Das Film Festival Cologne 2019 ist vorbei. Viele kleine Filmperlen, große Award-Anwärter und Kult-Klassiker fanden dort ihr Publikum. Dabei setzte das Festival auf Vielfältigkeit in der Filmauswahl und sorge mit prominenten Filmschaffenden für Gesprächsstoff.
Das Festival Programm
Die gezeigten Filme wurden in verschiedenen Kategorien eingeteilt. Neben Kategorien wie „Best of Cinema Fiction“ und „Best of Cinema Documentary“ wurden auch TV- oder NRW-Produktionen gezeigt. Insgesamt gab es 11 Kategorien. Dadurch entstand eine große Abwechslung in den Vorführungen. Jeder Zuschauer konnte somit seinen eigenen Präferenzen folgen. Einige der Filme wurden bereits auf großen internationalen Festivals gefeiert, andere stellen sich als spannende Geheimtipps heraus. Auch wenn die meisten Werke noch nicht in Deutschland angelaufen sind, wurden ebenfalls einige alte Klassiker wieder aufgeführt. Mit der Reihe „Celebrate Korean Cinema“ würdigte das Festival auch gleich die koreanische Filmlandschaft. Dort liefen unter anderem der koreanische Klassiker The Housemaid oder der Cannes-Gewinner Parasite.
Meine Favoriten des Film Festival Cologne
Der meist erwartete Film des Festivals war ohne Zweifel Parasite. Auch die Komödie Booksmart erfreute sich großer Beliebtheit. Mit Porträt einer jungen Frau in Flammen lief dort sogar einer der hypnotisierendsten Filme des Jahres. Mich haben aber besonders die Filme begeistert, die ich ohne das Festival gar nicht auf dem Schirm gehabt hätte. Einige stelle ich euch nun hier vor.
For Sama (Kategorie: Best of Cinema Documantary)
Der erste Film, den ich mir angesehen habe, hat sich auch direkt an die Spitze meiner Favoriten 2019 geschossen. Dabei handelt es sich nicht um einen Spielfilm, sondern um eine Dokumentation. Die Rede ist von For Sama, ein Videotagebuch einer Syrerin, die im Krisengebiet Aleppo ihr Kind zur Welt bringt. For Sama hat mich emotional mehr durchgewühlt als jeder Spielfilm 2019. Der Dokumentation gelingt es nämlich, das Grauen des Syrienkrieges mit Hoffnung und Menschlichkeit zu vereinen. Ebenso schafft sie es, einen ganz persönlichen Blick auf das Geschehen zu werfen. Vor lauter Nachrichten und Daten vergessen wir nämlich häufig, dass es sich dort um echte Menschenleben handelt. For Sama macht es dem Zuschauer eindrucksvoll und herzzerreißend bewusst. Kurz gesagt: Es ist eine unheimlich wichtige und durchaus persönliche Dokumentation, die man unbedingt selbst gesehen haben sollte.
Monos (Kategorie: Look)
Der nächste Film, der mich staunend aus dem Saal taumeln ließ, war Monos. Der Film spielt in Kolumbien und ist eine internationale Produktion. Sogar Deutschland war an der Produktion beteiligt. Auf dem Sundance Film Festival wurde er mit einem Spezialpreis ausgezeichnet. Er wurde zudem mit Apocalypse Now und Herr der Fliegen beworben. Es ist also fast unmöglich, nicht hellhörig zu werden. Aber worum geht es in Monos? Eine Gruppe Kindersoldaten überwachen in den Anden eine U.S. Geisel. Die Situation eskaliert, als die Hormone verrückt spielen und der Wahnsinn die Kinder übermannt. Die Vergleiche kommen also nicht von ungefähr. Es sind aber auch gigantische Fußstapfen, in die das Werk zwangsläufig tritt.
Monos erreicht zwar nicht die Tiefe und die Schlagweite eines Apocalypse Now – aber das muss er auch nicht. Der Film braucht sich nicht vor seinen Vorbildern zu verstecken. Vor allem, wenn es um die Atmosphäre und die Visualität geht. Lässt man sich darauf ein, verliert man sich in der faszinierenden und unheimlichen Atmosphäre. Die Schauspieler, der brachiale Score und die teilweise psychedelischen Bilder, ziehen den Zuschauer in ihren Bann. Daher sollte man Monos definitiv auf einer großen Leinwand wirken lassen. Auch einer der deutschen Co-Produzenten war vor Ort und verriet etwas über die Hintergründe zu der Produktion.
