abenteuer setzen, legt Die Werwölfe von Düsterwald den Fokus auf die Essenz des Spiels, indem Paranoia und das ständige Hinterfragen der Identitäten der Dorfbewohner im Zentrum steht.
Grundsätzlich ist die filmische Umsetzung des Spiels als gelungen zu bezeichnen, auch wenn natürlich das interaktive Element der Vorlage nicht vollständig übertragen werden kann. Doch Regisseur François Uzun versteht es, die düstere Atmosphäre und, wie bereits erwähnt, das allgegenwärtige Misstrauen zu transportieren. Besonders das Fantasy-Element bzw. das Setting, trägt zur Atmosphäre sehr viel bei. Das abgelegene und insbesondere nachts neblige Dorf Düsterwald wirkt authentisch. Ob mit seinen verwinkelten Gasse, den mittelalterlichen Gebäuden oder den natürlichen Landschaften erzeugt die Kulisse sowohl eine dichte wie unheilvolle Stimmung, die den Kampf gegen die Werwölfe greifbar macht.
Nicht mehr als leichte Kost
Jedoch ist die Geschichte nicht mehr als solide konstruiert und setzt nur wenige Highlights. Auch das Tempo gerät immer wieder ins Stocken, wenn sich der Film mit den Nebenbühnen auseinandersetzt, statt seine Wendungen weniger vorhersehbar wirken zu lassen. Folglich sticht Die Werwölfe von Düsterwald weder aus der Liste der Netflix-Produktionen noch aus der der französischen Komödien wirklich hervor, obwohl der Film durch sein ungewöhnliches Genre-Mix gute Karten hatte.
Jean Reno und Ensemble
Das Ensemble um Jean Reno weiß sich entsprechend der Charaktere zu präsentieren, ohne dabei zu viel Tiefe zu entwickeln. Reno, als eine der tragenden Figuren, weiß jede Szene mit seiner starken Präsenz zu dominieren. Sein Charakter erweckt zumindest den Hauch von Interesse unter den Familienmitgliedern und sorgt für den stärksten emotionalen Moment des Films.
An seiner Seite zeigt Franck Dubosc eine solide Leistung, die mit seiner sympathischen Art zwar für Auflockerung sorgt, jedoch insgesamt etwas weniger intensiv wirkt. Suzanne Clément, die mit ihrer oft kühlen und teils unsympathischen Darstellung auffällt, bringt den notwendigen Kontrast ein und verstärkt die Atmosphäre des Misstrauens im Dorf. Die Jungdarsteller Lisa Do Couto Texeira und Raphael Romand funktionieren als Sidekicks und schaffen es hin und wieder, humorvolle Akzente zu setzen, ohne jedoch wirklich herauszuragen. Dagegen überzeugt Bruno Gouery mit einem feinen Gespür für Timing und subtilen Humor, was ihn zu einem der interessanteren Charaktere im Film macht. Darüber hinaus bereichert Grégory Fitoussi mit seiner charismatischen Ausstrahlung als Hauptmann den Film und sticht durch sein Spiel zwischen Arroganz und Verletzlichkeit ebenfalls aus dem Ensemble heraus.

Unser Fazit zu Die Werwölfe von Düsterwald
Die Werwölfe von Düsterwald ist ein unterhaltsamer Mystery-Abenteuerfilm, der es schafft, die Atmosphäre und viel der Dynamik des Kartenspiels auf den Bildschirm zu übertragen. Besonders die stimmige Inszenierung des Dorfs und das ständige Misstrauen zwischen den Dorfbewohnern sind gelungen. Jean Reno und das restliche Ensemble können mit soliden Leistungen nicht über das doch eher solide konstruierte und die wenig überraschende Handlung hinweghelfen. Dennoch lohnt sich der Film sicherlich für Fans des Spiels und Freunde von leichter französischer Filmkost.
Die Werwölfe von Düsterwald ist seit dem 23. Oktober 2024 bei Netflix.
© Netflix
Von seinem Kennenlernen mit dem Mauswanderer in einem Land vor unserer Zeit über seinen ersten Kinobesuch mit der rothaarigen Meerjungfrau, hat sich bis heute eines nie geändert: Die Film- und Fernsehwelt ist ein fester Bestandteil von Chrischi. Das steht nicht immer ganz im Einklang mit seiner hauptberuflichen Beschäftigung im öffentlichen Dienst, doch ein Blick in Chrischis „Cave“ mit inzwischen weit über 3.000 Medienträgern und einigen schicken Sondereditionen offenbart seine eigentliche Berufung. Auf der Suche nach Gleichgesinnten fand er schließlich Ende 2019 zu Filmtoast und ist seitdem fleißig am texten und quatschen im Zeichen des Toasts. So mancher Psychologe würde vermutlich beim Anblick auf Chrischis Filmauswahl mit der Stirn runzeln, doch fühlt sich Chrischi eben in nahezu jedem Genre wohl; außer vielleicht Horror. Seine Favoriten: Warrior, Kingsman, Lucky Number Slevin und Ratatouille sowie Filme von Nolan, Villeneuve, Anderson (Wes!) bzw. mit Robin Williams oder Kevin Costner (beide werten für ihn jeden Film auf). Sein Guilty Pleasure: Howard the Duck.

