Chan-wook Parks Kultklassiker Oldboy erscheint als 4K Mediabook. Daher nehmen den Rachethriller nochmal zur Brust und schauen, ob Oldboy zurecht als Stoßstein für das koreanische Kino von heute gilt oder sehr viel heiße Luft dahinter steckt. Erfahrt es hier.
Worum geht es bei Oldboy?
Oh Dae-su (Min-sik Choi) ist ein gewöhnlicher Geschäftsmann und Familienvater, der nach einer durchzechten Nacht ohne ersichtlichen Grund entführt und 15 Jahre lang in einem Zimmer eingesperrt wird. Als man ihn eines Tages kurz vor Vollendung seiner Flucht freilässt, hat Dae-su nur ein Ziel: die Verantwortlichen und den Grund für seine Entführung herauszufinden.

Bedeutung fürs koreanische Kino
Regisseur Chan-wook Park konnte bereits mit Joint Security Area und Sympathy for Mr. Vengeance Lob von der Kritik ernten, ehe ihm mit Oldboy der endgültige Durchbruch gelang. Der Rachethriller zog nicht nicht international Aufmerksamkeit auf sich, sondern erntete zahlreiche Preise, unter anderem der Grand Prix bei den Filmfestspielen von Cannes. Damit nimmt er vor allem im Nachgang eine gewichtigte Rolle im südkoreanischen Kino ein, dass erstmals mehr Achtung auf sich zog, auch wenn es noch ein paar mehr Jahre andauern sollte, bis Parasite endgültig Südkorea auf jedermanns Zettel brachte.
Was auf diesem Zettel steht? Das südkoreanische Kino steht für besondere und kreative Ideen und Oldboy steht wie kaum ein anderes Werk hierfür. Längst mit Kultstatus inspirierte Parks Thriller zahlreiche andere Werke und zog selbstredend ein US-Remake nach sich. Jedoch wirkt das von Regisseur Spike Lee und mit Josh Brolin in der Hauptrolle besetzt Remake eher wie eine abgeschwächte Kopie, die die Einzigartigkeit nicht zu erreichen vermag. Besonders die seiner Zeit außergewöhnliche Erzählweise und die visuelle Power kann das Remake nicht in gleicher Weise erreichen und heben das Original sogar von vorherigen Werken Parks nochmal ab.
Visuelles und inhaltliches Meisterstück
Die nicht lineare Struktur der Erzählung und der unverkennbare Stil, den Chan-wook Park nutzt, schaffen es ständig zu überraschen und lassen bei der Ermittlung Dae-sus nie die Spannung vermissen. Dazu gesellen sich markante Szenen, die den Zuschauer:innen noch weit nach dem Ende von Oldboy in Erinnerung bleiben dürfen. So zum Beispiel der berühmte One-Take im Hausflur, der wie der Name verrät ohne Schnitte auskommt und Dae-sus brutalen Kampf gegen eine Vielzahl von Gegnern in einer mehr als bemerkenswerten Action-Sequenz zeigt. Diese weiß nicht nur technisch zu beeindrucken, sondern vermittelt mit einem (oder eben mehrere Schlägen) die physische und emotionale Power des Films. Insbesondere beim neu gemasterten 4K Bild wird die Wucht von Oldboy nochmals verstärkt und spielt hierdurch sämtliche Nuancen aus.
Aber es sind nicht der diese visuellen Elemente, die Oldboy von anderen Filmen bzw. Thrillern abheben. Darüber hinaus sind es die tiefgründige psychologische Reise des Dae-su und die philosophischen Fragestellungen, die Oldboy zu eben jenem Kultklassiker machen. Der Film ist nicht nur ein Rachethriller mit viel Schlagkraft, sondern knackt die Zuschauer:innen auf emotionaler Ebene. Die Themen Schuld, Vergeltung und Erlösung werden auf eine Weise behandelt, die sowohl erschreckend als auch bewegend sind. So erwischt der Film einen nicht nur mit seinen Wendungen eiskalt, sondern auch mit tief gehenden Fragen über Ethik und die Natur des Menschen und .

Min-sik Choi als Gipfel der Krönung
Um eben jene Tiefe zu erreichen, die einen so auf dem falschen Fuß erwischen kann, braucht es natürlich einen Cast, der diese emotionale Intensität auf die Zuschauer:innen optimal transportieren kann. Mit Min-sik Choi wurde eine Idealbesetzung für die Hauptrolle gefunden, der in der Rolle des Oh Dae-su eine beeindruckende Leistung abliefert und sämtlich Facetten spielend ineinandergreifen lässt.
Er bringt die Qual, den Wahnsinn und die Entschlossenheit seines Charakters mit einer Kraft zum Ausdruck, die die Zuschauer:innen enorm berührt. Choi gelingt es zudem, die Transformation von einem verzweifelten Gefangenen zu einem rachsüchtigen Rächer glaubhaft und fesselnd darzustellen. Seine physische Präsenz, die er an den Tag legt, sowie seine Mimik für die emotionale Tiefe tragen maßgeblich zur Wirkung von Oldboy bei. Die übrigen Darsteller, darunter Yoo Ji-tae als der mysteriöse Antagonist und Kang Hye-jung als Dae-sus Verbündete, liefern ebenfalls starke Leistungen ab, die die komplexe und düstere Atmosphäre des Films perfekt abrunden.
Unser Fazit zu Oldboy
Oldboy ist ein herausragender, intensiver wie tiefgründiger Film, der weit mehr ist als ein üblicher Thriller. Regisseur Chan-wook Park hat mit diesem Werk nicht nur einen Meilenstein für die südkoreanische Kinolandschaft geschaffen, sondern auch einen Film, noch weit nach Ende des Abspanns nachhallt. Hauptdarsteller Min-sik Chois beeindruckende schauspielerische Leistung, das durchgehend spannend gehaltene Skript und die visuellen Highlights machen Oldboy zu einem unvergesslichen Erlebnis, die Zuschauer:innen unvorbereitet trifft und noch lange im Gedächtnis bleibt.
Oldboy ist seit dem 18. Juli 2024 als 4K Mediabook erhältlich.
Hier geht’s zu unserem Unboxing des 4K Mediabooks:
© Capelight
Von seinem Kennenlernen mit dem Mauswanderer in einem Land vor unserer Zeit über seinen ersten Kinobesuch mit der rothaarigen Meerjungfrau, hat sich bis heute eines nie geändert: Die Film- und Fernsehwelt ist ein fester Bestandteil von Chrischi. Das steht nicht immer ganz im Einklang mit seiner hauptberuflichen Beschäftigung im öffentlichen Dienst, doch ein Blick in Chrischis „Cave“ mit inzwischen weit über 3.000 Medienträgern und einigen schicken Sondereditionen offenbart seine eigentliche Berufung. Auf der Suche nach Gleichgesinnten fand er schließlich Ende 2019 zu Filmtoast und ist seitdem fleißig am texten und quatschen im Zeichen des Toasts. So mancher Psychologe würde vermutlich beim Anblick auf Chrischis Filmauswahl mit der Stirn runzeln, doch fühlt sich Chrischi eben in nahezu jedem Genre wohl; außer vielleicht Horror. Seine Favoriten: Warrior, Kingsman, Lucky Number Slevin und Ratatouille sowie Filme von Nolan, Villeneuve, Anderson (Wes!) bzw. mit Robin Williams oder Kevin Costner (beide werten für ihn jeden Film auf). Sein Guilty Pleasure: Howard the Duck.

