Filmfans kamen in den letzten Jahren nicht mehr um A24-Filme herum. Denn obwohl sich die Produktionsfirma dem Independent-Kino widmet, erfuhr sie durch etliche Oscar-Nominierungen und der Einbindung von Topstars große Aufmerksamkeit.
2012 in New York gegründet, flimmerte im Jahr darauf der erste von A24 produzierte Film über die Leinwände. Niemand Geringeres als Roman Coppola – der Sohn von Francis Ford – nahm auf dem Regiestuhl Platz und inszenierte für Charlie’s Welt – Wirklich nichts ist wirklich riesige Schauspielernamen wie unter anderem Charlie Sheen, Bill Murray und Patricia Arquette. Coppolas Film war trotzdem sowohl bei Kritikern als auch Publikum ein ziemlicher Flop. Doch der Weg von A24 zeichnete sich bereits hier ab: Originale und originelle Geschichten, vielversprechende Köpfe hinter der Kamera und eine Mischung aus bekannten Stars und jungen Talenten, die aufgebaut werden sollen. 2013 erhielt die Firma als US-Verleih mit Harmony Korines Spring Breakers erste größere Aufmerksamkeit, 2014 produzierten sie dann unter anderem die spektakulären wie nachdenklichen Enemy von Denis Villeneuve und Under the Skin von Jonathan Glazer.
A24-Filme: Kreativ, besonders, visionär
Seitdem stehen A24-Filme für Kreativität und insbesondere Qualität. Ob mit Ex Machina (2015) ein philosophierender Sci-Fi-Film, mit Moonlight (2016) ein Oscar-prämiertes Familien- und Gesellschaftsdrama, mit It Comes at Night (2017) ein grandios inszenierter Horrorfilm oder mit Eighth Grade (2018) ein schrulligen Coming-of-Age-Film. Kaum ein Studio – wenn überhaupt eins – liefert in dieser Regelmäßigkeit interessante Ideen, die merklich der Vision des Regisseurs überlassen wurden. Ganz ohne Einschnitte auf Seiten der Produktionsfirma, um ein größeres Publikum anzusprechen. Und genau das macht das Erfolgsrezept von A24 aus, weswegen wir euch unsere liebsten A24-Filme vorstellen möchten. Die Auswahl begrenzt sich dabei auf Spielfilme; die ebenfalls sehr empfehlenswerten Dokumentarfilme Amy (2015) und De Palma (2016) wurden also nicht beachtet. Außerdem ist die Auflistung – natürlich – rein subjektiv. Über Diskussionen zu diesen spannenden Filmen oder warum der eine oder andere A24-Film es nicht in unsere Liste geschafft hat, freuen wir uns!
Die besten A24-Filme
- The Green Knight
- Der Schwarze Diamant
- Mid90s
- Saint Maud
- Waves
- Hereditary
- The Killing of a Sacred Deer
- First Cow
- Under the Skin
- Midsommar
The Green Knight
Ganz neu und damit noch die Kinoprojektoren (und teils die Gemüter) erhitzend, schafft es The Green Knight bereits in unsere Liste. Ja, hier werden einige genervt abwinken und sich fragen, wie man diesem so zähen Fantasy-Werk überhaupt etwas abgewinnen kann. Doch die Spannung, die der Film durchaus in sich birgt, ergibt sich hier nicht direkt aus der Geschichte, sondern im Nachdenken über den Film. Die Bilder ruhen teils gefühlt, teils tatsächlich minutenlang – und regen den Zuschauer dazu an, den Film, das eigene Nachdenken über den Film und damit in gewisser Weise sich selbst zu reflektieren. Gawain, gespielt von Dev Patel, reitet vollen Bewusstseins in den eigenen Tod. Ein Vorhaben, das wohl kaum jemand frohgemut mit Hopsasa-Lauf und pfeifender Leichtigkeit antreten dürfte. Nein, im Gegenteil, der Charakter schleppt sich zu der finalen Aufgabe. Schleppend – das dürfte wohl auch der präziseste Begriff sein, um die Inszenierung zu beschreiben.
