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    Ein Rückblick auf deutsche Filmparodien

    Stefan Brüningvon Stefan Brüning13. August 2025Keine Kommentare15 min Lesezeit
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    © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn
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    Mit den Clowns kamen die Tränen: Im Jahr 2001 gelang mit Der Schuh des Manitu ein Genre in den deutschen Mainstream, das zuvor kaum Beachtung fand: die Filmparodie. Obwohl das Genre in den Folgejahren zu Tode geritten wurde, erlebt es nun eine kleine Renaissance. Bevor eben mit Das Kanu des Manitu Bully versucht, an seinen größten Erfolg nach einem Vierteljahrhundert nochmal anzuschließen, ist es Zeit für einen Rückblick auf das was schon zuvor da war und seit dem Gamechanger mit Ranger und Abahatschi dem Erfolg hinterherhechelte.

    Ein weiterer Rückkehrer für die späte Fortsetzung © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

    Die total verrückte Geschichte des amerikanischen Spoofs – ohne Anspruch auf Vollständigkeit

    Filmparodien spielen bereits in den Anfängen des Kinos eine Rolle, dennoch sollte es fast 100 Jahre dauern, bis sich auch deutsche Regisseure dem Stoff annahmen. Bereits 1905 entstand mit The Little Train Robbery die erste bekannte Filmparodie: Regisseur Edwin S. Porter inszenierte eine humorvolle Variante seines eigenen Erfolgsfilms The Great Train Robbery – mit dem Clou, dass sämtliche Rollen von Kindern gespielt wurden. In den Folgejahren gewann das Kino zunehmend an Popularität, und mit der wachsenden Zahl an Filmen stieg auch das Potenzial für Persiflagen.

    Nice to know - Definition "Spoof": 
    Ein Spoof-Film ist ein Film, der gezielt bestehende Werke, Genres oder
    filmische Konventionen parodiert, um durch Übertreibung, Ironie und
    Slapstickkomik eine humorvolle Wirkung zu erzielen.

    Ab den 1940er-Jahren nahmen Comedians wie Abbott and Costello oder die Marx Brothers erfolgreich populäre Stoffe – wie etwa die Universal-Monsterfilme – auf die Schippe. Spätestens seit den 1970er-Jahren hatten sich Filmparodien dank der Monty Python-Truppe, dem Trio Zucker-Abrahams-Zucker, Woody Allen und natürlich Mel Brooks fest im Mainstream etabliert.

    Filme wie Airplane!, Das Leben des Brian, Die letzte Nacht des Boris Gruschenko oder Frankenstein Junior nahmen bekannte Film- und Fernsehstoffe gekonnt aufs Korn. Eine Mischung aus Slapstick, Wortwitz, Absurdität und einem liebevollen Blick auf die Mechanismen der parodierten Vorbilder – gepaart mit hoher Gagdichte – machte das Genre so beliebt. In den 1990er-Jahren kam es durch den Erfolg von Die nackte Kanone (1988) zu einem regelrechten Boom, der mit Scary Movie im Jahr 2000 seinen finanziellen Höhepunkt erreichte.

    Doch diese liebevolle Herangehensweise an das Genre änderte sich allmählich. Zwar ließ die Qualität vieler Parodien bereits in den 1990er-Jahren spürbar nach, doch Filmschaffende wie Jason Friedberg und Aaron Seltzer schafften es, das Niveau noch weiter zu senken. Sie hatten das Prinzip der Parodie offenbar nicht verstanden – oder es war ihnen schlicht egal. Statt einer durchdachten Auseinandersetzung mit dem Original setzten sie auf bloßen Wiedererkennungswert und flachen Pipi-Kaka-Humor, in der Hoffnung, damit einen Kassenschlager zu landen.

    Doch die minderwertige Qualität dieser Machwerke blieb dem Publikum nicht verborgen: Trotz geringer Produktionskosten spielten diese Filme zu wenig ein. Gleichzeitig begannen sich Blockbuster zunehmend selbst zu parodieren und auf YouTube zeigten zeitgleich kreative Köpfe kostenlos, wie man Parodie schneller, pointierter und effektiver umsetzen kann. Die Folge: Das Genre geriet ins Hintertreffen und für lange Zeit war erst einmal Schluss mit lustig, bis in diesem Jahr eine Neuauflage von Die nackte Kanone in die Kinos kam.

