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    Serie gegen Film – Teil 1: Original vs. Remake

    Jan Wernervon Jan Werner4. Juni 2025Keine Kommentare20 min Lesezeit
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    © Amazon Studios
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    Für viele ist es die Gretchenfrage schlechthin: Wer gewinnt im Vergleich Serie gegen Film. Mit einer neuen Reihe beleuchten wir den Stand 2025 in diesem Duell. Im ersten Teil geht es um Kinofilme, die als Serien neuverfilmt wurden – und wer dabei jeweils die Nase vorn hat.

    Ein jahrelanger Trend – wo stehen wir gerade?

    Die Streaming-Platzhirsche haben längst erkannt, dass es äußerst attraktiv ist, bekannte Marken nochmals neu zu starten – und dabei direkt die Stilform zu ändern. Dabei ist es gar nicht so leicht, sich daran zurückzuerinnern, was dabei das erste Beispiel war. Hier soll es nun aber auch nicht allzu lang darum gehen, in der Vergangenheit zu forschen, sondern darum zehn Serienremakes mit ihren Filmvorbildern gegenüberzustellen, jeweils einen Sieger zu küren – und so am Ende der Antwort ein Stück näherzukommen, ob Film- oder Serienproduktionen das bessere Format sind. Dabei geht es explizit um Serien, die zuvor in Filmform veröffentlicht wurden, nicht um Remakes von Serien und nicht um Seriensequels zu Kinofilmen.

    Jack Reacher vs. Reacher

    Alan Ritchson (Jack Reacher) © Amazon Studios

    In Runde 1 Serie gegen Film treten zwei Adaptionen einer erfolgreichen Buchreihe gegeneinander an, die jedoch in ganz anderen Gewichtsklassen kämpfen würden. Denn so wie sich Autor Lee Child seinen Titelhelden erdacht hatte, hätte man mit der Wahl des ersten Darstellers fast nicht mehr brechen können. Ein Hüne, der allein schon durch seine Erscheinung Ehrfurcht verströmt, ist Tom Cruise auf keinen Fall, dafür brachte er für die beiden Jack Reacher–Filme von Christopher McQuarrie und Edward Zwick die nötige Starpower mit, um auch Nichtkenner der Vorlage in die Kinosäle zu locken. Und nicht nur Cruise war hier ein großer Name im Cast, auch mit Rosamund Pike, Richard Jenkins, David Oyelowo und Werner Herzog hatte man reichlich Qualität in Teil 1 von 2012 vor der Kamera, sodass es nicht verwundert, dass der Film bei wohlwollendem Kritikerecho über 200 Millionen Dollar einspielen konnte. Teil 2 Kein Weg zurück konnte jedoch weder an den Kassen noch bei der Kritik anknüpfen, sodass über eine Fortsetzung wohl nie nachgedacht wurde.

    Einspielergebnisse und Streamingaufrufe kann man schwer als Vergleichsparameter hernehmen, aber allein, dass es Reacher bei Prime inzwischen auf drei Staffeln bringt und weitere in der Planung sind, ist schon mal ein Anzeichen dafür, dass man nun die bessere Herangehensweise für die Adaption der Reihe gefunden hat. Außerdem kommt Alan Ritchson in der Titelrolle der Child-Figur wesentlich näher. Die Metacritic-Scores sprechen auch für die Serienfassung (74 % zu 50 und 47 %). Die nackten Zahlen sprechen also für die neuere Fassung – und ohne Tom Cruise nahetreten zu wollen, der nackte Oberkörper von Ritchson ebenfalls. Ja, Werner Herzog in Teil 1 der Filmversion war schon ein Highlight und Cruise hat die süffisante Überlegenheit der Ermittlerfigur auch gut rübergebracht, aber erst durch die einzigartige Kombination aus physischer Wucht, trockenem Humor und minimalem Pulp-Faktor ist die Krimireihe auch im Bewegtbildformat zu einer Marke geworden. Entsprechend geht in diesem Duell der Punkt recht eindeutig an „Sherlock Homeless“ in der Version von Showrunner Nick Santora bei Amazon Prime Video. 1:0 für Team Serie