Damit zwingt Regisseur David Lowery uns förmlich, uns nicht nur mit der oberflächlichen, als erstes in den Sinn kommenden Frage (Was würde ich an Gawains Stelle tun?) zu beschäftigen, sondern auch mit der Wahl der Motive und Bilder. Letztere sind wahnsinnig beeindruckend. Die Vorlage Sir Gawain and the Green Knight wurde dabei bereits um 1400 verfasst. Obwohl sich der Film einige Freiräume nimmt, weisen Details immer wieder auf den Originaltext hin. Auch die Skizzierung zu Fragestellungen über Ehre, Schuld, Scham und Verführung ist ähnlich vielschichtig wie in der mittelalterlichen Ritterromanze. Und noch etwas führt uns The Green Knight vor Augen: Daheim auf der Couch per Streamingdienst würden den Film wohl die meisten abbrechen. Nur im Kino kann die Geschichte überhaupt in den Bann ziehen. Filme brauchen eigene Räume, das zeigen uns mittlerweile nur zu wenige davon. Und allein dafür gebührt dem grünen Ritter eine Verbeugung.
Der Schwarze Diamant
Zugegeben: Wer Adam Sandler und Netflix in einem Satz liest, der stellt sich mit höchster Wahrscheinlichkeit auf reichlich flache Gags und eine vorhersehbare, vergessenswerte Story ein. Umso überraschender ist das, was man Anfang 2020 mit Der Schwarze Diamant beim Streamingsdienst präsentiert bekommen hat. In Deutschland blieb diesem ein Kinostart verwehrt. Dabei wäre die filmgewordene Hatz von Josh und Benny Safdie eigentlich prädestiniert für einen dunklen Saal und eine große Leinwand. Wer auch das vorherige Projekt der Safdie-Brüder mit Robert Pattinson, Good Time (2017), gesehen hat, der erkennt bereits in der noch kurzen Filmografie eine authentische, einzigartige Handschrift. In den Filmen der jungen Regisseure dominieren Atemlosigkeit, Reizüberflutung und Stress. Der Schwarze Diamant könnte nicht weiter von einem ruhigen Netflix-Abend entfernt sein. Gleichzeitig bieten die Filme einen Einblick in Milieus, die sonst in der Filmlandschaft fast komplett vernachlässigt werden.
Der Thriller zeigt dabei die Neuerfindung Adam Sandlers, der zwar wieder einen bemitleidenswerten Idioten verkörpert, aber gänzlich ohne Fäkalhumor als seriöser Charakterdarsteller überzeugt. Über zwei Stunden rauschen Synthie-Klänge, rasche Kamerafahrten und großartig gespielte, verachtenswerte Figuren an uns vorbei und lassen die Laufzeit wie im Fluge vergehen. Erstaunlich ist dann, dass trotzdem viele Bilder lange haften bleiben und man den Film trotz des permanenten Gefühls der Überforderung sofort nochmals schauen möchte. Adam Sandler als spielsüchtiger Diamantenhändler mit Hang zu fatalen Fehlentscheidungen beeindruckt nachhaltig. Und wenn man sich vom Schock am Ende des Films irgendwann mal erholt hat, wünscht man sich schnellstmöglich den Starttag von Hustle herbei, dem kommenden Nicht-Klamauk-Projekt des Komikers.
Mid90s
Beinahe alle von uns haben in ihrer Heimat diesen einen Spot, wo seit über 20 Jahren ein “Skaten verboten”-Schild hängt. Diese Relikte erinnern an eine Zeit in den 90er-Jahren, in denen Skatercrews nicht aus dem Straßenbild wegzudenken waren und kaum ein Gelände vor ihnen sicher war. Dieser Zeit hat Jonah Hill, selbst in den 90ern aufgewachsen, sein Regiedebüt Mid90s gewidmet.
Der Film erzählt die Geschichte vom 13-jährigen Stewie, der in schwierigen Verhältnissen lebt und nicht gerade die beste Beziehung zu seiner Mutter und seinem Bruder pflegt. Doch alles scheint sich zu ändern, als er die Skaterclique um Ruben und Ray kennenlernt. Sie führen ihn in eine Kultur ein, in der er sich zum ersten Mal wirklich akzeptiert fühlt. Hill nimmt das Publikum dabei mit auf eine Zeitreise in seine eigene Jugend und transportiert das Gefühl der Skaterkultur mit einer Emotionalität und Authenzität, die man wohl nur hinbekommt, wenn man diese Zeit selbst miterlebt hat.