    Die Lacher von der letzten Bank

    In Deutschland funktionierte Humor lange Zeit anders. Geprägt von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs und dem damit verbundenen Wunsch nach einer heilen Welt dominierten in den 1950er-Jahren Heimatfilme und Heimatkomödien das Kino.

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    Die 1960er und 1970er prägten Klamaukfilme wie die Tollen Tanten-Reihe oder Pennäler-Komödien, während in den 1980ern Komiker wie Otto Waalkes, Dieter Hallervorden und Mike Krüger im Mittelpunkt standen. In den 1990ern füllten dann vor allem Beziehungskomödien die Kinosäle.

    Inhaltlich war das Repertoire deutscher Komödien über Jahrzehnte hinweg stark geprägt von einfachem Klamauk, platten Slapstick, Travestie und klischeehaften Witzen über Randgruppen – natürlich gab es auch Ausnahmen wie z.B. Ödipussi und Papa Ante Portas von Loriot

    Zwei Nasen parodieren super

    Es sollte lange dauern, bis sich auch deutsche Produktionen mit Filmparodien befassten und eigene Beiträge hervorbrachten – was wohl nicht zuletzt an der weniger reichhaltigen Filmgeschichte lag. Sicherlich gab es schon zuvor vereinzelte Beispiele – mit etwas gutem Willen lässt sich etwa Das Spukschloss im Spessart (1960) als eine Mischung aus Operette und Gruselparodie einordnen –, doch bewusst begegneten mir Filmparodien aus deutschen Landen erstmals in Die Einsteiger von 1985. Inspiriert von den amerikanischen Vorbildern, nahmen die selbsternannten Supernasen Thomas Gottschalk und Mike Krüger populäre Stoffe wie Indiana Jones, Tanz der Vampire und Rocky aufs Korn. Auch wenn sie inhaltlich wie auch in puncto Gagdichte nicht mithalten konnten oder wollten, gelang es ihnen immerhin, den Look der parodierten Filme überzeugend zu imitieren.

    Dass sie ausschließlich amerikanische Produktionen verballhornten, liegt in der Natur der Sache: Es braucht einen hohen Wiedererkennungswert, der sich durch die Popularität eines Stoffes potenziert. Idealerweise sind Mechanismen und ikonische Szenen der Vorlage so tief im kollektiven Gedächtnis verankert, dass die Kenntnis des Originalfilms kaum noch erforderlich ist, um die Parodie zu genießen. Dieses Kriterium erfüllen amerikanische Blockbuster bis heute in weit größerem Maße als typische deutsche Dramen oder Kriegsfilme.

    Es bewegt sich nichts, Mann

    Selbst als der Spoof-Film in den 1990er-Jahren – befeuert durch den Erfolg von Die nackte Kanone (1988) – einen regelrechten Höhenflug erlebte, blieben deutsche Nachahmungen Mangelware.

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    Eine der wenigen Ausnahmen war Helge Schneider, der mit Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem (1993) eine Westernparodie auf die Leinwand brachte. Es folgten 00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter  (1994) und Praxis Dr. Hasenbein (1997), in denen er sich an typisch deutschen Genres wie dem Kriminalfilm oder dem Kriegsdrama abarbeitete. Doch seine eigenwilligen, surrealen Interpretationen blieben trotz des Erfolgs seines Debüts eher ein Nischenphänomen und fanden nie wirklich den Weg in den Mainstream.

    Nice to know – die erfolgreichsten „Blödelbarden“:

    RangNameBekannte Parodie-FilmeKinobesucher gesamt (geschätzt)
    1️⃣Michael „Bully“ HerbigDer Schuh des Manitu, (T)Raumschiff Surpriseca. 20,8 Mio.
    2️⃣Otto Waalkes7 Zwerge – Männer allein im Wald, 7 Zwerge 2ca. 10,5 Mio.
    3️⃣Rick KavanianBullyparade – Der Film, Nebenrollen in Bully-Filmenca. 22 Mio. (mit Bully)
    4️⃣Christian TramitzBullyparade – Der Film, Nebenrollen in Bully-Filmenca. 20+ Mio.
    5️⃣Sky du MontDer Schuh des Manitu, (T)Raumschiff Surprise, Bullyparadeca. 20 Mio.+
    6️⃣Mirco Nontschew†7 Zwerge 1 & 2ca. 10 Mio.+
    7️⃣Bastian PastewkaDer Wixxer, Neues vom Wixxer (Krimi-Parodien)ca. 4 Mio.
    8️⃣Oliver KalkofeDer Wixxer, Neues vom Wixxerca. 4 Mio.
    9️⃣Helge SchneiderTexas – Doc Snyder, 00 Schneiderca. 1–2 Mio.
    🔟Olli DittrichDie Doofen (TV), kleinere Parodienunter 1 Mio.