    Jack Ryan

    Bei Jack Ryan ist der Vergleich ungleich schwieriger, denn de facto gibt es fast ein halbes Dutzend Inkarnationen der Tom-Clancy-Figur in Film und Fernsehen: In Jagd auf Roter Oktober spielte Alec Baldwin den CIA-Analysten, dann durfte in Die Stunde der Patrioten und Das Kartell zweimal Harrison Ford die Welt vor dem Bösen bewahren, ehe in Der Anschlag Ben Affleck und in Jack Ryan: Shadow Recruit Chris Pine jeweils nochmal in die Rolle schlüpften. Sieht man sich die Rezeption der reinen Filmreihe erstmal an, fällt auf, dass die drei Teile in den Neunzigern an den Kassen erfolgreich waren und auch mit Wertungen zwischen 6,8 und 7,5 auf IMDB ordentlich wegkommen. Doch die beiden neuesten Einträge mit Affleck und Pine fielen dann merklich ab, konnten grad noch vermeiden, als Kassenflops eingeordnet zu werden und fielen mit deutlich schlechteren Werten bei Metacritic, Rotten Tomatoes und IMDB bei vielen Kritikern und Zuschauern durch.

    John Krasinski (Jack Ryan) © Amazon Studios

    Würde man also nur die ersten Filme mit der Serie Jack Ryan, die ebenfalls von Prime Video verantwortlich produziert wurde, vergleichen, könnte man der Kinovariante noch gute Chancen ausrechnen, aber in der Gesamtheit betrachtet, ist die Qualität dann einfach zu inkonsistent, um mit den wirklich durch die Bank weg starken vier Staffeln der Serienfassung mit John Krasinski mithalten zu können. Diese bringen es auf eine Wertung von 8,0 bei IMDB. Natürlich ist es bei dieser Figur ein Stückweit auch der Zeitgeist zum Zeitpunkt der jeweiligen Entstehung, der sowohl Rezeption als auch Interpretation der Buchfigur beeinflusste, aber rein, um der Vorlage in der Gesamtheit besser gerecht zu werden, sind vier Staffeln schon mal ein Faustpfand. Des Weiteren ist die Figur in den vier Staffeln auch einer wesentlich spannenderen persönlichen Entwicklung unterworfen, sodass man mit Jack Ryan als Protagonist in der Serie besser mitfühlen kann, als mit der teils austauschbaren Figur in den Filmen, die auch immer andere Schwerpunkte hatten.

    Es bleibt also auch in diesem zweiten Vergleich keine andere Entscheidung, als dem Serien-Team wieder den Punkt zu geben, denn diese Variante ist zeitloser, besser gespielt und hat auch wesentlich mehr zu sagen, als die „alten“ Thriller, die man heute schon größtenteils eher romantisch als Produkte der Neunziger verklären muss. 2:0 für Team Serie

    Alex Cross

    Auch in der dritten Runde geht für Team-Serie eine Amazon Prime-Produktion an den Start und auf Seiten der Filmversion von Romanfigur Alex Cross gibt es gleich mehrere Besetzungen. Zweimal war Morgan Freeman in den 90ern/frühen 2000ern der forensische Psychologe aus der James Patterson Reihe, in …denn zum Küssen sind sie da und Im Netz der Spinne. Dann gab es noch einen eher medial untergegangenen TV-Film-Versuch mit Tyler Perry im Jahr 2012, der direkt unter dem Titel Alex Cross veröffentlicht wurde. Die beiden Freeman-Filme standen zu ihrer Zeit merklich unter dem Einfluss des Erfolgs von Finchers Sieben. Das führte trotz einnehmender Performance des Hauptdarstellers dazu, dass sie über die Jahre eher in Vergessenheit geraten sind. Zum Release wurden auch beide Thriller eher von Seiten der Kritik zerrissen.