Der Cast, allen voran Hauptdarsteller Sunny Suljic, transportiert das Gefühl von Freiheit und Akzeptanz mit einer Dynamik, durch die man regelrecht mit den Figuren mitfiebert und sich mit ihnen identifizieren kann, obwohl man die Zeit selbst vielleicht gar nicht miterlebt hat. Auf technischer Ebene sind es vor allem die Bilder von Kameramann Christopher Blauveit, die einen fast hypnotisch in die Straßenschluchten von Los Angeles entführen und die Zeit auf eine sehr lebendige Art und Weise zum Leben erwecken. Der Score von Trent Reznor und Atticus Ross rundet das Ganze schließlich noch wunderbar ab. Insgesamt ist Mid90s eine großartige Mischung aus Coming-of-Age-Film und einer Reise in die Zeit, als Tony Hawk über den Betten zahlreicher Jugendlicher hing und Skateshops der Dreh- und Angelpunkt einer ganzen Generation waren.
Saint Maud
Nach einem rätselhaften Schicksalsschlag kündigt die junge, introvertierte Katie (Morfydd Clark) nicht nur ihren Job als Krankenschwester, um als persönliche Pflegekraft für die schwerkranke Tänzerin Amanda (Jennifer Ehle) zu arbeiten. Sie ändert auch ihren Namen zu Maud (= mächtige Kämpferin). In der krebskranken Amanda sieht die strenggläubige Frau immer mehr eine Prüfung Gottes. Denn dieser scheint über Visionen und andere Anzeichen zu ihr zu sprechen.
Saint Maud ist ein sich langsam zum Höhepunkt steigender, psychologischer Horrorfilm, der das Publikum durch viele kleine Andeutungen und rätselhafte Szenen ködert, ohne wirklich viel zu verraten. Dabei lässt sich Saint Maud als clevere Antwort auf die Horrorfilme der 70er-Jahre lesen, in denen die Kirche und Priester als Männer Gottes noch der unumstößliche Heilsbringer waren, um Dämonen und den Teufel höchstpersönlich zu besiegen. Hier erscheinen der Glaube und die heroische Selbstaufopferung als äußerst zweifelhafter Fanatismus, der in ein erschütterndes, nachwirkendes Finale mündet.
Waves
In Waves kommen viele Zutaten zusammen, die bereits in vorangegangen A24-Filmen den charakteristischen Stil mit geprägt haben. Wie in Moonlight, Eighth Grade oder Mid90s wirft auch dieses Drama wieder ein Schlaglicht auf ein individuelles Schicksal, das stellvertretend vieles vereint, was seine ganze Generation im Leiden verbindet. Ganz speziell handelt Trey Edward Shults‘ Coming-of-Age-Geschichte von modernem Weltschmerz, dem Druck der von Eltern bewusst und unbewusst aufgebaut wird, wenn sie selbst eine Bilderbuch-Aufstiegsgeschichte hingelegt haben, aber auch von der Erbarmungslosigkeit des Schicksals, wenn nur eine einzige Entscheidung mit einem Schlag ein Leben komplett aus den Fugen heben kann. Konkret geht es eigentlich um zwei Geschichten, zwei Hälften, in die der Film zerteilt wird. Die zwar für sich allein stehen könnten und doch erst durch die Verbindung emotional volle Entfaltung erfahren.
Hälfte eins präsentiert uns eine von außen betrachtet vorbildhafte afroamerikanische Familie. Der Fokus dabei liegt hauptsächlich auf Tyler Williams (Kelvin Harrison Jr.) und der Beziehung zu seinem Vater (Sterling K. Brown), die sich maßgeblich auch auf alle seine weiteren Verbindungen, sein Handeln und seine seelische Verfassung auswirkt. In hypnotischen Bildern, die stilistisch stark an die ebenfalls von A24 produzierte Serie Euphoria erinnern, wird man gemeinsam mit Tyler einem verhängnisvollen Sog ausgesetzt. Die wie immer grandiose Filmmusik von Atticus Ross und Trent Reznor wird gepaart mit schauspielerischen Glanzleistungen im Minutentakt. Bei Schnitt und Kamera gelingt es zudem perfekt, verspielte Akzente einzubauen und trotzdem den roten Faden bei der Inszenierung zu wahren. Auch wenn der Bruch, der sich notwendigerweise nach dem Paukenschlag am Ende des ersten Kapitels ergibt, dafür sorgt, dass bis zum Ende etwas an Wucht eingebüßt wird, so wirkt Waves doch auch in Gänze lange nach.