    Weitere Versuche wie Kondom des Grauens (1996), eine Parodie auf amerikanische Polizeifilme mit B-Horror-Elementen oder Der Trip – Die nackte Gitarre 0,5 (1996) mit Dieter Thomas Kuhn, der ironisch den Geist der 68er aufgriff, blieben kommerziell erfolglos.

    Auch etablierte Stars wie Otto Waalkes scheiterten. Mit seinem sogenannten „Katastrofen-Film“ von 2000 wollte er eine Parodie auf Titanic ins Kino bringen. Trotz erstaunlich hoher Produktionskosten und seiner großen Popularität ging er sang und klanglos unter. Es war nicht sein erster Misserfolg in diesem Genre: Bereits Mitte der 1990er hatte er mit der Fernsehserie Otto – Die Serie versucht, die Edgar-Wallace-Filme satirisch zu verwerten – ebenfalls ohne nachhaltigen Erfolg.

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    Der Grund liegt auf der Hand: Ottos Filme leben von seiner Bühnenfigur und dem seinem Blödelhumor, der notdürftig durch eine Handlung zusammengehalten wird. Ein gelungener Spoof hingegen funktioniert anders: Er erzählt eine genretypische Geschichte, die gezielt und durchdacht mit Gags durchsetzt wird. Die Figuren müssen sich den Konventionen des parodierten Genres unterordnen – etwas, das einer Rampensau wie Otto nur schwer gelingt.

    Im Fernsehen hingegen funktionierten Parodien deutlich besser: Comedy-Formate wie Schmidteinander, RTL Samstag Nacht, Die Wochenshow, Switch und später die Bullyparade zeigten, dass eine gelungene Parodie kein Langformat braucht – auch wenn sich diese Beiträge häufig auf Fernsehformate statt auf Kinogenres konzentrierten.

    Ob der Western-Witz nochmal zündet? © herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

    Der Clou dank Manitu

    Im Jahr 2000 erreichten Spoof-Filme mit dem Erfolg von Scary Movie ihren Zenit. Über drei Millionen Besucher bewiesen, dass dieses Format auch in Deutschland generationenübergreifend funktioniert. Michael Bully Herbig nutzte diesen Moment, um den Sprung vom Fernsehen auf die Kinoleinwand zu wagen. Mit seiner Bullyparade hatte er zuvor bereits große Erfolge gefeiert – besonders beliebt waren seine Parodien auf Winnetou, Star Trek und Sissi.

    Er inszenierte den ersten Kinofilm von Erkan und Stefan – zwei Comedians, deren Humor darauf beruhte, das Klischee jugendlicher Migranten überspitzt darzustellen. Herbigs Regiedebüt war nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern unterschied sich visuell deutlich von anderen deutschen Produktionen seiner Zeit. Einzelne Szenen erinnerten stilistisch an amerikanische Politthriller und Actionfilme – ein absolutes Novum im deutschen Mainstreamkino. Im Jahr darauf sollte er mit einem eigens entwickelten Stoff, die Humorlandschaft in Deutschland verändern.

    Nice to know - Warum Bully Bully heißt
    „Bully ist ein Kindheitsspitzenname, inspiriert vom Spielzeug-VW-Bus – ganz harmlos und ohne englische Bedeutung. Heute ist es ein fester Teil seines
    Künstlernamens und Markenzeichens.

    Sein Gespür für Bildsprache und der insgesamt hochwertige Look seiner Filme sind jedoch nur zwei Faktoren für den Erfolg von Der Schuh des Manitu (2001), der mit über 11 Millionen Besuchern zum erfolgreichsten deutschen Film nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte. Herbig setzte gezielt auf Nostalgie: Wer in den 60er-, 70er- oder 80er-Jahren aufgewachsen ist, kam an Winnetou nicht vorbei. Neben der enormen Popularität konnte er auf ein ganzes Dutzend deutscher Karl-May-Produktionen zurückgreifen.