    Aldis Hodge als Alex Cross © Amazon Studios

    Dann aber bewies Ende 2024 Prime erneut ein Händchen dafür, Vorlagen in ihrer Essenz gerecht werden zu wollen und zu können. Denn die Aldis Hodge-Version traf nicht nur deutlich besser die düstere Atmosphäre der Vorlage, sie hatte durch ihre Verortung im Milieu der PoC-Society auch ein Alleinstellungsmerkmal. Kein Wunder also, dass schon vor Start die zweite Staffel bestellt wurde. Ja, die erste Staffel von Alex Cross hat ein paar Momente, die das Sehvergnügen ausbremsen können, aber das Character Building ist gelungen, Hodge trägt die Serie quasi fast im Alleingang und das Potential, um in weiteren Staffeln noch besser zu werden, ist definitiv schon im Auftakt angelegt worden.

    Dank dem Faible von Amazon für das, was man gern mal „Dad TV“ schimpft, hat man dort eine Art Formel entwickelt, die den ebenfalls eher als leichte Krimikost verrufenen Vorlagen bestmöglich Charakter einzuimpfen und Serienversionen mit Erfolgspotenzial am Fließband anzuliefern. Entsprechend 3:0 für Team Serie

    Westworld

    Bei Westworld stellt sich die Situation im Rahmen unseres Specials Serie gegen Film etwas verzwickt dar. Bereits 1973 verfilmte Jurassic Park-Erfinder Michael Crichton seine eigene Geschichte über den futuristischen Freizeitpark Delos, in dem betuchte Besucher zu Westernhelden, Legionären oder Rittern werden konnten – was natürlich, typisch für Crichton, in einem Fiasko und Gemetzel enden musste. Damals an Bord unter anderem James Brolin und Richard Benjamin. Heute kann man den Film in erster Linie noch als Relikt seiner Zeit wirklich genießen, aber was man dem Projekt hoch anrechnen muss, ist seine bis heute wegweisenden ersten Gehversuchen in verschiedenen technischen Bereichen. So war Westworld der erste Spielfilm, in dem die digitale Bildbearbeitung eingesetzt wurde. Dementsprechend hat er zurecht eine Stellung als Sci-Fi-Klassiker inne, auf den sich bis heute viel Bezüge in neueren Filmen und Serien finden lassen.

    Welche Ziele verfolgt der Man in Black? Westworld Staffel 4 © Home Box Office

    Als Westworld als Serie von HBO angekündigt wurde, waren viele aufgrund von Besetzung vor und Staff hinter der Kamera überzeugt, dass dies der legitime Nachfolger von Game of Thrones als globales Serienphänomen werden kann. Und dieser Erwartungshaltung wurde die erste Staffel dank exzellenter Rätsel und Mystery-Boxes, sensationellen Bildern und Effekten und einem superben Cast mehr als gerecht. Garniert wurde das ganze dann mit einem der besten Soundtracks der 10er-Jahre von Ramin Djawadi. Ob Evan Rachel Wood, Anthony Hopkins, Thandiwe Newton oder Jeffrey Wright – jeder Star lieferte ab und machte die Auftaktstaffel zu einem Meilenstein im Serienbereich – ganz wie erhofft.

    Doch dann wurden die Macher übermütig, verzettelten sich schon in Staffel 2 in immer abstruseren Twists und den eigenen Ambitionen, philosophische Themen, Gesellschafts- und Technologiekritik und ein Shakepear’sches Drama unter einen Hut zu kriegen. Mit der dritten Staffel nahm der Abwärtstrend seinen Lauf, die vierte konnte nichts mehr retten, obwohl man sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht war und auch versöhnlich mit den Fans umging. Trotzdem wurde HBOs wohl ambitioniertestes Projekt aller Zeiten abgesägt und die offenen Fragen am Ende von Staffel 4 werden für immer unbeantwortet bleiben.

