House of David ist eine weitere Adaption der biblischen Geschichte des Riesenbezwingers. Wird es Freund:innen von religiösen Geschichten an nichts mangeln oder steht ihnen eine Wanderung durch das finstere Tal der Serien-Landschaft bevor?

Die Inhaltsangabe von House of David
Ca. 1000 Jahre vor Christus vereinen sich die zwölf Stämme Israels zu einer Monarchie, um bei Kriegen – genau wie ihre Gegner – als starke Einheit auftreten zu können. Aufgrund seines stattlichen Aussehens und seiner Kampfkraft wird Saul (Ali Suliman) zum König gekrönt. Doch er widersetzt sich zunehmend dem Willen Gottes, der ihm durch den Propheten Samuel (Stephen Lang) mitgeteilt wird. Nachdem der amtierende Herrscher in einer erfolgreichen Schlacht nicht alle Gegner vernichtet hat – wie es der göttliche Auftrag verlangte – verfällt er zur Strafe dem Wahnsinn und seine Blutlinie verliert den Thronanspruch.
Zu seinem Nachfolger wird der junge Schafhirte David (Michael Iskander) berufen. Doch bevor die Krone sein Haupt zieren darf, liegt ein langer und „steiniger“ Weg vor ihm: Ausgrenzung, Neid und Hass schlagen ihm entgegen und natürlich räumt Saul seinen Platz an der Spitze nicht freiwillig. Als ein übermächtiger Gegner Israels Armee in Angst und Schrecken versetzt, kann David seinen Kritikern zeigen, dass es im Leben nicht immer nur auf äußere Werte ankommt.
Diese Rezension bezieht sich ausschließlich auf die ersten drei Folgen der Serie, die am Veröffentlichungstag verfügbar waren.
Eine kleine Religionsstunde
Vom biblischen König David ist historisch wenig überliefert. Neueste Forschungen ziehen seine Existenz zwar in Betracht, aber sein Reich war wohl eher klein und unbedeutend im damaligen Weltgeschehen. In der Bibel dagegen zählt er zu den wichtigsten Figuren. Gott beruft ihn zum König über Israel, obwohl er als jüngster Sohn und Schafhirte einen niedrigen gesellschaftlichen Stand hat. Der Grund dafür wird im 1. Samuel- Buch (Kapitel 13 Vers 14) genannt: David ist ein Mann, an dem Gott Freude hat. Sein Lebenswandel ist aus christlicher bzw. jüdischer Sicht vorbildlich.
Doch die biblische Figur David ist nicht nur ein beliebter König, sondern auch Krieger, Poet und Urvater des Messias. Sein Kampf gegen den Riesen Goliath ist weit über den religiösen Kontext hinaus zur Allegorie geworden und der Ehebruch mit Bathseba wird oft als Vergleich herangezogen, wenn heutzutage vermeintlich Gottgesandte moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen. Diese beiden Episoden sind jedoch nur Facetten einer langen Heldenreise, die eigentlich Raum für Interpretationen und sinnbildliche Vergleiche lässt. Kein Wunder also, dass diese Geschichte oft verfilmt wurde. House of David ist eine weitere Neuauflage, die der altertümlichen Erzählung allerdings wenig neue Aspekte abgewinnt.
Klare Zielgruppe
Die kreativen Köpfe hinter der Kamera waren in der Vergangenheit in viele christliche Produktionen eingebunden und haben sichtlich Respekt vor der Vorlage, sodass man nicht erwarten sollte, dass sich hier historisch, kritisch, metaphorisch oder gar realistisch mit der Geschichte auseinandergesetzt wird. Die biblische Erzählung wird nahezu buchstabengetreu umgesetzt. Erzählerische Freiheiten werden nur genutzt, um die Geschichte auf Serienlänge auszuschmücken. Die biblische Botschaft wird dabei weder verändert noch verwässert. Religiösen Menschen wird dies sicherlich gefallen. Der Rest wird Ermüdungserscheinungen bekommen, denn House of David nimmt sich sehr viel Zeit für wenig Text. Die ersten drei einstündigen Folgen umfassen gerade mal ein paar Bibelseiten. Dankenswerterweise wird jede Folge mit etwas Kampf-Action aufgepeppt. Trotzdem wird einiges an Vorwissen vorausgesetzt, da die Serie mitten im Buch Samuel einsetzt und die für das vollständige Verständnis benötigte Vorgeschichte weglässt.

Schwarz-Weiß-Denken
Die David-Erzählung steht in einem der geschichtlichen Bücher der Bibel – was nicht zwangsläufig bedeutet, dass diese historisch korrekt sind – und ähnelt einem Bericht, allerdings ohne moralische Neutralität zu wahren. Diesen Stil übernimmt die Serie in weiten Teilen, sodass Informationsvermittlung und nicht Spannungserzeugung oder Charakterentwicklung im Mittelpunkt steht. Das Drehbuch verheimlicht den Ausgang des Ganzen zu keiner Zeit.