    Herbigs präzise Beobachtungen und seine spürbare Liebe zum Original lassen Der Schuh des Manitu – ohne die Gags – wie einen echten Karl-May-Film wirken. Dieses Prinzip übernahm er perfekt von seinen amerikanischen Vorbildern. Neben der detailgetreuen Ästhetik übernahm er allerdings auch die kulturelle Sorglosigkeit und die stereotypen Darstellungen der alten Karl-May-Verfilmungen.

    Traumquote Reprise – aber nur für eine Episode

    Dass Herbig auch produktionstechnisch auf internationalem Niveau mithalten kann, bewies er spätestens mit seiner nächsten Regiearbeit Traumschiff Surprise – Periode 1 von 2004. Mit einem Budget von neun Millionen Euro zauberte er Spezialeffekte auf die Leinwand, wie man sie bis dahin weder zuvor noch danach in einer deutschen Komödie gesehen hatte. Doch schon hier stieß das Format an die Grenzen der Parodie. Was vielleicht als Sketch im Fernsehen funktioniert, trägt selten einen ganzen Kinofilm. Sein Budget reichte auch nur für eine halbe Stunde Science-Fiction-Spektakel, weshalb weite Teile des Films in deutlich günstigeren Kulissen wie dem Mittelalter und dem Wilden Westen spielen. Diese Ausflüge in sind Füllmaterial: lauwarme Gags, müde Variationen früherer Einfälle und Rückgriffe auf den großen Erfolg. Vielleicht war es auch keine besonders kluge Entscheidung, das Publikum darüber entscheiden zu lassen, welchen Sketch er als Nächstes ins Kino bringen sollte, denn in diesem Fall hatte Bully erstaunlich wenig über Star Trek oder Star Wars zu sagen, sondern machte sich vor allem über das Verhalten homosexueller Menschen lustig. Dennoch erreichte der Film über neun Millionen Besucher:innen.

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    Lissi und der nur mild lächelnde Kaiser

    Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, musste natürlich auch Bullys beliebte Sissi-Parodie auf die große Leinwand. Doch diesmal verließ ihn sein goldenes Händchen: Bully selbst wollte nicht ins Ballkleid schlüpfen – und damit auf eine der tragenden Säulen des deutschen Humors verzichten: Männer in Frauenkleidern.

    Stattdessen entschied er sich für einen Animationsfilm – der ihn aufgrund hiesiger Budgetbeschränkungen visuell deutlich vom internationalen Standard entfernte. Eine hohe Gagdichte – wie man es z.B. von der animierten Märchenparodie Shrek kennt – war nicht möglich, sodass man sich vor allem auf den Sprachwitz der alten Sketche verließ, der jedoch schlicht nicht ausreichte, um 90 Minuten zu tragen.

    Inhaltlich versuchte Lissi und der wilde Kaiser eher, ein „witziger“ Abenteuerfilm zu sein als eine Parodie auf Sissi, da wohl nur die wenigsten Bully-Fans nostalgische Gefühle zu der Serie hegen. Hinzu kam, dass die Bullyparade zu diesem Zeitpunkt bereits seit fünf Jahren Geschichte war und kaum jemand auf einen Animationsfilm von ihm gewartet hatte, selbst wenn viele seiner Fans inzwischen Kinder hatten, die sie theoretisch mit ins Kino nehmen konnten.

    Mit 2,4 Millionen Besuchern erzielte der Film zwar einen Achtungserfolg, blieb aber deutlich hinter den Erwartungen zurück. Spätestens hier musste auch Bully erkennen, dass seine Parodien besser im Kurzformat funktionieren.

    Zehn Jahre später wagte er dennoch ein Comeback: Mit Bullyparade – Der Film kehrte er 2017 zur Parodie zurück. Diesmal war er klüger und segmentierte den Film in fünf Episoden, zudem verhielt er sich auffällig politisch korrekt – auf gesellschaftlichen Druck hin, wie er später zugab. Neben Klassikern wie Winnetou und Sissi nahm er sich auch amerikanische Filme wie Zurück in die Zukunft und The Wolf of Wall Street vor. Im Kino blieb der große Erfolg zwar aus, dafür funktionierte der Film überraschend gut im Streaming.