    Da wir hier speziell den seriellen Charakter und die Filmversion gegenüberstellen, bleibt durch das unrunde Ende und den krassen Abfall nach der perfekten Auftaktstaffel, keine andere Wahl als in diesem Duell dem Film von 1973 den Sieg zuzugestehen, denn dessen Status ist bis heute unangetastet, sieht man von der natürlich inzwischen antiquierten Optik und der für heutige Verhältnisse zahme Gangart ab. 3:1 für Team Serie

    Mosquito Coast

    1981 erschien der Aussteiger-Roman The Mosquito Coast von Paul Theroux. Die Geschichte handelt vom einzelgängerischen und exzentrischen Erfinder Allie Fox, der sein Hab und Gut verkauft, da er die moderne Konsumgesellschaft – insbesondere in den USA – ablehnt und mit seinen Erfindungen zu Hause Ablehnung erfährt. Selbst die Erfindung des Prototyps einer Kältemaschine, die aus Wärme Eis herstellt, findet keine Anerkennung. Das führt sogar soweit, dass er mitsamt seiner Frau und den beiden Kindern flüchten muss, als aus anfangs unerfindlichen Gründen Leute auftauchen und die Familie bedrohen. Daraufhin ergibt sich ein Roadtrip mit Selbstfindungs-Aspekten, Robinsonade-Elementen, McGiver-Momenten und familiären Konfliktsituation mit dem Ziel der titelgebenden Moskito-Küste, die sich als Enttäuschung entpuppt.

    Justin Theroux in Mosquito Coast © Apple TV+

    In der Filmfassung 1986 spielte Harrison Ford den Protagonisten, Helen Mirren dessen Frau und River Phoenix den Sohn. Im Gegensatz zu anderen seiner Werke schaffte es Regisseur Peter Weir trotz dieser Besetzung mit hiermit nicht in die popkulturellen Annalen. Schon zum Release wurde Mosquito Coast eher verhalten rezipiert, was sich bis heute in einer mittelmäßigen IMDB-Wertung von 6,6 widerspiegelt. Im Lexikon des Internationalen Films heißt es: „Wort- und kopflastiger politischer Märchenfilm, der am Ende ins Tragikomische umkippt. Die immerhin redliche Botschaft wird nur über die Dialoge transportiert, ihre mangelhafte Umsetzung in Bilder macht den Film langatmig.“

    Wer jetzt denkt: Leichtes Spiel für eine Serien-Neuverfilmung, bei der nicht nur der Neffe des Autoren, Justin Theroux, als Protagonist mitwirkt, sondern auch Premium-Schmiede Apple TV+ dahintersteckt – weit gefehlt. Denn obgleich es die Serienfassung auf zwei Staffeln brachte, die Rolle von Allies Frau ausbaute und die Handlung in unsere Zeit verlegte, fehlte es dieser Variante an Neuigkeitswert, Spannung, Tiefe und vor allem Tempo. Die 17 Folgen waren zum Teil extrem zäh, was dann auch erklärt, dass Mosquito Coast wohl eine derjenigen Serien von Apple ist, an die sich schon wenige Jahre nach Release keiner mehr wirklich erinnert. Trotz der Mittelmäßigkeit der Kinofilmfassung geht der Punkt damit ans Film-Team. 3:2 für Team Serie

    Morddezernat Q-Reihe vs. Department Q

    Die Jussi Adler-Olsen Verfilmung ist das jüngste Beispiel und quasi auch der Anlass für mich, diesen Vergleich auf andere Produktionen auszuweiten. Wer also dezidiert die Kritik zu Staffel 1 von Department Q lesen möchte, kann dies hier tun.