Hereditary
Im Jahr 2018 produzierte A24 den Debütfilm eines Regisseurs, der seitdem ganz weit oben in den Toplisten rangiert, wenn moderne Horrorfilmemacher das Thema sind: Die Rede ist von Hereditary von Ari Aster. Irgendwo zwischen den nur auf den ersten Blick unvereinbaren Genres Familiendrama und Okkultismus-Horror beheimatet, erzählt Hereditary die Geschichte der Familie Graham, bestehend aus den Eltern Annie (famos aufspielend: Toni Collette) und Steve (Gabriel Byrne) sowie den beiden Kindern, dem älteren Bruder Peter (Alex Wolff) und seiner jüngeren Schwester Charlie (Milly Shapiro, die Entdeckung des Films). Die Grahams trauern um die Großmutter der Familie, die zu Beginn der Handlung stirbt und damit eine Reihe von mysteriösen Vorkommnissen und eine beispiellose Abwärtsspirale des Grauens in Bewegung setzt.
Bereits nach wenigen Einstellungen sticht einem die fast schon klinisch-präzise Inszenierung Asters ins Auge. Bis zum Ende der 127-minütigen Tour de Force kreiert der Amerikaner in seinem Erstlingswerk eine dichte und stets unheilschwangere Atmosphäre, die wie ein alles erdrückender Schleier über der Handlung liegt. Dabei verzichtet Aster fast vollständig auf bekannte Horror Tropes oder Jump Scares aus der Retorte. Hereditary ist ein Film, der mit jedem Anschauen weiterwächst und sich nachhaltig im Gedächtnis festsetzt. Absoluter Schaubefehl für alle, die mit dem Genre auch nur im Entferntesten etwas anfangen können.
The Killing of a Sacred Deer
Yorgos Lanthimos macht ganz besondere Filme. Darauf können sich vermutlich alle einigen, die schon mal ein Werk des griechischen Regisseurs gesehen haben. Und The Killing of a Sacred Deer macht da beileibe keine Ausnahme. Der mit Colin Farrell, Nicole Kidman und Barry Keoghan prominent besetzte Mystery-Thriller, ist ein durch und durch unangenehmer Film. Wie auch bei Hereditary ist die uns anfangs gezeigte Familienidylle natürlich nur oberflächlicher Natur und offenbart in den folgenden zwei Stunden eklatante Abgründe.
Denn als der 16-jährige Martin in das Leben von Steven (Farrell) und Anna (Kidman) Murphy tritt, bleibt kein Stein auf dem anderen und es offenbart sich schnell, dass hier nichts ist, wie es zu sein scheint. The Killing of a Sacred Deer erzählt eine irre Geschichte, die man so vorher sicherlich noch nie gesehen hat. An der Grenze zur absoluten Brillanz inszeniert, immer mindestens doppelbödig unterfüttert und dabei stets überraschend entrückt. Sicherlich kein Film für jede Gelegenheit, noch weniger für jede Stimmung. Aber ganz gewiss ein Film, den es zu erkunden lohnt und der einen mit seiner hintergründigen Bösartigkeit nicht mehr loslassen wird.
First Cow
Für nicht Wenige war Kelly Reichardts First Cow ein unerwarteter Höhepunkt der Berlinale 2020. Der Abenteuerfilm braucht keine teuren Effekte, keine großen Stars, keine wendungsreiche Geschichte, um sein Publikum zwei Stunden lang zu fesseln. Manchmal reicht dazu ein einziger Wiederkäuer mit großen Kulleraugen. Die Geschichte handelt von Koch Otis „Cookie“ Figowitz (John Magaro), der sich in der Zeit der Kolonialisierung Oregons einer Bande von Fellsammlern anschließt. Kurz darauf lernt der naive Gutmensch den findigen, aber gleichzeitig auch flüchtigen Chinesen King-Lu (Orion Lee) kennen und eine ungewöhnliche Freundschaft nimmt ihren Lauf. Gemeinsam mit der titelgebenden Kuh bauen die Freunde und Geschäftspartner ein Unternehmen auf, indem sie mithilfe der Kuhmilch ein neuartiges Gebäck kreieren, das bei jeder Verkostung zu betören weiß. Das geht jedoch nur solange gut, bis ihnen der eigentliche Besitzer der Milchquelle auf die Schliche kommt.
First Cow hat einige clevere inszenatorische Einfälle, traumhafte Landschaften und genau die richtige Prise Humor. Ein paar der Dialoge könnten, was die Skurrilität betrifft, fast von den Coen-Brüdern stammen und Toby Jones spielt einen Antagonisten à la Christoph Waltz mit Bravour. Was den kleinen Western jedoch so einzigartig macht, ist die Dynamik zwischen Cookie, King-Lu und ihrer Kuh. Die unausgesprochene Romantik der Männerfreundschaft und die heutzutage surreal wirkende Idylle komplettieren ein nostalgisches Filmerlebnis, das kein Herz unberührt lässt.