    Drei Wixxer geben alles

    Der Erfolg von Bullys Parodien ebnete auch zwei weiteren Akteuren den Weg auf die Kinoleinwand: Oliver Kalkofe und Oliver Welke. Beide hatten sich bereits über Jahre hinweg im Radio und Fernsehen mit Parodien beschäftigt – Edgar Wallace gehörte dabei ebenso zu ihrem Repertoire wie übrigens auch Winnetou.

    Da Letzteres durch Bully quasi vergeben war, wandten sich Kalkofe und Welke ihrer zweiten großen Leidenschaft zu und gewannen mit Bastian Pastewka, der ebenfalls ein großer Fan beider Reihen war, einen kongenialen Partner. Das Ergebnis waren Der Wixxer (2004) und Neues vom Wixxer (2007) – liebevolle Parodien auf die Wallace-Reihe, die von 1959 bis 1972 regelmäßig im Kino lief.

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    Wie Bully drei Jahre zuvor setzten sie auf dieselbe Erfolgsformel: Nostalgie, einen starken Cast, präzise Beobachtungen und zahlreiche Gags für jede Altersgruppe. Sogar die Original-Edgar-Wallace-Schauspieler Wolfgang Völz und Joachim Fuchsberger konnten sie für Gastrollen gewinnen. Eigentlich war mit Triple Wixx ein krönender Abschluss geplant, doch die Produktion kam nie zustande. Vielleicht sorgt das derzeitige Spoof-Revival ja doch noch dafür, dass der Vorhang ein drittes Mal aufgeht. Verdient hätte die Reihe es allemal.

    Der Untergang dank Unterwaldt

    Parodie ist – zumindest aus deutscher Sicht – ein erstaunlich dehnbarer Begriff. Während sich die zuvor genannten Beispiele ernsthaft mit ihrem Ausgangsmaterial auseinandersetzen, beweisen andere, dass es auch ohne Ambition, Verstand oder gar Witz geht. Willkommen in der Welt von Sven Unterwaldt und seinen Comedians.

    Angefangen hat alles 2004 mit 7 Zwerge – Männer allein im Wald. Das Konzept ist simpel: Man nehme eine Handvoll bekannter Komiker und setze sie in eine fiktionale Welt, die lediglich als Bühne für ihre einzige „komische“ Eigenschaft dient. Die Witze – und das ist entscheidend – müssen nichts mit dem Originalstoff zu tun haben, sondern dürfen so alt, banal und infantil wie möglich sein – garniert mit klischeebeladenem Rassismus und geschmacklosen Gags über sexuelle Gewalt. Ob Figur und Vorlage überhaupt zusammenpassen, spielt keine Rolle: Atze Schröder übernimmt das Kommando über Das Boot, Tom Gerhardt stolpert durch die Nibelungensage und Otto Waalkes und seine Zwerge machen einen auf Brad Pitt und George Clooney in Otto’s 11. Mit Parodie hat das in etwa so viel zu tun wie Märchen mit der Realität. Der Stoff wird nicht adaptiert, sondern ignoriert. Die Figuren ordnen sich ihm nicht unter, sie wissen sogar, dass sie in einer Komödie sind und hampeln dementsprechend betont „witzig“ durch die Szenarien. Doch gute Spoof Movies funktionieren anders: Ihre Figuren agieren mit größtmöglichem Ernst, ganz gleich, wie absurd ihre Umgebung ist. Gerade aus diesem Kontrast zwischen Haltung und Handlung entsteht echte Komik. Anfangs war dies Vorgehen mit sehr viel Erfolg gekrönt, aber mit jeder weiteren Inkarnation verirrten sich immer weniger Zuschauer in die Sääle.

    1 ½ Kommissare – Schisse in den Geigenkasten

    Neben Sven Unterwaldt trugen auch andere Regisseure mit ihren miserablen Gelddruck-Versuchen zum Niedergang des Parodie-Genres bei – doch selbst das deutsche Publikum durchschaute die Masche bald.

    Der Regisseur von Werner – Beinhart brachte 2004 eine Zeichentrickparodie auf Derrick ins Kino, die mit den Originalschauspielern Horst Tappert und Fritz Wepper als Sprecher aufwarten konnte. Der Titel: Derrick – Pflicht ruft. Der Tipp: besser schnell weghören.