    Matthew Goode als Carl Morck © Netflix

    Vier von fünf Toasts in unserer Wertung sprechen auf jeden Fall schon mal für die neue, schottische Version von Scott Frank. Doch auch die Filme aus Dänemark hatten durchaus ihre Argumente. Der Vergleich, der schon in der Serienkritik anklang, würde in meinen Augen aufgrund der insgesamt dichteren Atmosphäre, die besser den Ton der Vorlage einfängt, knapp zugunsten der Netflix-Produktion ausgehen. 4:2 für Team Serie

    The Day of the Jackal

    Ebenfalls recht frisch sind die Eindrücke zur Sky-Neuverfilmung von The Day of the Jackal, die Ende 2024 lief und hier auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Sogar eine zweite Staffel ist inzwischen in der Mache, was ein Stückweit zum Dilemma führt hier nur eine nicht abgeschlossene Serie mit den Filmfassungen vergleichen zu können. Ja FassungEN, denn auch der hier zugrundeliegende Roman Der Schakal von Frederick Forsyth aus dem Jahr 1971 wurde nicht nur einmal in Filmformat gepresst, ehe man sich für eine serielle Fassung entschied.

    Die beiden Thriller aus den Jahren 1973 und 1997 haben ziemlich unterschiedliche Herangehensweisen und Tonalitäten gewählt – und sind entsprechend auch unterschiedlich „gut“ gealtert und in der Kritik weggekommen. War in der Version von Fred Zinnemann noch das Geschehen wie im Buch an wahre Begebenheiten in Verbindung mit einem Attentatsversuch auf Charles De Gaulle angelehnt, verlegte Regisseur Michael Caton-Jones das Remake ins Amerika der Neunziger – auch weil sich der Regisseur des Vorgängers gegen die Wiederauflage sträubte. Während das minutiöse Planen des Attentäters in der 1973er Version, dargeboten von Edward Fox, bis heute fasziniert und als Politthriller wie Charakterdrama funktioniert, gilt der 1997er Film trotz dem Duell Bruce Willis vs. Richard Gere und einigen namhaften Nebendarstellern heute wie schon damals als misslungen.

    Der Schakal – ein wahrer Verwandlungskünstler ©2024 Sky

    Ginge es nur um das Duell des vorlagentreuen Zinnemann-Films mit der Serie, die uns Eddie Redmayne von einer völlig neuen Seite zeigte, fiele meine Wahl wohl derzeit noch knapp zugunsten des Thriller-Klassikers aus, da es bei der Serie doch einige Folgen braucht, bis man sich auf die Stilisten einlassen kann. Doch das Willis-Gere-Fiasko sorgt als Zünglein an der Waage dafür, dass ich hier die Punkte erstmals im Duell Serie gegen Film teilen muss. 4,5:2,5 für Team Serie

    The Lincoln Lawyer a.k.a. Der Mandat

    The Lincoln Lawyer basiert auf Der Mandant von Michael Connelly und ist der erste Teil von dessen Mickey Haller-Reihe über einen hemdsärmeligen Anwalt, der insbesondere für sein Fahrzeug, eben einen Lincoln, bekannt ist. Das Buch erschien 2005 und schon 2011 schlüpfte Matthew McConaughey in die Titelrolle unter der Regie von Brad Furman. Die Story handelt davon, dass der Protagonist von einen Mandanten annimmt, der im aktuellen Fall zwar seine Unschuld beteuert, sich jedoch für einen früheren Fall des Anwalts sowie für das gegenwärtige Verbrechen als wahrer Täter erweist. Entsprechend geht es insbesondere darum, dass ein Rechtsanwalt zwischen dem eigenen Gewissen, allgemeinen Moralvorstellungen und dem de facto gültigen Recht hin- und hergerissen ist, was der Gerichtsthriller in etwa zwei Stunden seinerzeit zu einer spannenden Seherfahrung mit dem ein oder anderen Twist zu verdichten wusste. McConaughey war dabei nahezu ein One-Man-Show, Ryan Phillippe als Antagonist zwar nicht enttäuschend, aber doch eindeutig schwächer als der strahlende Hauptdarsteller.

