„I’ll be back“, denkt sich wohl auch das tödliche TikTok-Phänomen M3GAN, denn zwei Jahre nach dem Launch steht nun endlich ihr erstes Update an. Doch lohnt sich der Umstieg auf M3GAN 2.0 wirklich oder bleibt man besser dem alten Modell treu?
Die offizielle Inhaltsangabe von M3GAN 2.0
Zwei Jahre sind vergangen, seit M3GAN, Wunderwerk künstlicher Intelligenz, abtrünnig geworden und auf einen mörderischen und tadellos choreografierten Amoklauf gegangen ist, bevor sie schließlich zerstört wurde. Ihre Schöpferin Gemma (Allison Williams) ist inzwischen nicht nur eine renommierte Autorin, sondern auch eine flammende Verfechterin von K.I.-Auflagen seitens der Regierung. Aus Gemmas Nichte Cady (Violet McGraw) ist mittlerweile eine Teenagerin geworden, die immer lauter gegen die Regeln ihrer überfürsorglichen Tante rebelliert. Ohne ihr beider Wissen wurde die M3GAN zugrunde liegende Technologie gestohlen und von einer mächtigen Rüstungsfirma missbraucht, um eine militärische Waffe zu kreieren – Amelia (Ivanna Sakhno), die ultimative Spionin zur Infiltration und Tötung.
Doch mit wachsender Selbstwahrnehmung hat Amelia immer weniger Interesse daran, Befehle von Menschen entgegenzunehmen. Oder diese auch nur um sich zu haben … Das Fortbestehen der menschlichen Existenz steht auf dem Spiel, und Gemma sieht diese eine letzte Chance: M3GAN (Amie Donald, Originalstimme von Jenna Davis) muss wieder zum Leben erweckt werden und bekommt auch gleich ein paar zusätzliche Upgrades, die sie schneller, stärker und tödlicher machen. Als beide Systeme aufeinanderprallen, stößt das einzig wahre K.I.-Biest auf eine ebenbürtige Gegnerin.

Altes Modell, neue Mission
„Tag der Abrechnung“, dürften sich die Produzenten Jason Blum und James Wan gedacht haben, als M3GAN vor zwei Jahren mit einem TikTok-Tanz viral ging und sich der Hype in barer Münze an den Kinokassen auszahlte. Kein Wunder also, dass kurz nach Kinostart schon die Fortsetzung angekündigt wurde. Weil man ein siegreiches Team bekanntlich nicht ändert, darf Gerard Johnstone erneut Platz auf dem Regiestuhl nehmen und diesmal sogar das Drehbuch verfassen. Dank höherem Budget und gewachsener kreativer Freiheit muss er keine bloße Wiederholung des ersten Teils abliefern und darf auch der Ausstattung und Optik ein sichtbares Update verpassen. Damit einher geht ein deutlicher Tonwechsel: Horror spielt keine Rolle mehr, stattdessen wird M3GAN zur Action-Heldin umgestaltet. Dass sie diesmal als geläuterte Maschine gegen eine bösartige KI-Kontrahentin antritt, erinnert unweigerlich an Terminator 2, auch wenn die inhaltlichen Parallelen eher zum Mission: Impossible-Franchise passen.
M3GÄHN 2.0
Johnstone will beim Schreiben keine Parallelen bemerkt haben, doch man wünscht sich schnell, er hätte sich eine Scheibe von James Cameron abgeschnitten. Der hat schließlich vorgemacht, wie man mit einem simplen Roboter-Duell das Publikum zwei Stunden lang unterhält. M3GAN 2.0 hat dagegen nichts zu erzählen, ist deutlich zu lang geraten und bietet über weite Strecken kaum Unterhaltung. Die Handlung schwankt daher zwischen zäher Exposition, Rückgriffen auf Teil eins und unnötig aufgeblähten Nebensträngen. In diesem nichtssagenden Storygerüst sind die Figuren dazu verdammt, in öden Dialogen wichtige Plotpunkte zu erklären. Die Darsteller:innen wirken entsprechend verloren, entwickeln keine Dynamik oder werden so rasch wieder aus der Handlung entfernt, wie sie aufgetaucht sind. Selbst die menschlichen Hauptfiguren aus Teil eins – Allison Williams als Gemma und Violet McGraw als Caddy – bleiben ohne Entwicklung, sowohl was Persönlichkeit als auch Beziehung betrifft.
