Sport-Comedies im Serienbereich erleben seit Ted Lasso ein richtiges Comeback – und um ein Comeback geht es auch in Chad Powers mit Glen Powell. Kann der Disney+-Neustart die Erfolgswelle reiten?
Darum geht’s in Chad Powers
Acht Jahre nach einem unverzeihlichen Fehler, der seine vielversprechende College-Football-Karriere zerstört hat, versucht der talentierte Quarterback Russ Holliday, seine Träume wiederzubeleben, indem er sich als Chad Powers ausgibt – ein exzentrischer Außenseiter Exzentriker, der bei den strauchelnden South Georgia Catfish anheuert.
***Erster Eindruck zur neuen Hulu-/Disney-Plus-Serie nach den beiden Auftaktfolgen***
Holpriger Comedy-Start
Die Prämisse von Chad Powers klingt erstmal nach einem ziemlich frischen Genre-Mash-up irgendwo zwischen College-Football-Dramedy und Undercover-Thriller. Wichtig ist bei solchen Mixturen aber immer das Verhältnis der eigentlich erstmal divergierenden Anteile. Hat man bei Ted Lasso das perfekte Maß gefunden, um bei all den urkomischen Momenten, die herzlichen Szenen nie um ihre Emotionalität zu berauben, so ist nun hier der Spagat erstmal noch nicht ganz gelungen: Die Gags sind zwar überwiegend so treffsicher wie Quarterbacks der Marke Tom Brady, doch die emotionale Ebene und die charakterliche Tiefe sind dafür regelmäßig am Verhungern bevor sie überhaupt in die Nähe der Endzone kommen.

Ja, auch bei den vielfach popkulturelles Vorwissen voraussetzenden Witzen sitzen nicht alle, aber wenn dann schlagen sie gleich voll ein und landen schon in den ersten Folgen ein paar Lacher-Touchdowns. Dabei sind es jedoch eher die Dialogwitze, die einem smarten Comedy-Skript entspringen als die teils abgenutzten optischen Humoreinlagen, die zu sehr in die Slapstick-Richtung abrutschen. Und auch an der Art und Weise wie Glenn Powell als Russ Holliday dann seine Chad Powers-Rolle anlegt, werden sich einige reiben, denn manche der Gags sind schon ein bisschen drüber in punkto Witze über Beeinträchtigungen. Entsprechend ist Chad Powers auch immer mal wieder im Pippi-Kacka-Humor-Bereich unterwegs, wo die derzeitigen Genre-Größen wie Ted Lasso – oder auch die Golf-Comedy Stick von Apple TV+ nie hin abgleiten.
Mrs Doubtfire meets Friday Night Lights
Die Hauptfigur spielt sogar zu Beginn der Serie selbst darauf an, das man sich eindeutig am Robin Williams Klassiker Mrs. Doubtfire orientiert. Doch während dort das gutmütige Element der eigentlich ziemlich perfiden Verkleidungsmasche immer gut herausgearbeitet wurde, weil schlicht der Hauptdarsteller der Inbegriff von sympathisch war, fällt es hier nicht ganz so leicht, für die Titelfigur zu sein. Allein schon die Einführung macht den Charakter erstmal eher unsympathisch und auch die Motivation, weshalb er sich zum Verkleiden entscheidet, wird als rein egoistisch verkauft – und macht weder Russ Holliday noch Chad Powers erstmal zu einer Person, mit der man als Zuschauer mitfiebern will. Doch immer wenn das Football-Ei ins Spiel kommt, dann merkt man die Passion des gefallenen Helden und ein Fünkchen springt auf uns Zuschauende über.
Entsprechend funktioniert Chad Powers in Bezug auf die Sport-/College-Dramedy wesentlich besser als als figurenzentriertes Drama über einen Charakter, der nur zu Beginn der Geschichte nur eine Sache hat, für die er brennt. Gespielt ist das von Powell überdies schon ziemlich überzeugend, wobei sich an dem Twisters-Star ohnehin die Geister scheiden. Wer ihn nicht mag, hat wenig Grund dranzubleiben, weil er doch fast in jeder Szene dabei ist – während in Ted Lasso die Titelfigur zum Glück auch mal zugunsten anderer Figuren zurücktritt. Ein bisschen mehr von der Ernsthaftigkeit in Bezug auf das Gesamtensemble wie einst bei Friday Night Lights täte dem Neustart auf jeden Fall gut, denn die Serie hat einst bewiesen, wie effektiv man dramaturgisch mit dem Thema Football als Lebensmittelpunkt umgehen kann.
Gute Ansätze und viel Luft nach oben
Es gibt auch in dieser Serie ein paar interessante Nebenfiguren, die man definitiv noch ausbauen kann, sodass man später wirkliches Interesse für sie haben könnte. Denn Steve Zahn, Toby Huss und Co. spielen zwar ziemliche Archetypen für diese Art von Feelgood-Format, aber sind doch echte Charakterköpfe, die jede 08/15-Rolle mit ihren Qualitäten herausstechen lassen können. Das muss sich eben in den weiteren Folgen der Serie genauso noch eingrooven, wie auch der Umgang mit den eher unterentwickelten Frauenfiguren, die – wieder im Vergleich mit Ted Lasso – leider fast ausnahmslos auf Klischee-Pfaden wandern.
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Unser erstes Fazit zu Chad Powers
Chad Powers ist im ersten Moment noch nicht der erhoffte Hit, obwohl die Zutaten eigentlich vorhanden wären. Mit der Titelfigur muss man noch warm werden und die humoristische Richtung ist nicht für jeden Geschmack gemacht. Dennoch spielt man gut mit dem Football-Setting und hat in Ansätzen schon ein Ensemble beisammen, das über die Zeit noch sein Potenzial ausschöpfen kann.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