    Manuel Garcia-Rulfo als Mickey Haller in Lincoln Lawyer © Netflix

    Entsprechend war die Filmfassung viel klarer auf ihren Protagonisten zugeschnitten als die Serie, die es bei Netflix seit 2022 inzwischen auf drei Staffeln bringt – ein Ende ist nicht in Sicht. In Netflix‘ The Lincoln Lawyer mimt Manuel Garcia-Rulfo den Anwalt, geschiedenen Ehemann und Vater, was im Vergleich zu McConaughey ein schwerer Stand ist. Und auch wenn der Teamplay-Aspekt der Serie durchaus Charme hat und die einzelnen Figuren auch gut etabliert werden, fehlt es dem Format grundlegend etwas an Eigenständigkeit. Zu nah dran an anderen Crime-Procedurals wie beispielsweise Goliath ist die Serienversion von Fließband-Schöpfer Michael E. Kelley. Insgesamt würde ich, obwohl die zweite Staffel schon ein deutlicher Qualitätssprung gegenüber der ersten war, weiterhin sagen, dass The Lincoln Lawyer eines der absoluten Safe-Play-Formate beim Streamer mit dem roten N ist, mit dem man sich in erster Linie an ein Publikum richtet, dass sich schon jahrzehntelang vom Krimi-Einheitsbrei der einschlägigen Networks hat einlullen lassen. Wirkliche Spannung gibt es selten, die Wendungen sind vorhersehbar, die Fallhöhe minimal und trotz guter Darstellerleistungen ist man weit weg davon, in irgendeiner Form in Richtung Awards zu schielen. Gehobenes Mittelmaß für Zwischendurch allenfalls.

    Der Film hingegen transportiert den Geist der fesselnden John Grisham-Verfilmungen der Neunziger, verleiht dem ganzen ein zeitgeistiges Update und kann gut für sich allein stehen – auch heute noch. Die 7,3er IMDB-Wertung spricht da auch Bände. Dank Matthew McConaughey holt die Filmfraktion auf: 4,5:3,5 für Team Serie

    Snowpiercer

    Snowpiercer geht zurück auf einen französischen Comic und ist unumstritten eine der besten Dystopie-Geschichten der jüngeren Vergangenheit. Die Story handelt davon, dass nachdem 2014 auf den Beschluss von 79 Ländern damit begonnen wurde, mithilfe eines chemischen Kältemittels die globale Erwärmung zu stoppen, dieses jedoch Experiment fehlschlug und in einer globale Eiszeit mündete. 17 Jahre später, im Jahr 2031, ist der Planet immer noch eine leblose Eiswüste. Lediglich etwa dreitausend Menschen haben überlebt und sind auf engstem Raum im Snowpiercer zusammengepfercht, einem Zug mit 1001 Waggons, der seither wie eine Arche rund um den Planeten reist und durch ein Perpetuum mobile angetrieben wird. Im Zug herrscht dabei ein strenges Klassensystem, was unweigerlich zu Unruhen, Rebellion und letztlich einem Krieg unter den Passagieren führt.

    2013 schaffte der koreanische Regisseur dann einen richtig starken Science-Fiction-Thriller mit ordentlich Starpower daraus zu machen: Brutal, visionär in den Darstellungen dieser Eis-Apokalypse und überzeugend in der Dynamik des fahrenden Klassensystems. Tilda Swinton, John Hurt, Chris Evans, Jamie Bell, Alison Pill und natürlich Song Kang-ho spielten sich ins popkulturelle Gedächtnis und machten die Filmversion zu einem Ad-hoc-Sci-Fi-Klassiker. Ein schwerer Stand also für eine Neuverfilmung als Serie