Das selbe Schicksal ereilt auch die zentralen KI-Figuren: Ivanna Sakhno (Ahsoka) ist als AMELIA auf finstere Blicke beschränkt, während M3GAN (Amie Donald) durch ihren moralischen Sinneswandel von der sarkastischen Killerin zur motzigen Teenagerin mutiert –mit ihren trotzigen Kommentaren nervt sie nicht nur ihre „Mutter“ Gemma. Zudem wird der rebellische Roboter dazu verdonnert, Elemente aus dem Vorgänger zu wiederholen, nur leider ohne deren ikonischen Glanz. Ihren neuesten Tanz wird wohl kaum jemand auf TikTok nachahmen wollen.

Jetzt Kämpfen alle Puppen
Wie schon beim Vorgänger setzt man erneut auf einen Mix aus Kritik, Satire und Emotionen. Doch nur wenige Gags zünden und die emotionalen wie KI-kritischen Momente werden künstlich hineingedrückt. Es zeigt sich deutlich, dass Johnstone sich mit Regie und Drehbuch übernommen hat, denn wirklich stimmig ist M3GAN 2.0 nur in den wenigen Actionszenen. Schon der Einstieg, bei dem AMELIA gleich ihre Fähigkeiten demonstrieren darf, liefert den überdrehten, kreativen Spaß, auf den sich auch das Marketing konzentriert hat. Dieses Niveau wird allerdings nur in einer weiteren Actionsequenz – ein Kampf zwischen FBI-Agenten und aufmüpfigen Haushaltsgeräten – gehalten.
Die restlichen Auseinandersetzungen sind immerhin routiniert inszeniert, setzen diverse Gadgets ein, bleiben angenehm übersichtlich und reizen den Gewaltgrad für ein PG-13 geschickt aus. Damit sich die begleitenden Elternteile nicht völlig fehl am Platz fühlen, gibt es sogar augenzwinkernde Anspielungen auf Knight Rider und die Frühphase von Steven Seagals Karriere.
Einzelne Momente bleiben also dem geneigten Kinopublikum durchaus im Gedächtnis. Der Rest des Streifens ist jedoch so belanglos, dass er vermutlich schon beim Abspann aus dem RAM-Speicher des Gehirns verschwindet. Vielleicht ist genau das diesmal die Marketingstrategie des Studios: Das Zielpublikum soll zweimal ins Kino gehen, weil es sich nach der ersten Sichtung an kaum etwas erinnert.
© Universal Pictures
Unser Fazit zu M3GAN 2.0
M3GAN 2.0 braucht dringend einen Day-One-Patch: Kürzere Laufzeit, weniger Figuren und ein simplerer Story-Verlauf würden nicht nur das Erzähltempo steigern, sondern auch den abgedrehten Spaß liefern, den die Trailer vollmundig versprechen. In der aktuellen Version reicht es für die gute M3GAN leider nur zu einer glatten 2.0.
M3GAN 2.0 ist seit dem 26. Juni im Kino zu sehen.
Stefan ist in der Nähe von Wolfenbüttel beheimatet, von Beruf Lehrer und arbeitet seit Mai 2024 bei Filmtoast mit. Seit seiner Kindheit ist er in Filme vernarrt. Seine Eltern haben ihn dankenswerterweise an Comics und Disneyfilme herangeführt. Bis zu seinem 8. Lebensjahr war es für ihn nicht nachvollziehbar, wie man Realfilme schauen kann. Aber nach der Sichtung des Films Police Academy und natürlich der Star Wars- Filme hat sich das geändert. Natürlich waren in seiner Kindheit auch die Supernasen, die Otto- und Didifilme Pflichtprogramm, denn worüber sollte man sonst mit den Anderen reden? Deswegen mag er einige dieser Filme bis heute und schämt sich nicht dafür.
Stefan setzt sich für die Erhaltung der Filmwirtschaft ein. Sei es durch Kinobesuche, DVD/ Blu- Ray/ UHD oder Streaming, je nach dem welches Medium ihm geeignet erscheint. Sein filmisches Spektrum und seine Filmsammlung hat sich dadurch in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert, weswegen er sich nicht auf ein Lieblingsgenre festlegen kann.