Götter von Molenbeek (Kategorie: Best of Cinema Documentary)
Götter von Molenbeek ist eine kleine aber feine Dokumentation, die insbesondere das Leben zweier Jungen begleitet. Was macht den Film also so besonders? Die Dokumentation wurde nach dem Paris-Attentat (2015) und während des Brüssel-Attentats (2016) gedreht. Die Jungen leben im Stadtteil Molenbeek. Molenbeek gilt als „Islamistenhochburg“ in Belgien. Doch interessanterweise stehen die Anschläge gar nicht so sehr im Mittelpunkt wie man denkt. Stattdessen konzentriert sich die Dokumentation auf das Leben der Kinder dort. Der Titel kommt von ihren Gesprächen über Themen wie Gott, Religion oder dem Tod. Laut der Regisseurin ist das alles auch authentisch und nicht gestellt. Die Kinder treffen mit ihrer jungen Naivität erstaunlich oft den Kern der Sache. Nur beiläufig wird dabei das Thema Terrorismus behandelt und gezeigt. Regisseurin Reetta Huhtanen war ebenfalls vor Ort und beantwortete Fragen zu ihrer Dokumentation.
Bacurau (Best of Cinema Fiction)
Wer auf kleine Genre-Perlen steht, ist mit Bacurau bestens bedient. Der brasilianische Film thematisiert in seinem Kern die politischen Probleme des Landes. Allerdings verpackt er sie in einen brutalen, abgedrehten und humorvollen Neo-Western. Ein kleines Dorf in der Wüste wird von der Wasserversorgung abgeschnitten. Als dann noch zwielichtige Touristen auftauchen, spitzt sich die Situation zu. Eine Gewaltorgie bricht aus. Der Film hat unter anderem den deutschen Schauspieler Udo Kier im Schlepptau. Wie eigentlich jede Figur verkörpert er einen herrlich überspitzen Charakter. Das gesamte Geschehen ist dabei unvorhersehbarer als die Tweets von Donald Trump. Außerdem sorgen allerlei absurde Ideen für unberechenbare Lacher. Von Satire über Mini-Ufos bis hin zu psychedelischen Drogen ist einfach alles dabei.
Nina Wu (Kategorie: Look)
Neben Parasite gab es einen weiteren Knaller aus dem asiatischen Kino zu bestaunen. Allerdings nicht aus Südkorea, sondern aus Taiwan. Nina Wu lässt sich in kein wirkliches Genre-Korsett quetschen. Am ehesten würde es wohl die Kategorie Mystery-Drama mit Thriller-Elementen beschreiben. Dabei ist die Handlung im Prinzip eigentlich recht simpel. Nina Wu ist eine junge Schauspielerin, die nach dem großen Durchbruch strebt. Als ihr eine wichtige Rolle in einer großen Filmproduktion angeboten wird, ist sie bereit, alles für die Rolle zu geben. Das clevere Drehbuch bestückt die Handlung allerdings mit zahlreichen „Roten Heringen“. Selbst die Grenzen zwischen Realität und Einbildung scheinen zu verschwimmen. Daher bleibt die Handlung bis zum Schluss spannend und lässt den Zuschauer bewusst mit Fragezeichen zurück. Wer Black Swan gesehen hat, dürfte einige Parallelen erkennen. Seine Intensität erhält Nina Wu vor allem durch die famose Kamera und Ke-Xi Wus atemberaubendes Schauspiel.
Nicolas Winding Refn auf dem Film Festival Cologne anwesend
Während des Festivals waren auch einige Berühmtheiten anwesend. Der bekannteste unter ihnen ist wohl Nicolas Winding Refn gewesen. Spätestens seit Drive hat er sich einen modernen Kultstatus verdient und polarisiert immer wieder auf neuste. Mit Too Old To Die Young schuf er sogar eine Serie, die die Massen spaltete. Das Film Festival Cologne zeigte daher nochmal seine Pusher Trilogie, Bronson und natürlich Drive. Zudem hielt Refn gleich zwei Vorträge, deren Eintritt für alle Gäste frei war. Zum einen stellte er seinen kostenlosen Streamingdienst NWR vor, zum anderen redete er über das kommende Videospiel Death Stranding. Letzterer war auch das Highlight des Festivals, denn er zog sowohl Film- als auch Gaming-Fans an. Grund dafür war auch die Anwesenheit des japanischen Spieleentwicklers Hideo Kojima. Kojima genießt in der Gaming-Branche ebenfalls Kultstatus. Zusammen redeten sie über dessen neues Spiel, in dem Refn eine kleine Rolle spielt.
Film Festival Cologne Awards
Refn und Kojima hielten nicht nur Vorträge, sondern wurden auch jeweils mit einem Award ausgezeichnet. Refn erhielt für sein Schaffen den Filmpreis Köln. Kojima gewann für seine Arbeit als Spieleentwickler den Cologne Creative Award. Außerdem erhielt der Regisseur Abel Ferrara für seinen Film Tommasso den Hollywood Reporter Award. Für die Dokumentation One Child Nation wurde Nanfu Wang mit dem Phoenix Preis geehrt. Zu guter Letzt nahmen August Diehl den International Actors Award und Easy Love den Filmpreis NRW mit nach Hause. Die Preisträger redeten in Artist Talks über ihre Arbeit und stellten sich den Fragen des Publikums. Nach der Preisverleihung und zahlreichen Filmen endete dann auch das Film Festival Cologne 2019.
Film Festival Cologne – Internetseite: https://filmfestival.cologne/
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