Die Figuren in der Vorlage zeigen kaum moralische Ambivalenz: Entweder sind sie gottesfürchtig oder sie verkörpern aufgrund ihres fehlenden Glaubens das Böse. Ihre eindimensionale Darstellung dient vor allem als moralische bzw. religiöse Orientierungshilfe, während eine emotionale Bindung zu ihnen nur bedingt beabsichtigt ist.
Michael Iskander als David bleibt dementsprechend blass, da er noch keine Ecken und Kanten zeigen darf. Es ist allerdings auch schwierig als Schauspieldebütant nicht nur eine Serie zu tragen, sondern auch den hohen Erwartungen an einen beliebten biblischen Charakter gerecht zu werden. Ein ähnliches Problem haben auch andere herzensgute Charaktere wie Sauls Sohn Jonathan (Ethan Kai). Die „Bösen“ – allen voran Ali Suliman als Saul – dürfen sich dagegen mehr Freiheiten nehmen und wirken dadurch lebendiger. Ihr wenig subtiles Schauspiel bietet einen höheren Unterhaltungswert. Einzig Stephen Lang (Avatar, Don’t Breathe) als Samuel verleiht seiner Figur echte Menschlichkeit. Der Charakterdarsteller versteht es, selbst rudimentär ausgearbeitete Rollen mit Leben zu füllen. Deswegen ist es die einzige Rolle, die einem ans Herz wächst.
Und um den „Elefanten“ im Raum noch kurz anzusprechen, da bereits in der Promo Martyn Ford als Goliath kräftig mitmischt: Hierauf muss das Publikum wohl noch ein bisschen Geduld aufbringen – und wir können dementsprechend nicht beurteilen, ob der Brite als bedrohlicher Hüne seinen Zweck erfüllt.
In der Inszenierung nur Standard
Das Produktionsniveau ist durchaus beeindruckend. Die Serie überzeugt mit hochwertiger Filmqualität, ansprechenden Effekten und soliden Kampfchoreografien, die für eine Freigabe ab zwölf Jahren erstaunlich blutig ausfallen. Doch House of David mangelt es an einer eigenen Bildsprache. Es dominieren immer wieder die gleichen entsättigten Bilder, unterlegt mit mystischer Musik und gelegentlichen Zeitlupen, um die Heiligkeit des Ganzen zu betonen. Diesen Regiestil kennt man bereits aus zahlreichen anderen Bibel-Verfilmungen. Schlachtszenen, Traumszenen und wichtige Dialoge folgen in der Inszenierung alle dem Hollywood-Standard. Das ist nicht unbedingt schlecht, hebt aber hervor, dass die Serie nicht nur inhaltlich, sondern auch inszenatorisch wenig bereit ist, von bewährten Mustern ihrer Vorläufer abzuweichen.
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Unser Fazit zu House of David
Theologen, die sich eine weitestgehend akkurate Umsetzung der literarischen Vorlage wünschen, werden mit House of David sehr zufrieden sein. Die Ehrfurcht vor den heiligen Schriften ist deutlich spürbar und die wenigen Abweichungen dienen vor allem dazu, die Charaktereigenschaften der Figuren zu unterstreichen. Kostüme, Kulissen und Darsteller:innen passen gut in die erzählte Zeit und die religiöse Bedeutung wird klar herausgearbeitet. Diese Zielgruppe dürfte auch das benötige Vorwissen mitbringen. Für alle anderen gibt es jedoch spannendere Alternativen, wenn sie auf spirituelle Thron-Ränkespiele stehen, die in einem ähnlichen Setting spielen.
House of David läuft auf Amazon Prime.
Stefan ist in der Nähe von Wolfenbüttel beheimatet, von Beruf Lehrer und arbeitet seit Mai 2024 bei Filmtoast mit. Seit seiner Kindheit ist er in Filme vernarrt. Seine Eltern haben ihn dankenswerterweise an Comics und Disneyfilme herangeführt. Bis zu seinem 8. Lebensjahr war es für ihn nicht nachvollziehbar, wie man Realfilme schauen kann. Aber nach der Sichtung des Films Police Academy und natürlich der Star Wars- Filme hat sich das geändert. Natürlich waren in seiner Kindheit auch die Supernasen, die Otto- und Didifilme Pflichtprogramm, denn worüber sollte man sonst mit den Anderen reden? Deswegen mag er einige dieser Filme bis heute und schämt sich nicht dafür.
Stefan setzt sich für die Erhaltung der Filmwirtschaft ein. Sei es durch Kinobesuche, DVD/ Blu- Ray/ UHD oder Streaming, je nach dem welches Medium ihm geeignet erscheint. Sein filmisches Spektrum und seine Filmsammlung hat sich dadurch in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert, weswegen er sich nicht auf ein Lieblingsgenre festlegen kann.