    Auch Til Schweiger – der ein Jar zuvor mit Keinohrhasen ein Hit gelandet hat – wollte 2008 auch mitmischen und baute das Kritikerurteil netterweise gleich in den Titel ein: 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde.

    Jerry Cotton von 2010 mit Christian Tramitz ist laut Verleih keine Parodie, sondern eine Neuinterpretation. Nach Sichtung des Films kann man diesen Hinweis nur als Akt der Schadensbegrenzung verstehen.

    Ab 2007 sprang dann ProSieben auf den fahrenden Zug auf und produzierte zunächst eine ganze Reihe von Märchenparodien, später dann auch Spoofs auf Hollywoodfilme – meist mit denselben Schauspieler:innen wie in den Kinoproduktionen und einem ähnlich billigem Produktionsdesign. Der Weg ins Kino war damit überflüssig geworden und spätestens 2010 ebbte die große Welle merklich ab – angesichts späterer Werke wie Agent Ranjid rettet die Welt (2012) wohl kein großer Verlust.

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    Spiels noch einmal Sam

    Ganz tot war die Parodie danach nicht – sie roch nur streng nach Verwesung.

    Der Content Creator Fresh Torge wagte mit seiner Kartoffelsalat-Reihe (2015 und 2020) – Persiflagen auf Zombie- bzw. Musicalfilme – den Sprung vom Internet auf die Kinoleinwand und zeigte dabei vor allem eines auf: die Grenzen seines Mediums. YouTube ist wie geschaffen für Parodien: kurze, pointierte Clips, kreative Freiheit und ein direktes Feedback des Publikums. Doch was im Netz in wenigen Minuten funktioniert, wirkt im Langformat schnell zäh und deplatziert. Kartoffelsalat steht exemplarisch dafür, dass sich Internet-Humor kaum auf Spielfilmlänge übertragen lässt. Hinzu kommt: Warum sollte die Kernzielgruppe Geld fürs Kino ausgeben, wenn sie online jederzeit besseren – und vor allem kostenlosen – Content bekommt?

    Man versuchte sich an einer deutschen Version von Mel Brooks’ verrücktester Geschichte der Welt. Basierend auf der ZDF-Reihe Sketch History entstand Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt (2022). Ganz gekürzt wäre – gemessen an der Qualität – allerdings die bessere Entscheidung gewesen.

    Bora Dagtekin grub letztes Jahr die Idee der Märchenparodie wieder aus und zeigte mit Chantal im Märchenland – einem Spin-off seiner erfolgreichen Fack ju Göhte-Reihe –, dass abgenutzter, grobschlächtiger Humor auf Kosten von Randgruppen in Deutschland immer noch ein Massenpublikum findet. Offenbar Grund genug auch für Bully, ein weiteres Mal mit dem Kanu des Manitu zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Angesichts der inhaltlichen Qualität bleibt nur zu hoffen, dass diese Filme bald wieder aus den Kinosälen verschwinden und es dann endlich heißt: Schluss mit lustig.

    Stefan Brüning

    Stefan ist in der Nähe von Wolfenbüttel beheimatet, von Beruf Lehrer und arbeitet seit Mai 2024 bei Filmtoast mit. Seit seiner Kindheit ist er in Filme vernarrt. Seine Eltern haben ihn dankenswerterweise an Comics und Disneyfilme herangeführt. Bis zu seinem 8. Lebensjahr war es für ihn nicht nachvollziehbar, wie man Realfilme schauen kann. Aber nach der Sichtung des Films Police Academy und natürlich der Star Wars- Filme hat sich das geändert. Natürlich waren in seiner Kindheit auch die Supernasen, die Otto- und Didifilme Pflichtprogramm, denn worüber sollte man sonst mit den Anderen reden? Deswegen mag er einige dieser Filme bis heute und schämt sich nicht dafür.

    Stefan setzt sich für die Erhaltung der Filmwirtschaft ein. Sei es durch Kinobesuche, DVD/ Blu- Ray/ UHD oder Streaming, je nach dem welches Medium ihm geeignet erscheint. Sein filmisches Spektrum und seine Filmsammlung hat sich dadurch in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert, weswegen er sich nicht auf ein Lieblingsgenre festlegen kann.

    • Stefan Brüning
      https://www.filmtoast.de/author/stefan-bruning/
      No Hit Wonder
    • Stefan Brüning
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    • Stefan Brüning
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