Under the Skin
Im Grunde erinnert die Idee fast ein wenig an John Carpenters Sie leben: Was ist, wenn unter uns Aliens leben und wir es nicht bemerken? Doch Jonathan Glazer kehrt die Perspektive um und stellt basierend darauf komplett andere Fragen als der Actioner aus den 1980er Jahren. Durch die Augen des Aliens, steckend in Scarlett Johanssons Körper, fragen wir uns neugierig: Was ist die Natur des Menschseins? Wie nimmt ein Außenseiter, ein Alien, unsere Welt wahr? Zuerst lockt das Alien die Menschen durch primitive sexuelle Anreize in die Falle, saugt das Fleisch aus deren Haut und sucht das nächste Opfer. Doch bald entwickelt die Täterfigur, das Alien, mehr als nur oberflächliche Faszination für den Menschen. Sie möchte gar zu einem werden und endlich das erfüllen, was ihre Lockungen zuvor nur versprochen haben.
Dafür findet Glazer bereits für die Anfangssequenz irre metaphorische Bilder und erzeugt von Beginn an eine zutiefst unangenehme Atmosphäre. Unterstützt wird diese vom großartigen minimalistischen wie präsenten Soundtrack von Mica Levi. Scarlett Johansson füllt die Rolle grandios aus und stellt sich hier komplett in den Dienst des Filmes; sie spielt, als wäre nichts Menschliches unter ihrer Oberfläche. Under the Skin fühlt sich als Film an wie das, was die Protagonistin ist: Ein Fremdkörper. Und geht dabei auch nach dem Abspann noch unter die Haut.
Midsommar
Bereits mit Hereditary zauberte A24 einen der stärksten Horrorfilme der 2010er-Jahre aus dem Hut. Regisseur und Drehbuchautor Ari Aster war mit nur einem Film in aller Munde, entsprechend groß war die Vorfreude auf Midsommar. Denn der US-Amerikaner seziert meisterhaft soziale Beziehungen, um den innewohnenden Horror freizulegen. Während Hereditary die Familie und das Erbe vorhergehender Generationen als den Hort schrecklicher Spannungen auslotete, steht in Midsommar eine toxische Liebesbeziehung im Mittelpunkt.
In zum Teil quälend langen 148 beziehungsweise 171 Minuten (Director’s Cut) durchläuft die Hauptfigur Dani (Florence Pugh) alle Phasen der Trauer, um sich von ihrem Freund Christian (Jack Reynor) loszusagen. Aster erzählt diese im Grunde positive Entwicklung auf verstörende Weise anhand des Mittsommerfestes, das die fünf Hauptfiguren um Dani in Schweden feiern. Bei durchweg grellem Sonnenlicht entfaltet sich während der Festlichkeiten ein kaum greifbares, aber stetig nagendes Bedrohungsgefühl, das mit einer deftigen Portion Culture Clash kombiniert wird. Denn das Sprichwort „andere Länder, andere Sitten“ interpretiert Aster hier in besonders schmerzhafter und schwer zu vergessender Weise.
Weitere empfehlenswerte A24-Filme
Auch den Autor dieser Zeilen schmerzt es, dass es der mit dem Oscar für den Besten Film ausgezeichnete Moonlight oder der großartige Ex Machina nicht in unsere Liste geschafft hat. Wir erheben also keinerlei Ansprüche auf Vollständigkeit. Im Spektrum der äußerst vielfältigen A24-Filme wären definitiv auch noch zwei der herausragendsten Coming-of-Age-Filme der letzten Jahre zu nennen: Eighth Grade und Lady Bird. Im Horror-Genre fallen direkt die Werke Robert Eggers‘, The Witch und Der Leuchtturm, ins Auge. Paul Schraders First Reformed verdient noch deutlich mehr Aufmerksamkeit, genauso wie Denis Villeneuves ruhig erzählter Enemy. Minari weiß, zu Tränen zu rühren, während Climax einen aufputschenden Trip verspricht und The Lobster eine sonderbare Dystopie mit wunderbar skurrilem und unterschwelligem Humor unterfüttert. Auch anstehende A24-Filme wie Lamb oder The Tragedy of Macbeth klingen vielversprechend. Wir jedenfalls freuen uns schon auf die filmische Zukunft der Produktionsfirma.
Aber nun zu euch: Was sind eure liebsten A24-Filme? Und welche könnt ihr partout nicht ausstehen?
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