     Snowpiercer in der Filmversion © MFA+ Film Distribution

    Trotzdem wagte man sich daran, das Grundkonstrukt der Vorlage nochmal neu anzupacken, aber doch einige Aspekte zu ändern. So war die erste Staffel von Snowpiercer dann erstmal eine klassische Krimigeschichte, bei der wir einen Ermittler aus der hinteren Riege des Zuges begleiteten, der einen Mord unter den vermeintlich nobleren Gästen aufklären sollte. Erst im Verlauf der Serie verschob sich der Fokus auf die eigentlichen Konflikte der Serienerzählungen, die sich dann über die drei weiteren Staffeln zum einen innerhalb des Zuges aber auch zwischen dem Snowpiercer und einem weiteren gekaperten Zug abspielten. Das alles hatte immer wieder packende Momente und smarte Einfälle, überzeugte auch dank einer starken Jennifer Connelly, einem widerlich-bösen Sean Bean und einer Unmenge an weiteren spannenden Figuren. Trotzdem bremsten immer wieder seltsame Inszenierungsentscheidungen, spürbare Budgetbeschränkungen bei der visuellen Umsetzungen und vermeintliche Ziellosigkeit der Gesamthandlung das Sehvergnügen aus, sodass am Ende der Eindruck haften bleibt, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre. Der Vergleich war ohnehin kaum zu gewinnen, aber fällt dann doch sehr deutlich aus: die Filmfassung macht den Punkt und es heißt 4,5:4,5 Unentschieden im Vergleich Serie gegen Film.

    Hannibal

    Die Finalpaarung diese ersten Specials im Bereich Serie gegen Film lässt zwei Vertreter beider Zünfte aufeinanderprallen, die im jeweiligen Metier als Meilensteine gelten. Entsprechend eng dürfte es hier nun werden. Es handelt sich um die Umsetzungen der weltbekannten Thomas Harris-Reihe rund um den kannibalischen Psychopathen Hannibal Lecter. Doch auch hier ist die Verfilmungshistorie doch etwas komplexer: Der erste Roman der Reihe „Roter Drache“ wurde bereits im Jahr 1986 als Manhunt von Michael Mann mit Brian Cox als Dr. Lecter und William L. Petersen als labiler Gegenspieler, Sympathisant und Ermittler William Graham verfilmt, ehe man für das eigentliche Sequel dann Anthony Hopkins in die ikonische Rolle Hannibals castete und diesen mit Das Schweigen der Lämmer zum Oscar-Preisträger machte. So wurde dann das Duell zwischen der ebenfalls oscarprämierten Jodie Foster Figur Clarice Starling einige Jahre später von Ridley Scott in Hannibal mit Julianne Moore fortgeführt, wobei Hopkins als quasi nicht mehr wegzudenken erhalten blieb und dann sogar nochmal im Remake von dem dann eigentlichen Prequel Manhunt unter der Regie von Brett Ratner mit dem Titel Roter Drache in die Rolle schlüpfte. (Das Prequel Hannibal Rising blenden wir hier mal bewusst aus.

    Dachte man also, die Performances von Hopkins und Foster aus dem Oscar-Meisterwerk seien auf ewig unerreichbar, wurde man ein Jahrzehnt nach Roter Drache dank Serienschöpfer Bryan Fuller eines besseren belehrt. Mit Hannibal lotete er dann in drei Staffeln die Ekel- und Brutalitätsgrenzen des Fernsehens komplett aus, kreierte einige Bilder, die – analog zu Aufnahmen aus Schweigen der Lämmer – einen noch Jahre später in die Albträume verfolgen. Mads Mikkelsen war dabei mehr als nur ein Glücksgriff und mit Lawrence Fishburne und Hugh Dancy waren auch die weiteren Hauptrollen kongenial besetzt. Regelmäßig kredenzte Fuller seinem Publikum köstliche Dinnersituationen, aus denen er einen dann mit dem nächsten Kapitalverbrechen wieder rausriss. On Top kamen dann unzählige Nebenfiguren, gespielt von namhaften Darstellenden, wie Gillian Anderson, Richard Armitage, Caroline Dhavernas oder Hettienne Park.

    Trotz aller audiovisueller Perfektion und der erzählerischen Tiefe, kam die Serie nicht im breiten Mainstream an, was zu einer Absetzung nach drei Staffeln führte – und damit dazu, dass es sich am Ende doch so anfühlt, als hätte man noch viel mehr zu erzählen gehabt. Dieser Wermutstropfen gleicht dann quasi den Malus der Filme aus, dass nach Schweigen der Lämmer die weiteren Teile merklich abfielen. So gibt es hier am Ende unserer Gegenüberstellung keine andere Option, als auch hier nochmal die Punkte zu teilen.

    Endstand im Duell Film gegen Serie: 5:5

    Jetzt werden wohl doch einige Leserinnen und Leser enttäuscht sein, dass es in der Dauerdiskussion auch in diesem Vergleich keinen Sieger gibt. Ob das meine Intention von Beginn an war, dürft ihr für euch entscheiden 😉 Tatsächlich soll dieses Special mehr Argumente dafür sammeln, dass es eben keine Pauschalantwort gibt, wann sich etwas in Serienform und wann auf der großen Leinwand besser erzählen lässt. Es hängt mehr davon ab, ob man die richtigen Leute vor und hinter der Kamera gewinnt, eine eindeutige Handschrift mitbringt und letztlich weiß, wie man mit einer Vorlage umzugehen hat, um dann die Vorteile des jeweiligen Mediums bestmöglich auszuschöpfen

    Film gegen Serie – weitere Beispiele

    Natürlich gibt es noch viele Adaptions-Paare, die es verdient hätten, hier vorgestellt zu werden. Damit diese nicht gänzlich unter den Teppich fallen, hier ein paar weitere Beispiele, bei denen man sich auch zwischen der Film- und Serien-Fassung entscheiden kann/muss/darf – oder schlicht mehr Material zum Schauen vor sich hat: So wurde auch der Robert Rodriguez-Vampirfilmklassiker From Dusk Till Dawn, zum Tim Burton Gruselfilm Sleepy Hollow gibt es ein serielles Format, die Jugendbuchreihe Percy Jackson wurde zuerst fürs Kino adaptiert ehe Ende 2023 die Disney+-Serie an den Start ging und auch Freunde von Guy Ritchies Snatch und The Gentlemen haben inzwischen nicht nur die Filme zur Verfügung sondern auch noch teils ergänzende, teils neu erzälte Serienfassungen.

    The Gentlemen ging bei Netflix in Serienform weiter – und bekommt eine zweite Staffel im kommenden Jahr © Netflix

    Eine Reihe betrüblicher Ereignisse kam sowohl mit Jim Carrey auf der Leinwand als auch Neil Patrick Harris bei Netflix bei Fans der Buchvorlage gut an, sogar der Fritz Lang-Klassiker M wurde 2019 von David Schalko nochmal mit verändertem Setting adaptiert und während Wolfgang Petersens Das Boot einst ohnehin schon als Serienversion existierte, aber in der Filmfassung Weltruhm erzielte, ist die Sky-Serie eher nur lose daran angelehnt, aber soll hier trotzdem noch aufgrund des gleichen Titels Erwähnung finden. Die Liste ließe sich natürlich schier endlos fortführen.

    Ausblick

    Ein Ende des Trends ist vorerst auch nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil! Denn derzeit laufen die Vorbereitung für die Neuverfilmung der erfolgreichsten Fantasyromanreihe aller Zeiten auf Hochtouren. Im kommenden Jahr werden sich die Fans der Harry Potter-Reihe damit auseinandersetzen müssen, ob es tatsächliche eine Neuverfilmung bereits nach so wenigen Jahren seit dem Filmfinale brauchte – und damit, ob nicht vielleicht doch die Serienform für die Buchreihe von Anfang an die bessere Erzählform hätte sein können. Es bleibt spannend und hier werdet ihr definitiv zum Start auch eine ausführliche Besprechung lesen können!

    Und auch kleinere Projekte, wie das Apple TV+-Remake von Cape Fear dürften die Dauerdebatte weiter am Köcheln halten. Und wer weiß: vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Dark Tower-Serienprojekt eines gewissen Mike Flanagan.

    Jan Werner

    Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

    • Jan Werner
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